Haag – Der Vakuumventil-Hersteller VAT sieht sich wegen des schwachen Geschäftsgangs zur Einführung von Kurzarbeit genötigt. Für rund 650 Produktionsmitarbeitende in den beiden Werken in Haag wurde Kurzarbeit eingeführt.
VAT begründet die Kurzarbeit in einer Mitteilung vom Donnerstag mit dem derzeitigen wirtschaftlichen Abschwung, der die stark gesunkenen Ausgaben von Halbleiterkunden im Hinblick auf verlangsamte Konsumausgaben, anhaltend hohe Zinssätze sowie das geringere Wirtschaftswachstum widerspiegle. Ausserdem werde die Halbleiterproduktion durch zunehmend angespannte Handelsbeziehungen – insbesondere zwischen den USA und China – weiter geschwächt.
VAT hatte bereits Mitte April mit den Zahlen zum ersten Quartal über einen schwachen Geschäftsgang berichtet. Während der Umsatz im Startquartal dank des Auftragsbestandes «lediglich» um etwas mehr als 10 Prozent zurückgegangen ist, brach der Auftragseingang im Vergleich zur selben Periode des Vorjahres um mehr als die Hälfte ein.
Schuld an diesem Rückgang war insbesondere das Halbleitersegment. VAT sah dies damals als «typische Reaktion auf die Neuausrichtung der Produktionspläne und Lagerbestände der OEMs». Entsprechend düster war im April auch schon der Ausblick für das Gesamtjahr 2023. Demnach rechnet das Unternehmen mit einem Rückgang von Umsatz, operativem Gewinn und Reingewinn. Die operative Gewinnmarge (EBITDA) soll im Gesamtjahr am unteren Ende des Zielkorridors von 32 bis 37 Prozent zu liegen kommen.
Massnahme kann verlängert werden
Die nun angekündigte Einführung von Kurzarbeit sei von den St. Galler Behörden für die Dauer von drei Monaten bis Ende August bewilligt worden, hiess es weiter. Bei Bedarf könne sie auch verlängert werden.
Mit der Massnahme will VAT die bestehende Belegschaft möglichst weiter beschäftigen. Das Kurzarbeitsprogramm ermögliche es, fachlich gut ausgebildete Mitarbeitende zu halten und über die nötigen Ressourcen für die weiterhin 2024 erwartete Belebung der Nachfrage zu verfügen, so die Mitteilung.
Weiter geht VAT davon aus, dass sich die Kurzarbeit nicht negativ auf die Kunden oder die Produktqualität auswirken wird. Diese Überzeugung nährt sich aus den Erfahrungen von 2018 und 2019, als wegen des schweren Markteinbruchs bereits ein ähnliches Programm umgesetzt wurde.
VAT erwartet weiterhin, dass die Nachfrage im zweiten Semester 2023 gedämpft bleiben wird und eine Erholung erst 2024 einsetzen wird. Diese Erholung werde von langfristigen Treibern wie der globalen Digitalisierung und dem Übergang zu erneuerbaren Energien gestützt.
Aus diesem Grund wird auch weiterhin am Standort Schweiz investiert, unter anderem in ein Innovationszentrum in Haag. Dieses soll voraussichtlich Anfang 2025 in Betrieb genommen werden. (awp/mc/ps)