WEKO nimmt Musik-Vetrieb unter die Lupe

WEKO nimmt Musik-Vetrieb unter die Lupe

Werden Schweizer Musik-Konsumenten unlauter beeinflusst?

Bern – Die Wettbewerbshüter nehmen den Vertrieb von Musik in der Schweiz unter die Lupe. Sie sehen Anhaltspunkte, wonach Parallelimporte behindert, gewissen Unternehmen die Aufnahme im Branchenverband verweigert und die Erstellung einer repräsentativen Hitparade verhindert werden.

Die Wettbewerbskommission (WEKO) eröffnete deshalb eine Untersuchung gegen den Schweizer Ableger der «International Federation of the Phonographic Industry» (IFPI Schweiz) und dessen Mitglieder, wie die Kommission am Dienstag mitteilte.

Parallelimporte behindert
Vorabklärungen hätten ergeben, dass der Verband IFPI Schweiz und dessen Mitglieder Parallelimporte gewisser Musikträger – etwa CD – behindert hätten. Untersuchen will die WEKO zudem die Bedingungen für die Aufnahme in die IFPI Schweiz. Und sie will klären, nach welchen Kriterien die Hitparade erstellt wird. Es gehe darum zu untersuchen, ob grosse Labels wie EMI, Universal, Sony Music und Warner – alle IFPI-Mitglieder – sich im Schweizer Markt absprechen, wie es bei der WEKO auf Anfrage hiess.

Beliebte Radiosendung
Schweizer Radio DRS3 hat die Hitparade wöchentlich immer sonntags im Programm. Die Lage werde erst nach der Untersuchung beurteilt, sagte Marco Meroni, Sprecher von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) auf Anfrage. Auf die Erhebung der Hitparade habe SRF keinen Einfluss. Ob die Hitparade repräsentativ sei oder nicht, müsse die WEKO nun prüfen. SRF sei es ein Anliegen, «dass die erhobenen Daten auch den Tatsachen entsprechen und transparent sind». Das habe SRF auch von der IFPI verlangt. Die Hitparade ist laut Meroni eine der beliebtesten Schweizer Radiosendungen.

«Gute Nachricht für die Szene»
Den Fall ins Rollen brachte der digitale Musikvertrieb iMusician, wie Geschäftsführer Shigs Amemiya auf Anfrage bestätigte. Dass die WEKO eine Untersuchung führe, sei eine gute Nachricht für die Szene, sagte er. iMusician habe die Beschwerde organisiert und finanziert; hinter der Eingabe stehe eine Gruppe von Unternehmen. Über iMusician können Künstlerinnen und Künstler via Internet ihre Musik vertreiben lassen. Viele Musiker seien für grosse Labels nicht interessant, könnten aber ihre Werke gleichwohl gut verkaufen, sagte Amemiya dazu. iMusician stehe damit für die Zukunft der Musik.

«Slow down. Take it easy» nicht in Hitparade
Der Verdacht, dass die Hitparade nicht tatsächliche Verkaufszahlen widerspiegelt, kam den Beschwerdeführern, nachdem der Song «Slow down. Take it easy» der Band «Da Sign & The Opposite» nicht in der «Offiziellen Hitparade» erschien – trotz hervorragender Online-Verkäufe, wie die «NZZ am Sonntag» im April berichtete.

iMusician nicht als Verbandsmiglied aufgenommen
iMusician ist nicht Mitglied von IFPI Schweiz und wurde trotz Antrags nicht aufgenommen. Unter die Lupe nimmt die WEKO auch die Verwendungsbedingungen für das Promotionssystem Music Promotion Network (MPN). Diese kostenpflichtige Plattform wird von vielen Radiostationen benutzt. Zuvor hatten die Plattenlabels den Radios zwecks Verkaufsförderung gratis Tonträger zur Verfügung gestellt. Kleine lokale Sender haben sich gewehrt und zur Selbsthilfe gegriffen. Die 18 im Verein Unikom zusammengeschlossene Lokalradios bauten im Februar eine Internet-Plattform für Musiker, Labels und Vertriebe auf, um die hohen Gebühren von MPN zu umgehen. (awp/mc/ps)

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