Wädenswil – Der Industriekonzern Von Roll hat auch im Gesamtjahr 2016 unter dem Strich einen Verlust verbucht. Gegenüber dem Vorjahr ging der Umsatz auch durch die Restrukturierung erneut zurück, das Minus beim Betriebsergebnis konnte jedoch etwas eingegrenzt werden. Im laufenden Jahr besteht laut Management die Chance, operativ wieder die Gewinnzone zu erreichen.
Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahreswert um 7,5% auf 328,1 Mio CHF. Auf Stufe EBIT resultierte ein Minus von 20,1 Mio nach einem Fehlbetrag in Höhe von 23,0 Mio im Vorjahr. Und unter dem Strich wies der Konzern mit 30,3 Mio CHF erneut einen Nettoverlust aus (VJ -34,9 Mio).
Als Gründe für den erneuten Verlust nennt Von Roll u.a. die Massnahmen zur Neuausrichtung der Gruppe. Diese seien im zweiten Halbjahr ausgeweitet und beschleunigt worden. Die daraus resultierenden Restrukturierungskosten und ausserordentlichen Wertberichtigungen wurden für das Gesamtjahr auf 13,9 Mio CHF beziffert.
«Einen Grossteil der Massnahmen haben wir bereits umgesetzt», sagte CEO Christian Hennerkes an der Bilanzmedienkonferenz am Donnersteg in Zürich. Die gesteckten Ziele sieht der Unternehmenschef erreicht. «Wir haben die jährlichen Fixkosten um mehr als 18 Mio CHF und damit den Break-Even-Level nachhaltig gesenkt.»
Insulation bereinigt mit positivem Betriebsgewinn
Die Bereiche der Gruppe entwickelten sich unterschiedlich. Der Absatz im Segment Composites gab mit einem Umsatzminus von 12% auf 98,2 Mio CHF stärker nach, wobei der EBIT ein Minus von 12,0 Mio CHF aufwies. Die Nachfrage nach Laminaten und auf Mass gefertigten Teilen habe in der Region EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) abgenommen. Zudem wurde das Produktportfolio bereinigt und der Standort Düren Ende 2015 geschlossen.
Investiert wurde vermehrt in Elektromobilprojekte und Energiespeichersysteme, und hier seien weltweit neue Kunden gewonnen worden. In Asien wuchsen die Segmente der Elektromobile und Hydrogeneratoren deutlich. In Amerika sei der Umsatz durch die intensive Bearbeitung der Wachstumsmärkte, wie etwa der Automobilindustrie und der Energiespeicherung, gestiegen.
Der Geschäftsgang beim grösseren Segment Insulation zeigte sich mit einem Umsatzrückgang um 5,7% auf 220,9 Mio etwas stabiler. Der Betriebsgewinn (EBIT) erreichte ohne Sondereffekte 2,3 Mio CHF, nach einem Fehlbetrag von noch 10,9 Mio im Vorjahr.
In den Marktsegmenten der nuklearen und fossilen Energieerzeugung sei zum ersten Mal seit Jahren wieder Wachstum verbucht worden. Das Geschäft mit Komponenten für Windturbinengeneratoren habe hingegen abgenommen; und auch elektrischen Antriebe und die Kabelindustrie zeigten weltweit eine rückläufige Tendenz. Das Geschäft in Amerika profitierte von einer erhöhten Nachfrage nach Glimmerprodukten für grosse Generatoren.
Der Umsatz der sonstigen Aktivitäten, zu der die Herstellerin für Trinkwasseranlagen Von Roll BHU Umwelttechnik zählt, wuchs um 5,0% auf 9,0 Mio CHF, wobei der EBIT mit -10,4 Mio (VJ -7,2 Mio) erneut klar negativ war.
Realistische Chance operativ die Gewinnzone zu erreichen
Für das laufende Jahr gibt das Management keine quantitative Guidance. In den ersten beiden Monaten des neuen Geschäftsjahres habe man aber ein positives Nettoergebnis verzeichnet, hiess es. «Wir erwarten für das erste Quartal einen Anstieg beim Auftragseingang und ein positives Betriebsergebnis», sagte Hennerkes. «Auch im Gesamtjahr ist es auf jeden Fall unser Ziel, einen positiven EBIT zu erreichen,» betont er weiter. Wenn die Marktsituation so bleibe wie derzeit, dann gehe er mindestens von einem gehaltenen Umsatz aus, meinte er mit Verweis auf die bestehenden Unsicherheiten.
Ziel müsse es sein, auch mit stagnierenden Märkten gut leben zu können. «Unsere Umsatzsituation war in den vergangenen Jahren durch Ineffizienzen in der Produktion und im Vertrieb belastet», sagte Hennerkes. Dies zu verbessern, sei Ziel der Neuausrichtung gewesen.
Die Von Roll-Aktien reagieren positiv auf die heutigen News und liegen am frühen Nachmittag in einem gehaltenen Gesamtmarkt 3,1% höher bei 0,67 CHF. (awp/mc/upd/ps)