Syngenta und ChemChina erhalten von US-Behörde Fusions-Freigabe
Basel – In den USA hat der chinesische Chemiegigant ChemChina mit Blick auf die geplanten Übernahme des Basler Agrochemiekonzerns Syngenta eine wichtige Hürde genommen. Der Ausschuss für ausländische Investitionen in den USA (CFIUS) hat den 43-Milliarden-Dollar-Deal freigegeben. An der Börse klettern die Syngenta-Aktien stark in die Höhe, hatten doch viele Marktteilnehmer mit einem negativen CFIUS-Votum gerechnet.
Damit dürfte der Kauf wie geplant bis Jahresende abgeschlossen werden, gab sich Syngenta am Montag zuversichtlich. In der Tat wurde mit dem CFIUS der grösste Stolperstein für die Transaktion aus dem Weg geräumt, meinen Experten. Noch ist der Weg für die Übernahme zwar nicht ganz frei. Zahlreiche Regulierungsbehörden weltweit müssen ihre kartellrechtliche Prüfung noch abschliessen.
Mit der Zustimmung aus den USA ist die grösste Hürde somit geschafft. Syngenta hat dort mehrere Standorte. Der Konzern erwirtschaftet fast ein Viertel seines Umsatzes in Nordamerika und ist dort der grösste Anbieter von Pestiziden sowie auch ein wichtiger Player im Saatgut-Markt.
Sorge um US-Landwirtschaft
In den USA gab und gibt es starken Gegenwind für die Übernahme. Senatoren verschiedener Bundesstaaten, vor allem aus sogenannten Farmer-Bundesstaaten, äusserten ihre Bedenken. Eine stärkere ausländische Kontrolle über wichtige Teile der US-Nahrungsmittelproduktion könnte die nationale Versorgungssicherheit gefährden, monierten die Politiker.
Es müsse sichergestellt werden, dass der Wettbewerb unter den globalen Akteuren in der Saatgut- und Chemieindustrie nicht verringert werde. US-Landwirte könnten dadurch geschädigt werden, hiess es weiter. Syngenta wehrte sich gegen diese Vorwürfe.
Auch in der Schweiz wurden Bedenken wegen der Übernahme laut, diese bezogen sich aber hauptsächlich auf die Arbeitsplätze. Bundespräsident und Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann bemühte sich, die Sorgen zu zerstreuen.
Konsolidierungsdruck in der Branche
Eine Übernahme von Syngenta hatte sich bereits vor den Avancen von ChemChina abgezeichnet. So wehrte der in Basel ansässige Konzern mehrere Übernahmeversuche des US-Konkurrenten Monsanto ab – und zog wegen der Ablehnung heftige Kritik von Aktionären auf sich.
Die gesamte Branche befindet sich derzeit in einem tiefgreifenden Umbruch. Das Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln und Saatgut steht wegen niedriger Getreidepreise, den Turbulenzen in den Schwellenländern und der Rezession in Brasilien seit einiger Zeit unter erheblichem Druck.
Um die Marge zu erhöhen, versuchen die Chemieunternehmen die Kosten zu senken – Fusionen, die Synergien bringen, helfen dabei. Der im Dezember auf den Weg gebrachte Zusammenschluss von Dow Chemical und DuPont schafft einen neuen Branchenriesen. Der deutsche Konzern Bayer strebt die Übernahme des Saatgut- und Pflanzenschutz-Konzerns Monsanto aus den USA an.
Durch die Übernahme von Syngenta könnte die chinesische ChemChina ein wichtiger globaler Mitspieler in der Branche werden. Gelingt die Transaktion, wäre dies die bisher grösste chinesische Übernahme im Ausland. Der Kauf ist auch ein wichtiger Schritt in der Strategie Chinas, die Entwicklung seiner Landwirtschaft durch moderne Methoden wie Biotechnologie und eine Konsolidierung der Branche voranzubringen.
Aktie schiesst hoch
Wohl auch aus Sorge, die USA könnte den Deal blockieren, hielten sich die Aktionäre bisher zurück. Die Syngenta-Aktie notierte noch am Freitag mit 380,80 CHF deutlich unter den gebotenen 465 USD zuzüglich einer Sonderdividende von 5 CHF je Aktie. Weil noch nicht alle Genehmigungen vorlagen, verlängerte ChemChina die Frist für die Annahme der Offerte bereits zweimal, sie läuft noch bis zum 13. September.
Nachdem die US-Behörden nun grünes Licht gegeben haben, griffen die Investoren am Montag zu. Die Syngenta-Aktien schlossen 10,6% höher auf 421,20 CHF. Viele Investoren seien wohl von dem positiven Entscheid auf dem falschen Fuss erwischt worden, meinen Händler mit Blick auf den Kurssprung.
Der Entscheid der CFIUS bringe ChemChina nun dem erfolgreichen Abschluss der Übernahme von Syngenta einen grossen Schritt weiter, heisst es etwa bei der ZKB. Nun brauche es noch die Entscheide von Wettbewerbsbehörden aus aller Welt. Dabei stünden die Anti-Trust-Behörden Europas, den USA oder aus Brasilien im Fokus, ergänzt der Bernstein-Experte. (awp/mc/upd/ps)