Zürich – Konzentrierte Gewinne, verteilte Verluste. So präsentiert sich das letzte Wahlbarometer vor den eidgenössischen Wahlen vom 20. Oktober 2019. Klar auf der Gewinnerseite stehen die Grünen und die Grünliberalen, während alle anderen Parteien zumindest tendenziell mit Verlusten rechnen müssen. Das zeigt das neuste Wahlbarometer, das die Forschungsstelle Sotomo im Auftrag der SRG erhoben hat.
Mit einem aktuellen Plus von 3,6 Prozentpunkten steuern die Grünen in Richtung rekordmässigen 10,7 Prozent. Ebenfalls auf Rekordkurs befinden sich die Grünliberalen. Gemäss aktueller Wahlabsicht, wollen der GLP 7,3 Prozent ihre Stimme geben. Dies entspricht einem Plus von 2,7 Prozentpunkten. Gelingt es den beiden Parteien des ökologischen Spektrums dieses Umfrageergebnis am Wahltag tatsächlich zu realisieren, erreichen sie zusammen 18 Prozent. Damit wären sie zumindest gemäss Wähleranteil auf Augenhöhe mit den beiden doppelt im Bundesrat vertretenen Traditionsparteien SP und FDP.
Da sich die beiden Öko-Parteien auf dem Links-rechts-Spektrum unterschiedlich positionieren, lässt sich ihr Stimmengewicht im politischen Alltag und insbesondere auch bei einer Bundesratswahl nicht einfach aufsummieren.
FDP verliert mehr als die CVP
Anders als die Gewinne verteilen sich die Verluste auf eine ganze Reihe von Parteien. Bei der letzten Ausgabe des Wahlbarometers im September lag die mediale Aufmerksamkeit bei der CVP und der Möglichkeit, dass diese von den Grünen überholt werden könnte. Diese Möglichkeit ist keineswegs vom Tisch. Die beiden Parteien sind gegenwärtig faktisch gleichauf. Dennoch hat dieser Wettlauf an Brisanz verloren. Zum einen, weil sich das Minus der CVP seit der letzten Umfrage leicht reduziert hat und mit einem erwarteten Wähleranteil von 10,6 der Abstand zur symbolisch wichtigen Zehnprozenthürde etwas grösser geworden ist.
Wichtiger für die Wahrnehmung ist allerdings, dass gemäss aktuellem Umfrageergebnis die CVP etwas weniger verliert als alle anderen anderen bürgerlichen Parteien. Würde das aktuelle Umfrageergebnis am 20. Oktober Realität, stünde wohl mindestens so sehr die FDP im Fokus, die in der letzten Welle des Wahlbarometers erstmals mehr verliert als die CVP. Dies zeigt, wie im stabilen Parteiensystem der Schweiz kleine Veränderungen in den Wähleranteilen, grosse Auswirkungen auf die resultierende Wahrnehmung von Siegern und Verlierern haben können. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Schätzgenauigkeit dieser Umfrage vergleichbar ist mit einer Zufallsstichprobe mit einem Stichprobenfehler von +/-1,4 Prozentpunkten. (Sotomo/mc/pg)