Der scheidende Novartis-VRP Daniel Vasella. (Foto: Novartis)
Basel – Der scheidende Novartis-Verwaltungsratspräsident Daniel Vasella hat in seiner Rede an der heutigen Generalversammlung in Basel seine Zeit bei Novartis Revue passieren. Er gestand Fehler hinsichtlich des vereinbarten und später zurückgenommenen Konkurrenzverbots ein. Vorausblickend gab sich Vasella überzeugt, dass der Pharma-Konzern im laufenden Geschäftsjahr ein «starkes und nachhaltiges Resultat» erzielen kann. Die Anträge des VR wurden allesamt genehmigt.
«Die Reaktionen sind keineswegs spurlos an mir vorbeigegangen», sagte Vasella. Er akzeptiere die öffentliche Kritik an seiner Abgangsentschädigung. «Ich habe zwei vermeidbare Fehler gemacht.» Der erste sei, den Vertrag überhaupt auszuhandeln und der zweite, zu glauben, dass der Verzicht auf eine Entschädigung zugunsten einer gemeinschaftlichen Unterstützung etwas Positives sei. Er sei nicht immer ein einfacher Verhandlungspartner gewesen, auch für den Verwaltungsrat, so Vasella weiter. Die jüngsten Entwicklungen hätten indes gezeigt, dass Transparenz als Regulativum funktioniere. Sie hätten weiter gezeigt, dass die Reaktionen der Aktionärinnen und Aktionäre auch ohne regulativen Druck ernst genommen würden.
Mehr Dialog zwischen Politik und Wirtschaft
Im Weiteren rief der scheidende VRP zu einem Intensivierung des Dialogs zwischen Privatwirtschaft und Staat auf. Damit könne eine Vertiefung der Krise vermieden werden. «Kurzfristig orientiertes, politisches Kalkül kann der Gesundheitswirtschaft hohen Schaden zufügen», kritisierte Vasella. Hingegen verwahrte er sich dagegen, Wahlhelfer der Minder-Initiative zu sein. «In den vergangenen Monaten wurde ich zum Wahlhelfer der Minder-Initiative erklärt. Dies unterschlägt die Tatsache, dass die Initiative schon seit Monaten einen Vorsprung gegenüber dem Gegenvorschlag hat», so der VRP.
Zuversicht für weitere Entwicklung des Konzerns
Was Novartis angehe, blicke er zuversichtlich in die Zukunft: «Ich bin überzeugt, dass Novartis an die starken Leistungen der Vergangenheit anknüpfen kann». Für 2013 stellt er ein «starkes und nachhaltiges Resultat» in Aussicht. Abschliessend bedankte sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr grosses Engagement und hochprofessionelle Arbeit. Vasella übergibt das VR-Präsidium nach insgesamt mehr als 25 Jahren bei Novartis, davon 17 Jahren in leitender Funktion.
CEO bestätigt Ausblick
CEO Joseph Jimenez bestätigte in seiner Rede den zuletzt an der Bilanzpressekonferenz abgegebenen kurz- und mittelfristigen Ausblick. Für das Jahr 2013 rechnet der CEO so weiterhin zu konstanten Wechselkursen mit einem Nettoumsatz auf dem Niveau des Jahres 2012. Aufgrund von Generikakonkurrenz von bis zu 3,5 Mrd USD sowie weiteren Investitionen in Neueinführungen dürfte 2013 das operative Kernergebnis des Konzerns demnach bei konstanten Wechselkursen voraussichtlich einen Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich aufweisen. Ab der zweiten Jahreshälfte 2013 soll laut Jimenez das Wachstum wieder einsetzen. Und für die Jahre 2014 und 2015 geht Novartis von Umsatz-Wachstumsraten bei konstanten Wechselkursen mindestens im mittleren einstelligen Prozentbereich aus.
Alle Anträge genehmigt
Anschliessend stimmten die 2688 Aktionäre, die 1,66 Mrd Aktienstimmen oder 61,5 d% der ausgegeben Aktienstimmen vertraten, allen Anträgen des Verwaltungsrates zu. Auch die zuvor heftig diskutierten Traktanden Entlastung des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung sowie die Konsultativabstimmung zum neuen, ab 2014 gültigen Vergütungssystem fielen deutlich im Sinne des VR aus. Mit insgesamt rund 20 Rednern hielten sich auch die Wortmeldungen der Aktionäre und Aktionärinnen in Grenzen.
Nachdem die GV unter Traktandum 1 die Jahresrechnung mit 98,0% der Aktienstimmen verabschiedet hatte, wurde auch dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung mit 93,3% der Aktienstimmen Entlastung erteilt. Mit 99,3% wurde die Dividendenerhöhung auf 2,30 von 2,25 CHF je Aktie verabschiedet.
78% für neues Vergütungssystem
Mit 78,3% Zustimmung für das neue, ab 2014 gültige Vergütungssystem des Konzerns in der nicht bindenden Konsultativabstimmung fiel der Ja-Stimmenanteil deutlich höher aus als noch vor zwei Jahren. Damals stimmten nur rund 61% dem Vergütungssystem zu. Eine solche Konsulativabstimmung ist bei Novartis mindestens an jeder dritten Generalversammlung vorgesehen. An dieser GV kam das System zur Abstimmung, weil bedeutende Änderungen vorgesehen waren. (awp/mc/pg)