Von Roll bleibt 2010 in Verlustzone – Dividendenverzicht
Von-Roll-CEO Matthias Oppermann.
Wädenswil – Die Von Roll Holding AG hat im vergangenen Geschäftsjahr 2010 die Folgen der weltweiten konjunkturelle Talfahrt nicht komplett abschütteln können. Im kurzzyklischen Niederspannungsbereich profitierte der Elektroisolations- und Transformatorenhersteller von der anziehenden Wirtschaft.
Das langzyklische Geschäft mit Hochspannungsprodukten hinkte dagegen hinterher. Die Stärkung des Kerngeschäfts stellt der neue Konzernchef nun in den Mittelpunkt des laufenden Jahrs.
Reinverlust von 7,5 Mio Franken
Der Nettoumsatz des Konzerns stieg leicht um 0,9% auf 554,2 (VJ 549,4) Mio CHF. Bereinigt um Wechselkurseinflüsse ergab sich ein Plus von 4,3%, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Das Betriebsergebnis (EBIT) liegt bei 10,8 Mio CHF nach einem Minus von 8,5 Mio CHF im Vorjahr. Unter dem Strich schaffte das Unternehmen jedoch nicht den Sprung in die schwarzen Zahlen und erzielte einen Reinverlust von 7,5 Mio CHF nach einem Minus von 11,3 Mio CHF. Gründe für die Differenz zwischen Betriebs- und Unternehmensergebnis nach Steuern sind Unternehmensangaben zufolge zum einen Wechselkurs- und zum anderen Steuereffekte. Der Bestellungseingang erhöhte sich um 13,8% auf 540,5 (474,8) Mio CHF.
Erwartungen bei Umsatz und Reingewinn verfehlt
Die Erwartungen der Analysten der Bank Vontobel wurden damit beim Umsatz und Reingewinn verfehlt und beim EBIT übertroffen. Vontobel schätzte den Umsatz auf 569 Mio CHF, den EBIT auf 7,0 Mio CHF und den Reingewinn auf 2,0 Mio CHF. Die Aktionäre müssen nach diesem Ergebnis auf eine Dividende verzichten. Für das Geschäftsjahr 2009 waren 0,10 CHF je Aktie ausgeschüttet worden. Die Eigenkapitalquote betrug 66% und der operative Cash Flow belief sich auf 14,3 (29,5) Mio CHF in der Vorjahresperiode. Eine stärkere Inanspruchnahme des Betriebskapitals infolge des leicht anziehenden Geschäfts wird als Ursache für den Rückgang ausgemacht.
Anziehende Nachfrage aus Asien
Die traditionellen Geschäftssegmente Insulation und Composites verbuchten wegen der zunehmenden Nachfrage im Niederspannungsbereich der konjunkturabhängigen Branchen ein Umsatzwachstum. Die gestiegene Nachfrage nach Niederspannungsprodukten insbesondere in Asien habe sich positiv auf den Bestellungseingang ausgewirkt. Insulation steigerte den Umsatz um 0,5% auf 357,1 Mio CHF, der Bestellungseingang stieg um 22,6% auf 365,8 Mio CHF. Composites erhöhte den Umsatz um 8,4% auf 110,6 Mio CHF und der Bestellungseingang kletterte um 17,6% auf 116,0 Mio CHF. Das Geschäft mit den ertragsstarken Hochspannungsprodukten für die langzyklische Industrie entwickelte sich dagegen rückläufig. Grund sei die anhaltende Verschiebung von grösseren Kraftwerksprojekten insbesondere von europäischen Energieversorgern. Die Sparte Transformers verzeichnete einen Umsatzrückgang um 10,5% auf 82,4 Mio CHF, der Bestellungseingang sank um 31,3% auf 53,4 Mio CHF.
Ausblick: Zügerliche Erholung
Nach dem Wechsel an der Konzernspitze will der neue CEO Matthias Oppermann im laufenden Jahr «den Fokus insbesondere auf die Stärkung des Kerngeschäfts legen, mit dem Ziel, die Ertragskraft zu verbessern». Darüber hinaus arbeite Von Roll an der Weiterentwicklung der Aktivitäten des Anfang 2010 begründeten Geschäftsbereichs Water und setzt ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Solarbereich fort. In den ersten beiden Monaten des Geschäftsjahres 2011 entwickelte sich der Bestellungseingang des Kerngeschäfts positiv. Von Roll geht davon aus, dass durch das anhaltende Wirtschaftswachstum die Nachfrage nach kurzzyklischen Produktlinien des Niederspannungssegments der traditionellen Geschäftssegmente Insulation und Composites weiterhin zunehmen wird. Mit einer Erholung des ertragsstarken, jedoch spätzyklischen Hochspannungssegments rechnet Von Roll aufgrund der nur langsam zunehmenden Grossinvestitionen in der Energiebranche erst ab Ende 2011. (awp/mc/ps)