Wahlen 2023: Mitte und FDP liefern sich Kopf-an-Kopf-Rennen um den dritten Platz
Bern – Erstmals in der Geschichte des Bundesstaates schliesst die Mitte mit ihrer Vorgängerpartei CVP zu den Freisinnigen auf. Die Mitte und die FDP liefern sich im neuesten SRG-Wahlbarometer ein Kopf-an-Kopf-Rennen als drittgrösste Partei im Bundesparlament.
Gemäss der Umfrage zwischen dem 4. und 25. August kommt die Mitte-Partei auf 14,8 Prozent Stimmenanteil, wie dem dritten SRG-Wahlbarometer vom Mittwoch zu entnehmen ist. Die FDP erreicht demnach einen Wähleranteil von 14,6 Prozent.
Bei den letzten Wahlen 2019 kam die CVP auf 11,4 Prozent. Mit dem Aufschwung in der dritten Umfrage zeigt sich, dass der Zusammenschluss von CVP und BDP nur einen moderaten Zuwachs der gemeinsamen Wählerschaft brauchte, um mit der FDP gleich zu ziehen.
Grüne im Minus
Den Grünen prognostiziert die Erhebung einen Verlust um 2,5 Prozentpunkte auf 10,7 Prozent. Die Grünliberalen zeigen erstmals einen leichten Verlust von 0,5 Prozentpunkten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die GLP einen Teil der Verluste der Grünen kompensiert, sinkt damit.
Die SVP als grosse Verliererin 2019 nimmt derweil immer mehr Fahrt auf. Mit einem Plus von 2 Punkten auf 27,6 Prozent wird sie zur wahrscheinlichsten Wahlsiegerin. Die zweitstärkste Partei, die SP, kommt knapp zwei Monate vor den Wahlen im zweitletzten SRG-Wahlbarometer auf 17,3 Prozent Wähleranteil. Im Vergleich zu 2019 ist das eine Zunahme um 0,5 Prozentpunkte.
Rechtsruck absehbar
Zwischen den Blöcken lässt das SRG-Wahlbarometer eine Verschiebung nach rechts erkennen. Das rotgrüne Lager verliert demnach 2 Prozentpunkte Wähleranteil, während die Parteien rechts der Mitte (SVP und FDP) 1,5 Punkte hinzugewinnen.
Beachtenswert ist auch, dass sich das Mitte-Spektrum dank dem besseren Abschneiden der Mitte-Partei gegenüber den Grünliberalen tendenziell nach rechts verschiebt. Damit wäre die politische Ausrichtung des Nationalrats wieder gleich wie 2011.
Die SRG schränkt allerdings ein, dass das Barometer nur die Wähleranteile im Nationalrat abbildet. Der ebenso wichtige Ständerat richtet sich nicht nach der Logik von Wählerprozenten.
In den beiden grossen Sprachregionen läuft die Entwicklung nur teilweise parallel. Grössere Unterschiede zwischen der Deutsch- und Westschweiz zeigen sich bei den Grünen und Grünliberalen. Mit einem Minus von 4 Prozentpunkten ist der Verlust der Grünen in der Westschweiz deutlicher als in der Deutschschweiz.
Allerdings hatten sie im französischsprachigen Landesteil 2019 mit 9,3 Prozentpunkten ein doppelt so hohes Wachstum hingelegt wie in der Deutschschweiz. Die Grünliberalen verfügen in der Romandie hingegen noch über etwas Aufholpotenzial.
Grüne verlieren an SP – FDP an SVP
Die Wählerwanderung findet gemäss dem Barometer am deutlichsten zwischen den Grünen und der SP statt. Die Grünen verlieren 1 Prozentpunkt ihres Anteils an der Gesamtwählerschaft an die SP. Die SVP-Gewinne stammen aus unterschiedlichen Quellen, die wichtigste ist aber die FDP.
Der SVP-Wähleranteil wächst zulasten des Freisinns um 0,5 Prozentpunkte. Im Gegensatz zu den Grünen kann die SVP zudem Wählende mobilisieren, die 2019 nicht gewählt hatten. Der leichte Zuwachs der Mitte-Partei geht auf Wählende links der Mitte zurück.
Das Sorgenbarometer wies die Krankenkassenprämien als wichtigstes Thema aus. Die Prämienbelastung löste dabei den Klimawandel ab. Zum ersten Mal seit 2019 stellt sie damit die wichtigste politische Herausforderung für die Wählerschaft dar. Thema Nummer drei ist die Zuwanderung.
Für das Wahlbarometer wurden über das Panel des Instituts Sotomo und die Online-Kanäle der SRG 40’889 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Internet befragt. Die Resultate sind repräsentativ für die aktive Stimmbevölkerung. (awp/mc/pg)