Wachsende Unzufriedenheit in der Schweizer Landwirtschaft
Bern – Seit mehreren Monaten wächst auch in der Schweizer Landwirtschaft die Unzufriedenheit. «Wir haben die gleichen Probleme wie Deutschland und Frankreich», sagte der Vizepräsident des Schweizerischen Bauernverbands (SBV), Francis Egger, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Auch Bauernproteste seien möglich, aber in der Schweiz nicht zielführend.
«Die Einkommen sind zu tief und wir haben eine administrative Überbelastung des Agrarsektors», sagte Egger. Das Ergebnis sei eine «Orientierungslosigkeit». Es werde zwar immer mehr gemacht, aber auch immer mehr kritisiert.
Am dringendsten für die Schweizer Landwirtschaft sei eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, so der SBV-Vizepräsident. «Wir arbeiten im Durchschnitt für 17 Franken pro Stunde». Vor allem jungen Menschen müsse eine Zukunftsperspektive gegeben werden.
Die gesamte Branche sei vom Preisdruck betroffen, so Egger weiter. «Man kann sich die Frage stellen, ob die Grossverteiler oder die Konsumenten dafür verantwortlich sind. Wir befinden uns in einer Situation, in welcher der Kauf von Produkten mit Gütesiegel zurückgeht, um Billigprodukte zu niedrigen Preisen zu bekommen».
Der Markt müsse mit Preisen funktionieren, die die Produktionskosten decken. Der Bundesrat sieht im Rahmenkredit 2026-29 für die Landwirtschaft eine Kürzung um 347 Millionen Franken vor. Das sei vor dem Hintergrund steigender Anforderungen für den SBV nicht akzeptabel.
Bauernproteste auch in der Schweiz möglich
Die Agrarpolitik sei komplexer geworden und erreiche nun eine Grenze, hiess es weiter. Auch in der Schweiz bestehe die Gefahr, dass Bauern mit ihren Traktoren Strassen blockieren, sagte der Freiburger. «Das wollen wir nicht in der Schweiz. Hier muss das Gesetz respektiert werden».
Laut Egger braucht die Landwirtschaft jetzt ein Signal aus Politik und Gesellschaft, das zeigt, dass es Einkommensverbesserungen und Vereinfachungen in der Verwaltung geben wird. (awp/mc/ps)