Baar – Die Generalversammlung des Bauchemiekonzerns Sika am Dienstag in Baar ZG stellte sich als Wiederholung heraus. Sowohl der Verwaltungsrat als auch die Erbenfamilie beharrten auf ihren Standpunkten. Einzige kleine Erkenntnis bleibt, dass die Erbenfamilie zu keinerlei Kompromissen bereit zu sein scheint.
Nach genau fünf Stunden und ungefähr 40 Rednern war am Dienstag in der Waldmannhalle in Baar ZG Schluss. Sika-Verwaltungsratspräsident Paul Hälg schloss die Generalversammlung des Bauchemiekonzerns mit dem Dank an die Aktionäre und der Bemerkung, dass die Versammlung denkwürdig gewesen sei.
Tatsächlich in Erinnerung bleiben wird davon jedoch nur die Verhärtung der Fronten. Insbesondere die Vertreter des Mehrheitsaktionärs, die in der Halle in der Minderheit waren, zeigten sich unversöhnlich. SVP-Rechtsprofessor Hans-Ueli Vogt, der die Erbenfamilie rechtlich beraten hatte, sprach von Waffen. Urs Burkard, der Familiensprecher, verglich den Streit mit einem Feldzug. «Der Verwaltungsrat kann eine Schlacht gewinnen aber nie den Krieg gegen den Hauptaktionär», sagte er.
Er sprach dabei den Umstand an, dass das Zuger Kantonsgericht in einem ersten Entscheid die Position des Verwaltungsrates stützte. Was Burkard genau mit Krieg meinte, deutschte später Urs Schenker aus. Schenker ist der Anwalt der Erbenfamilie und hat den Verkauf von Sika an Saint Gobain eingefädelt. Er machte den Aktionären und vor allem den Verwaltungsräten klar, dass sich am Schluss in jedem Fall die Erbenfamilie durchsetzen werde.
Verwaltungsrat ohne Zukunft
Die Geschichte kenne nämlich nur zwei Enden. Entweder gäben die Gerichte schliesslich der Schenker-Winkler-Holding (SWH) und damit der Erbenfamilie Recht – in diesem Fall werde Sika wie geplant an Saint Gobain verkauft. Oder die Gerichte stellten abschliessend fest, dass der Verwaltungsrat im Recht sei, was jedoch nichts an den Besitzverhältnissen ändere. Die Familie werde dann Sika mit einem neu zusammengestellten Verwaltungsrat führen, sagte er.
Verhandlungen mit dem bisherigen Aufsichtsgremium werde es jedenfalls ganz sicher keine geben. Zu den Aktionären sagte er: «Sehen sie ein, dass dieser Verwaltungsrat keine Zukunft hat.»
Auf dieses Ziel arbeitete die Erbenfamilie an der Generalversammlung auch hin. Mit ihrer Stimmkraft von 53% bei einem Aktienkapitalanteil von lediglich 16% schmetterte die Familie jeden Antrag ab, der den Fortbestand des bisherigen Verwaltungsrates befördern könnte. So werden die Sika-Verwaltungsräte auch für die Jahre 2016 und 2017 nicht entschädigt. Vor einem Jahr hatte SWH bereits die Vergütung für das Jahr 2015 abgelehnt.
Ebenfalls durchgesetzt hat sich die Erbenfamilie beim Traktandum Dividende. Den Aktionären wurde nur eine um 23% erhöhte Ausschüttung gewährt. Der Verwaltungsrat hat eine Erhöhung um 31% vorgeschlagen. Schliesslich verweigerte der Mehrheitsaktionär allen unabhängigen Verwaltungsräten die Entlastung.
Bei den Wahlen dagegen beschränkte der Verwaltungsrat, wie schon in den Vorjahren, die Stimmrechte der Erbenfamilie auf 5%. Nur dank dieser Beschränkungen wurden die sechs unabhängigen Verwaltungsräte gewählt. Damit sind die Positionen für ein weiteres Jahr bezogen. «Wir stehen nach wie vor stolz zu diesem Vertrag mit Saint Gobain», sagte Familiensprecher Urs Burkard. «Die Zeichen stehen weiter auf Konfrontation», schloss Verwaltungsratspräsident Paul Hälg. (awp/mc/ps)