Valora wächst in H1 – verdient aber deutlich weniger

Michael Mueller

Valora-CEO Michael Mueller. (Foto: Valora/Flickr)

Muttenz – Valora ist auf Wachstumskurs: Der Handelskonzern hat in der ersten Jahreshälfte auch dank einer Übernahme mehr Backwaren und Brezel verkauft. Dagegen kam der Detailhandel mit Kiosken und Avec-Läden nicht so recht vom Fleck. Zudem machte eine Altlast der Handelssparte Valora beim Gewinn einen Strich durch die Rechnung.

Insgesamt setzte Valora in den ersten sechs Monaten 1,04 Milliarden Franken um, das sind 7,6 Prozent mehr als im Vorjahreshalbjahr. Ohne den Rückenwind durch Wechselkurseffekte hätte das Wachstum allerdings lediglich 4,5 Prozent betragen, wie Valora am Mittwoch bekanntgab.

Für einen Wachstumssprung von über einem Drittel im Verpflegungssegment Food Service sorgte die Übernahme des deutschen Selbstbedienungsbäckers Backwerk. Aber auch aus eigener Kraft konnte das Segment, zudem auch die Brezelbäcker Brezelkönig und Ditsch zählen, wachsen.

Harter Winter und sinkende Presseverkäufe
In der immer noch deutlich grösseren Sparte Detailhandel erreichte Valora insbesondere dank mehr selbst betriebenen Verkaufsstellen in Deutschland ein Plus von 3,2 Prozent. Ohne diese wäre das Geschäft aber kaum vom Fleck gekommen. Vier harte Wintermonate, verbunden mit einer Grippewelle, vermiesten Valora in Deutschland das Geschäft. «Normalerweise geben wir nicht dem Wetter die Schuld, aber dieses Jahr hatte es einfach einen grossen Einfluss», sagte Valora-Chef Michael Mueller vor den Medien.

Die wesentlichste Veränderung habe sich allerdings bei der Presse gezeigt: Nachdem sich in der Schweiz Zeitungen und Magazine schon seit einigen Jahren nicht mehr so gut verkaufen, hat diese Entwicklung nun auch Deutschland erfasst. Die Umsatzeinbussen konnte Valora zwar mit mehr Tabakverkäufen abfedern, doch schlug dies aufgrund der tieferen Margen in dem Geschäft auf die Profitabilität. Valora habe nun Massnahmen ergriffen, um diese Entwicklung auffangen zu können, sagte Mueller. So will Valora mit neuen Produkten wie Tabak-Dampfgeräten (E-Smoking) gegensteuern.

In der Schweiz, wo Valora immer noch zwei Drittel Prozent seines Detailhandelsumsatzes erwirtschaftet, lief es dagegen wieder besser. Zwar ging der Umsatz weiterhin zurück, schloss Valora doch über 20 Standorte. Doch auf vergleichbarer Fläche stabilisierte sich der Umsatz.

Zuversichtlich für SBB-Neuausschreibung
Valora setzt insbesondere auf ein neues Avec-Ladenkonzept, bei dem Kunden mit selbstgemachten Sandwiches und Snacks angelockt werden sollen. Kürzlich eröffnete der erste Avec mit dem Konzept in Bern. Mit neuen Ladenformaten will sich Valora darauf vorbereiten, die von der SBB neu ausgeschriebenen Bahnhofsflächen zu verteidigen oder gar neue zu ergattern. Die SBB hat kürzlich das Rennen um 265 Flächen per 2021 eröffnet, etwas mehr als 200 davon gehören heute zu Valora.

Dabei helfen soll auch finanzielle Flexibilität. «Deshalb bin ich sehr froh über die operativen Fortschritte in der Schweiz», sagte Mueller.

Über die gesamte Gruppe legte der Betriebsgewinn (EBIT) um 3,8 Prozent auf 36,0 Millionen Franken zu und wuchs damit etwas langsamer als der Umsatz. Ein Sondergewinn im Vorjahr sei durch den Ergebnisbeitrag von Backwerk, organischem Wachstum und positiven Währungseinflüssen überkompensiert worden, sagte Mueller. Für das Jahresziel von rund 90 Millionen Franken sieht sich Valora auf Kurs.

Unter dem Strich blieben im ersten Halbjahr 21,0 Millionen Franken Reingewinn, das sind knapp 13 Prozent weniger als im Vorjahr. Grund für den Taucher ist eine Wertberichtigung in den nicht weitergeführten Geschäftsbereichen. Nach unten korrigiert wurde der sogenannte Earn-Out der verkauften Handelssparte. Earn-Out-Komponenten werden abhängig vom Erreichen bestimmter Erfolgsziele erst zu einem späteren Zeitpunkt ausbezahlt. Die Handelssparte erreichte unter dem Käufer Aurelius nicht alle Erfolgsziele.

Mit den Gewinnzahlen konnte Valora die Markterwartungen nicht ganz erfüllen, die Aktien gaben am Mittwoch 6,7 Prozent nach. (awp/mc/pg)

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