Volg Konsumwaren mit höherem Umsatz und Gewinn
(Foto: Fenaco)
Winterthur – Der Detailhandelsumsatz der Volg-Gruppe belief sich 2014 auf 1,46 Mrd CHF. In den über 1000 Lädeli, die von der Volg Konsumwaren beliefert wurden, konnte damit ein Umsatzwachstum von 4,1% erzielt werden. Am Detailhandelsumsatz gemessen ist Volg fast 14 Mal kleiner als die Migros oder zwölfmal kleiner als Coop. Doch die Dorfladenkette weiss sich im täglichen Kampf um Kunden zu behaupten. Beispielsweise mit langen Öffnungszeiten. Oder probehalber mit einem Heimlieferservice.
Zurückzuführen ist die Zunahme hauptsächlich auf die Anfang September gestartete Belieferung von 110 Pam- und Proxi-Läden in der Westschweiz und im Wallis. In den 563 Volg-Läden stieg der Umsatz um 1,8% auf 1,11 Mrd CHF. 2014 wurden zehn neue Läden eröffnet, gleichzeitig aber auch sechs geschlossen. 2015 rechnet Volg-Chef Ferdinand Hirsig erneut mit der Eröffnung von rund zehn Läden.
Agrola-Tankstellen mit Umsatzwachstum von 13 %
Bei den von Volg belieferten Läden bei Agrola-Tankstellen stiegen die Umsätze gar um fast 13% auf knapp 230 Mio CHF. Auch da rechnet Hirsig mit der Eröffnung von bis zu acht neuen Läden im laufenden Jahr. Gleichzeitig glaubt der Volg-Chef aber auch, dass es bei den Tankstellenläden demnächst zu einer Sättigung des Marktes kommen könnte.
Über freie Detaillisten, welche Waren von Volg unter den Labels «frisch-nah-günstig», «Visavis», «Mini-Marché», «Pam» und «Proxi» anbieten, stieg der Umsatz dank der Neubelieferung von Pam- und Proxi-Läden um 11% auf 129 Mio CHF. In den kommenden Jahren wird Volg versuchen, möglichst viele der Detaillisten vom neuen Namen «Prima» zu überzeugen und deren Läden entsprechend dem neuen Konzept umzugestalten.
Dass die Belieferung der 1046 oft sehr kleinen Läden auch rentabel ist, zeigen schliesslich die Gewinnzahlen der Volg Konsumwaren. Bei einem Betriebsertrag von total 127,5 Mio CHF weist diese für 2014 einen operativen Gewinn von 14,2 Mio aus. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Plus von fast 3%. Der Reingewinn stieg um über 6% auf 5,6 Mio.
Heimlieferservice im Test
Ab Mai oder Juni wird Volg in 27 Deutschschweizer Gemeinden in Zusammenarbeit mit der Post einen Heimlieferservice anbieten. Anders als bei Coop@Home und der Migros Tochter Leshop wird aber nicht online bestellt, sondern telefonisch, per Fax oder mit einem Bestellschein im Briefkasten. Die Dienstleistung ist für Volg ein Pilotprojekt. «Ich habe keine Ahnung, ob es funktioniert», sagte dazu Volg-Chef Ferdinand Hirsig an der Bilanzmedienkonferenz der Lädelikette. «Aber deshalb macht man ja ein Pilotprojekt.» In welchen Gemeinden der Service getestet wird, wollte Hirsig auf Nachfrage noch nicht preisgeben. Auch verriet Hirsig noch nicht, was die Heimlieferung für die Kunden kosten wird. «Wenn der Service nicht funktioniert, wird es aber sicherlich nicht an der Höhe der Lieferpauschale liegen», sagte er einzig. Weitere Informationen zum geplanten Angebot gab es am Dienstag auch bei der Medienstelle der Post nicht.
Selbst wenn es in der heutigen Zeit seltsam anmutet, dass Bestellungen nicht übers Internet möglich sind – mit dem Heimlieferservice zeigt sich Volg innovativ. Mit dieser Eigenschaft hat sich die Ladenkette auch in den vergangenen Jahren auf dem Markt gut geschlagen.
So hat Volg beispielsweise früh auf die Kooperation mit der Post gesetzt und bei der Schliessung von Postfilialen deren Dienstleistungen in die Läden integriert. Alleine 2014 wurde in 30 Volg-Läden neu ein Post-Modul eingerichtet. In Attighausen UR konnte vor wenigen Tagen schliesslich die mittlerweile 200. Postagentur in einem Volg eröffnet werden.
Postagentur hilft Kosten decken
Die Übernahme der Postdienstleistungen dürften in den Volg-Läden einerseits zu einer etwas höhere Kundenfrequenz und zu mehr Umsatz führen. Andererseits mietet die Post aber auch einen Teil der Ladenfläche. Quasi im Shop-in-Shop-Prinzip. Oder im Shöpli-im-Shöpli-Prinzip, wie es Volg-Chef Hirsig in Anspielung auf die kleine Grösse der Läden formulierte. Die Postecken in den Volg-Läden verbessern deren Ertragssituation also auch ganz direkt. Für Volg ist dies aber nur ein Weg, an weniger umsatzstarken Standorten etwas bessere Zahlen hinzukriegen.
Entscheidende Vorteile sieht Volg-Chef Hirsig insbesondere in der Lage der Volg-Läden mitten im Dorf, dem überschaubaren Sortiment und der persönlichen Atmosphäre im Laden, wie er an der Medienkonferenz ausführte. Eine besondere Rolle spielen aber auch die Öffnungszeiten.
Öffnungszeiten den Pendlern angepasst
Mittlerweile gibt es viele Volg-Läden mit sehr langen Öffnungszeiten. Vorbei sind die Zeiten, als der Laden erst um 9 Uhr öffnete, am Mittag Pause machte und am Abend bereits wieder geschlossen war, wenn etwa die Pendler von der Arbeit ins Dorf zurückkehrten. Am Rande der Medienkonferenz illustrierte Hirsig die Wirkung langer Öffnungszeiten am Beispiel von Trubschachen im Emmental. Dort hat der Volg wie an zahlreichen anderen Orten von morgens 6 Uhr bis abends 20 Uhr durchgehend geöffnet.
Dies ermöglicht es selbst den auf ganz frühen Zügen verkehrenden Pendlern vor der Abfahrt im Laden ihr Frühstück, ihr Znüni oder ihre Mittagsverpflegung zu kaufen. Und wenn sie dann am Abend zurückkehren, können sie im Volg erneut ihre täglichen Einkäufe tätigen.
Der mit den längeren Öffnungszeiten verbundene höhere Personalaufwand werde durch den zusätzlichen Umsatz mehr als kompensiert, sagte Hirsig dazu. Dass das Konzept aufgeht, zeigt der steigende Umsatz pro Quadratmeter Verkaufsfläche in den Volg-Filialen. (awp/mc/pg)