Vertrauen in Schweizer Wirtschaft leidet unter politischem Meinungsklima

Basel – Das öffentliche Meinungsklima gegenüber der Schweizer Wirtschaft hat sich laut dem Reputationsindex SERX im dritten Quartal 2020 wieder verschlechtert. Erstmals seit dem Ausbruch der Corona-Krise rücken vermehrt wieder soziale Themen auf die Agenda.

Verantwortlich für die Reputationsverluste ist laut dem Beratungsunternehmen Commslab vor allem die kritischere sozial-moralische Bewertungsperspektive mit Bezug zur Schweizer Wirtschaft, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Studie hervorgeht.

Daneben hätten aber auch die negativen ökonomischen Auswirkungen der Krise auf die Halbjahresergebnisse der Unternehmen einen negativen Einfluss gehabt.

Meinungsklima wieder politischer
«Im ersten Halbjahr hat sich die öffentliche Wahrnehmung noch auf die Frage konzentriert, was Unternehmen zur Unterstützung des Schweizer Wirtschaftsstandorts beitragen», sagt Commslab-Chef Daniel Künstle. Dabei sei eine überwiegend positive Bewertung durchgedrungen.

Nun würden aber wieder stärker negativ konnotierte und sozialmoralisch aufgeladene Themen das Meinungsklima dominieren. Konkret verlor der Swiss Economy Reputation Index (SERX) von Anfang Juli bis Ende September 2,1 Indexpunkte und liegt neu bei einem Wert von 90,6 Indexpunkten.

«Es ist wohl kein Zufall, dass mit Blick auf die anstehenden Abstimmungen von Konzernverantwortungs- und Kriegsgeschäften-Initiativen nun eine Vielzahl von als rechtlich und moralisch fragwürdig taxierten Themen seitens der Medien bewirtschaftet werden», erklärt Künstle den Reputationseinbruch.

Banken bauen wieder ab
Konkrete Beispiele dieser neuen Skandalisierungswelle seien neben nationalen Ereignissen wie der Kartelluntersuchung der Weko gegen Detailhändler verstärkt auch internationale Ereignisse mit Bezug zur Schweizer Wirtschaft wie etwa die Lücken bei der Geldwäschereibekämpfung.

Unter den Verlierern im Reputationsranking auf Sektorebene sind gemäss den neusten Zahlen zum SERX demnach auch die nationalen Banken. Letztere standen bisher noch unter den Reputationsgewinnern der Krise, da die schnelle Abwicklung von Corona-Krediten positiv wahrgenommen wurde.

Aber auch ökologische Aspekte mit Bezug zu aktuellen politischen Themen («Konzernverantwortungsinitiative») rücken laut Commslab wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Dazu zähle etwa das Verhalten von Schweizer Unternehmen bei der Ölförderung im Amazonas oder der Export von Pestiziden.

Das Basler Beratungsunternehmen Commslab analysiert quartalsweise in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich die Berichterstattung über 157 Unternehmen in Schweizer und internationalen Medien. Daraus wird der Swiss Economy Reputation Index (SERX) errechnet. (awp/mc/ps)

Commslab
Universität Zürich

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