Vifor erhöht nach erstem Halbjahr Prognosen für Gesamtjahr
St. Gallen – Beim Pharmaunternehmen Vifor Pharma zeigt man sich nach den ersten sechs Monaten 2017 ausserordentlich zufrieden mit dem Geschäftsverlauf. Es ist der erste Halbjahresbericht, den Vifor als eigenständiges Unternehmen vorlegt. Die ehemalige Galenica war erst im April in die beiden unabhängigen Geschäfte aufgeteilt worden. Für den weiteren Geschäftsverlauf gibt sich das Pharmaunternehmen denn auch etwas zuversichtlicher als zuvor und erhöht die Prognosen für das Wachstum von Umsatz und EBITDA im Gesamtjahr.
Für beide Kennzahlen gibt Vifor nun ein Wachstum von mehr als 10% aus. Die mittelfristigen Ziele hat das Unternehmen hingegen am Dienstag bestätigt. So soll im Rahmen der «Milestone 2020»-Strategie der Nettoumsatz im Jahr 2020 die Marke von 2 Mrd CHF überschreiten und der EBITDA soll bis dahin einen hohen dreistelligen Millionenbetrag erreicht haben.
Um diese Ziele zu erfüllen, werde sich Vifor auf drei Eckpfeiler fokussieren, kündigt der Vifor-Executive Chairman Etienne Jornod im Interview mit AWP an. «Diese drei Wachstumspfeiler sind sowohl Veltassa als auch Ferinject, die wir in den kommenden Jahren als Blockbuster etablieren wollen», erklärt Jornod. Der dritte Pfeiler sei das gemeinsame Unternehmen mit Fresenius Medical Care, das man weiter vorantreiben wolle. «Bei diesen drei Projekten sehen wir das grösste Entwicklungspotenzial.»
Umsatz gesteigert
Mit Blick auf die am Morgen vorgelegten Zahlen, beziffert Vifor den Umsatz für das erste Semester auf 625,7 Mio CHF, ein Plus von 13,6% gegenüber den 550,6 Mio CHF vom Vorjahreszeitraum. Die durchschnittlichen Markterwartungen sind damit in etwa erfüllt worden.
Bei der Umsatzentwicklung seiner Produkte schränkt Vifor Pharma in der Medienmitteilung ein, dass der ausgewiesene Nettoumsatz von Ferinject zur Behandlung von Eisenmangel zwar etwas unter der jüngsten Trendlinie lag. Dies sei hauptsächlich auf unregelmässiges Bestellverhalten der Grosshandelskunden und ungünstige Wechselkurseffekte zurückzuführen. Dennoch deute alles darauf hin, dass die Nachfrage nach Ferinject weiterhin hoch sei und der Marktanteil im Vergleich zu anderen Eisenprodukten aussergewöhnlich schnell wachse.
Das Blockbuster-Potenzial des Mittels will Vifor ausschöpfen, indem weiterhin weltweit am Markt das Bewusstsein für Eisenmangel und Eisenmangelanämie geschärft werden soll. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sei die Entscheidung des Partners Daiichi Sankyo Anfang des Jahres gewesen, Injectafer, wie das Mittel in den USA heisst, zu einem ihrer wichtigsten Wachstumstreiber in den USA zu machen.
Auch die Umsatzentwicklung des Kaliumbinders Veltassa sei im ersten Halbjahr 2017 «ausgezeichnet» gewesen, betont der Executive Chairman gegenüber AWP. Er habe vollständig den Wachstumserwartungen entsprochen, die das Management beim Kauf von Relypsa im Herbst 2016 hatte. In den ersten sechs Monaten hat Vifor mit dem Kaliumbinder zur Behandlung von Hyperkaliämie Umsätze von 24,3 Mio CHF erzielt. Vifor hofft, mittelfristig mit Veltassa Blockbuster-Umsätze zu erzielen. In der EU hat es erst vor einigen Tagen die Zulassung erhalten, in den USA ist es seit 2015 zugelassen.
Gewinn durch Sondereinflüsse gezeichnet
Auf Gewinnseite meldet Vifor einen EBITDA in Höhe von 252,3 Mio CHF. Dies entspricht einem Zuwachs von 20,2% gegenüber dem Vorjahreszeitraum, allerdings unter Ausklammerung der Lancierungs- und Anlaufkosten für den Kaliumbinder Veltassa, den Vifor im Zuge der Relypsa-Übernahme im vergangenen Jahr mit ins Portfolio bekommen hat. Nimmt man diese Kosten mit in die Rechnung hinein, weist Vifor einen EBITDA von 132,9 Mio CHF aus, verglichen mit 209,9 Mio im Vorjahr.
Die Lancierungskosten im Berichtszeitraum beziffert das Unternehmen auf 119,4 Mio CHF. Für das gesamte Geschäftsjahr dürften diese laut Mitteilung auf rund 260 Mio CHF steigen. «Unsere Kosten haben wir sehr gut im Griff», lautet denn auch Jornods knappe Antwort auf die Frage, ob es hier zu Überraschungen kommen könnte.
Beim Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft weist Vifor 44,4 Mio CHF aus nach 155,2 Mio im ersten Halbjahr 2016. Der Gewinn aus dem nicht fortgeführten Geschäft kam dagegen bei 1’103,3 Mio CHF zu liegen, gegenüber 39,4 Mio im Vorjahr. Unter dem Strich blieb im ersten Halbjahr ein Gewinn nach Minderheiten von 1’094 Mio CHF übrig. Im Vorjahreszeitraum lag er bei 158,9 Mio CHF.
Im Vorfeld der Zahlenvorlag hatten sich Analysten schwer getan mit möglichen Schätzungen, da nicht klar war, was in die Zahlen einfliessen wird.
Solide Ausstattung mit flüssigen Mitteln
Wie Vifor in der Mitteilung am Morgen weiter erklärte, hat das Unternehmen durch das IPO von Galenica Santé, den für den Erwerb von Relypsa aufgenommenen Überbrückungskredit vollständig zurückzahlen können. Dadurch verfüge man nun über einen Überschuss an flüssigen Mitteln nach Abzug der verzinslichen Schulden.
In Zusammenhang mit dem im Frühjahr vorgestellten Strategie-Papier «Milestone 2020» plant Vifor auch weiterhin, in den nächsten drei Jahren etwa 850 Mio CHF in die Entwicklung und Einführung neuer Produkte zu investieren.
An der Börse wurde der Halbjahresbericht freundlich aufgenommen. Zeitweise stiegen die Papiere um mehr als 5%, beendeten den Handel aber dann um 2% höher. (awp/mc/ps)