Victoria-Jungfrau Collection: Umsatzminus und Verlust
Hotel Victoria Jungfrau in Interlaken.
Interlaken – Die Zeiten für die 5-Sterne-Hotellerie sind nicht einfach. Entsprechend hat auch die Luxushotel-Gruppe Victoria-Jungfrau Collection zu kämpfen und muss für das vergangene Geschäftsjahr 2012 einen Verlust ausweisen. Dennoch wird weiter investiert, man will die Traditionshäuser für die Gäste attraktiv halten. Die Aktionäre müssen allerdings erneut auf eine Dividende verzichten.
«Das schwierige Umfeld wird auch noch einige Jahre anhalten. Aber in unserer 100jährigen Geschichte hat es immer Höhen und Tiefen gegeben», sagte der scheidende Verwaltungsratspräsident Peter Bratschi auf der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Die Hotels seien gut aufgestellt, die Finanzierung mit Eigenmitteln von über 50% komfortabel.
Umsatz fällt trotz mehr Logiernächten
Erfreulicherweise stiegen die Logiernächte um 8,5% auf fast 148’000, dennoch ging der Umsatz um 4,1% auf 72,1 Mio CHF zurück. «Mehr Logiernächte heisst noch nicht, dass wir mehr Geld verdienen», so Bratschi. Der Bruttobetriebserfolg (GOI) lag mit 28,6 Mio CHF um 11,1% unter dem Vorjahreswert.
Unterm Strich musste die Gruppe einen Verlust von 2,21 Mio CHF nach einem Gewinn von 1,17 Mio im Vorjahr ausweisen. Allerdings wurde der Vorjahreswert von ausserordentlichen Erträgen positiv beeinflusst und sei daher nicht ganz vergleichbar. «Bereinigt haben wir operativ sogar etwas besser gearbeitet», merkte der VRP an. Belastet hätten auch höhere Lohnkosten durch den neuen Gesamtarbeitsvertrag. Mittlerweile machten diese rund die Hälfte des Umsatzes aus.
Harte Konkurrenz
Schwierig für die Victoria-Jungfrau Collection sei auch ein gewisses «Mäzenatentum» in der 5-Sterne-Hotellerie. Hotels, die seit Jahren operativ Verluste schreiben, könnten dank der Finanzkraft ihrer Besitzer hohe Summen investieren, die möglicherweise nie wieder rentabilisiert werden, erklärt Bratschi. «Damit sind solche Häuser mit uns eigentlich nicht vergleichbar, treten aber dennoch als harte Konkurrenz am Markt auf.»
Hotels entwickeln sich uneinheitlich
Einen Wettbewerber bekam insbesondere das Bellevue Palace in Bern mit der Neueröffnung des Schweizerhof. Damit gibt es nun zwei 5-Sterne-Hotels in der Bundeshauptstadt, der ohnehin schwierige Markt muss geteilt werden. «Generell ist Konkurrenz nicht schlecht, sie belebt das Geschäft», sagte CEO Beat Sigg. Dennoch gingen die Übernachtungen um rund 18% zurück, auch der Totalumbau der Bellevue Terasse wirkte sich negativ aus.
Die drei weiteren Hotels in Interlaken, Luzern und Zürich steigerten derweil ihre Zimmernächte. Insgesamt kehrten besonders Gäste aus Japan zurück und auch der chinesische Markt erzielte weiter ein starkes Wachstum. Erfreulich sei auch die Entwicklung des US-Marktes und in Südamerika. Künftig wolle man auch die deutschen Gäste wieder verstärkt in die Schweiz holen.
Ausblick vorsichtig
Mit Blick auf das laufende Jahr gibt sich das Unternehmen vorsichtig. Die schweizerischen Hotels werden weiterhin erheblichen Herausforderungen ausgesetzt sein, hiesst es. Daher werde auch für 2013 mit einem anspruchsvollen Geschäftsjahr gerechnet. Die langfristige Investitionspolitik soll aber fortgesetzt werden und auch Dividenden sollen wenn möglich wieder gezahlt werden.
VRP Bratschi tritt ab
Derweil gibt VRP Bratschi zur Generalversammlung im Mai sein Amt ab. Designierter Nachfolger ist der aktuelle CEO und Direktor des Eden au Lac, Beat Sigg. Mit seinen neuen Aufgaben könne es dann auch zu Änderungen in der Führungsstruktur kommen.
Aktie wird dekotiert
Per Ende November wird die Aktie zudem wie angekündigt von der SIX Swiss Exchange dekotiert und ab dem 1. Dezember 2013 nur noch auf der elektronischen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank gehandelt. Der finanzielle Aufwand für eine Kotierung an der SIX liege im sechsstelligen Bereich und das Papiere sei ohnehin eher ein Liebhabertitel, hiess es zur Begründung.
Die Aktie generierte denn auch am heutigen Freitag nur wenig Umsatz, gerade einmal 20 Titel wurden gehandelt. Der Kurs stieg in einem schwächeren Gesamtmarkt um gut 2% auf 191 CHF. (awp/mc/pg)