Weko büsst Engadiner Baufirmen mit einer Million Franken

Weko büsst Engadiner Baufirmen mit einer Million Franken
Vincent Martenet, ehemaliger Weko-Präsident. (Foto: Weko)

Bern / Chur – Zwölf Baufirmen im Engadin sind von der Wettbewerbskommission (Weko) mit insgesamt einer Million Franken gebüsst worden. Sie hatten über einen Zeitraum von vier Jahren bei Beschaffungen die Preise abgesprochen sowie ausgemacht, wer den Zuschlag bekommt.

Die ausgesprochenen Bussen bewegen sich entsprechend den Auftragswerten der Bauprojekte und der jeweiligen Schwere des Verstosses gegen das Kartellgesetz, wie die Weko am Donnerstag mitteilte. Die Bussen belaufen sich auf wenige tausend Franken bis zu 400’000 CHF.

Wie Frank Stüssi, Vizedirektor der Weko, auf Anfrage sagte, beläuft die Gesamtheit aller untersuchten Bauprojekte im Hoch- und Tiefbau auf 20 Mio CHF. Einigen Unternehmen wurde die Busse vollständig oder teilweise erlassen, weil sie mit der Weko kooperierten. Die Entscheide der Kommission können an das Bundesverwaltungsgericht weitergezogen werden.

Die sechs nun abgeschlossenen Untersuchungen umfassen den Zeitraum zwischen 2008 und 2012. Sie sind laut Weko Teil von zehn Untersuchungen in Graubünden. Betroffen von diesen Verfahren sind etwa 40 Unternehmen. Im Juli hatte die Weko einen ersten Entscheid zu Submissionsabreden im Münstertal gefällt.

Alle Weko-Untersuchungen im Kanton Graubünden gehen zurück auf Ende Oktober 2012. Damals wurden im Unterengadin Razzien durchgeführt. Die Verfahren wurden danach schrittweise auf den ganzen Gebirgskanton ausgedehnt.

Baumeisterverband distanziert sich
Der Graubündnerische Baumeisterverband teilte am Donnerstag mit, er sei nicht in die Verfahren involviert und kenne die Einzelheiten nicht. Er nehme deshalb keine Stellung.

Die Weko attestierte dem Baumeisterverband bei einer früheren Untersuchung, nach 2008 nicht mehr Teil der Preisabsprachen gewesen zu sein. Über die Rolle des Verbandes davor gehen die Ansichten der auseinander. Während die Weko den Baumeisterverband als Mitwirkenden bei den Absprachen sah, dementierte der Berufsverband heftig.

Es kommt noch mehr
Über einen allfälligen volkswirtschaftlichen Schaden der Absprachen im Engadin machte die Weko keine Angaben. Vizedirektor Stüssi erklärte auf Anfrage, bei Untersuchungen von Absprachen auf dem Bau im Kanton Tessin in den frühen 2000-er Jahren seien zu hohe Preise im Umfang von 30% festgestellt worden.

Auf das nächste Frühjahr hat die Weko einen «grösseren Entscheid» im Hoch- und Tiefbau des Unterengadins angekündigt. Die betroffenen Firmen hätten derzeit Gelegenheit, sich schriftlich zu den Vorwürfen zu äussern. Mit weiteren Untersuchungsentscheiden sei dann im Sommer kommenden Jahres zu rechnen. (awp/mc/ps)

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