Vifor Pharma zollt Coronakrise Tribut und senkt Jahresprognose
Glattbrugg – Zwar hat die Pharma- und Biotechbranche mit der Ausbreitung der Coronakrise viel Aufmerksamkeit genossen. Das bedeutet aber nicht automatisch viel Geschäft. Diese Erfahrung hat auch Vifor Pharma im ersten Halbjahr gemacht. Im Gesamtjahr traut sich das Pharmaunternehmen daher auch nur ein geringeres Wachstum zu als bislang.
Während der Lockdown-Phasen in den einzelnen Ländern haben nämliche viele Menschen den Gang zum Arzt vermieden. Krankenhäuser haben ihre Betten für Corona- und Notfall-Patienten freigehalten.
All das hat sich bei Vifor negativ auf die Umsatzentwicklung einzelner Produkte negativ ausgewirkt, wie etwa dem Eisenpräparat Ferinject/Injectafer oder dem Kaliumbinder Veltassa, teilte Vifor am Donnerstag mit. Anders sah es im Bereich der Nierenerkrankungen aus. Hier profitierte das Unternehmen nicht zuletzt von einem guten Dialysegeschäft.
Halbjahresumsatz knapp gehalten
Konzernweit lag der Umsatz nach den ersten sechs Monaten bei 922,5 Millionen Franken. Das war 1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Betriebsgewinn (EBITDA) kletterte in der gleichen Zeit um knapp ein Fünftel auf 305,1 Millionen Franken. Dies ist den Angaben zufolge vor allem Kostensenkungsmassnahmen zu verdanken, die Vifor zum Ausgleich der Auswirkungen von COVID-19 eingeleitet hat. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 67,9 Millionen übrig, was 4,3 Prozent mehr war als im Jahr zuvor.
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen um knapp 50 Prozent auf 156,2 Millionen Franken. Grund für den Sprung waren Wertminderungen immaterieller Anlagen (CCX140) in Höhe von 56,2 Millionen. Im Mai hatte das Gemeinschaftsunternehmen Vifor Fresenius Medical Care Renal Pharma (VFMCRP) mitgeteilt, dass der Kandidat CCX140 in einer Studie zur Behandlung eines Nierenleidens die Ziele nicht erreicht hatte.
Corona-Auswirkungen signifikant
Ähnlich wie auch andere grössere Pharmakonzerne hat Vifor vor allem im zweiten Quartal die Folgen der Covid-19-Pandemie zu spüren bekommen. «Signifikanter COVID-19-bedingter Rückgang der Nachfrage aufgrund von Unterbrechungen bei der Behandlung von Patienten und verschobenen Therapieaufnahmen, geringerem Marktwachstum, schwierigerem Marktzugang in den USA und den nicht stattfindenden persönlichen Kundengesprächen», heisst es etwa zum Kaliumbinder Veltassa in der Mitteilung.
Bei den Eisenpräparaten Ferinject/Injectafer machte sich das Coronavirus ebenfalls bemerkbar. Patienten erhielten aufgrund der COVID-19-Einschränkungen keine Infusionen mehr. Im Zuge der Normalisierung der COVID-19-Situation erwartet Vifor laut Mitteilung nun im zweiten Halbjahr wieder Wachstum.
Mit den vorgelegten Zahlen hat Vifor die durchschnittlichen Analystenprognosen (AWP-Konsens) lediglich beim EBITDA übertroffen. Vor allem beim Reingewinn hat das Unternehmen die durchschnittlichen Erwartungen von 67,9 Millionen verfehlt.
Prognosen gesenkt
Beim Blick nach vorne hat Vifor die Prognosen angepasst. Neu geht das Unternehmen von einem Umsatzwachstum von 5 Prozent aus nach bislang 10 Prozent. Den EBITDA will Vifor um etwa 20 Prozent steigern. Hier hatte das Management im März noch ein Plus von mehr als 25 Prozent in Aussicht gestellt.
Wie den ersten Analystenkommentaren zu entnehmen ist, sind sie von den vorgelegten Zahlen nicht allzu sehr überrascht. Dagegen hat der Ausblick Experten wie James Gordon von JPMorgan auf dem falschen Fuss erwischt. Er habe nicht mit einer so deutlichen Senkung gerechnet.
An der Börse schlossen die Aktien von Vifor nach etwas volatilem Verlauf 0,5 Prozent tiefer. (awp/mc/ps)