Bern – Ticketcorner und Starticket dürfen sich nicht vermählen: Die Wettbewerbskommission (Weko) legt ihr Veto ein. Mit dem Zusammenschluss hätte es in der Schweiz nur noch einen grossen Ticketvermarkter gegeben. Ganz vom Tisch sind die Fusionspläne aber nicht: Die Unternehmen erwägen einen Weiterzug des Entscheids.
Die Weko begründete ihren Entscheid am Dienstag mit einer verstärkten marktbeherrschenden Stellung des neuen Unternehmens: Damit hätte der Wettbewerb nicht mehr wirksam gespielt. Konsumenten hätten sich also beispielsweise auf höhere Preise einstellen müssen.
Zuletzt hatte die Weko 2010 einen Zusammenschluss verhindert, damals ging es um die Fusion der beiden Telekommunikationsunternehmen Sunrise und der damaligen Orange (heute Salt).
Nun griff die Weko das erste Mal seit sieben Jahren wieder zu der Untersagung. Im Februar hatte sie bereits angekündigt, das Fusionsvorhaben von Ticketcorner und Starticket genauer unter die Lupe zu nehmen.
Nach der Prüfung sah sie offenbar keine andere Alternative als ihr Veto: Sie habe keine zielführenden Auflagen finden können, die erlaubt hätten, das Zusammenschlussvorhaben zu genehmigen, schreibt die Aufsichtsbehörde im Communiqué.
Ticketcorner beherrscht Markt schon
Dabei geht es der Weko insbesondere um den Wettbewerb im Fremdvertrieb von Tickets. Ticketcorner und Starticket vertreiben und vermarkten Konzerte, Shows und weitere Anlässe im Auftrag der Veranstalter. Dort hat die Weko deutliche Anhaltspunkte, dass Ticketcorner bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt über eine marktbeherrschende Stellung verfügt.
Der Marktanteil sei sehr hoch, sagte Weko-Präsident Vincent Martenet auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Genaue Zahlen dürfe er jedoch wegen der Geschäftsgeheimnisse nicht nennen. Laut dem «International Ticketing Yearbook» kommt Ticketcorner auf einen Marktanteil von 60 Prozent, Starticket auf rund 35 Prozent.
Für die Wettbewerbshüter war jedenfalls klar: Gemeinsam hätten die beiden Unternehmen den Schweizer Markt für Fremdvertrieb von Tickets kontrollieren können und damit den wirksamen Wettbewerb beseitigt.
Selbst Technologieunternehmen hätten dem entstehenden Ticketriesen nichts anhaben können. Unternehmen wie Amazon und Facebook seien noch gar nicht in diesem Geschäft tätig, noch nicht einmal in den USA, sagte Martenet. Zudem pflegten Ticketcorner und Starticket sehr enge Beziehungen zu den Veranstaltern. Neue Wettbewerber könnten mit dieser Exklusivität nicht mithalten.
Vorteile durch grosse Mediengruppen
Keine Probleme hingegen sah die Weko beim Eigenvertrieb, wo Ticketcorner und Starticket Veranstaltern Softwarelösungen zur Verfügung stellen, mit denen diese die Tickets selbst vertreiben können.
Allerdings fürchtete die Weko zusätzlich, dass die Besitzer der Unternehmen die Marktstellung verstärkt hätten. Ticketcorner gehört heute der Ringier-Gruppe und der CTS-Eventim-Gruppe. Starticket gehört dem Medienkonzern Tamedia. Die Medienhäuser hatten sich Ende Oktober in einem Fusionsvertrag geeinigt.
Dem Vertrag zufolge hätte Tamedia am neuen Ticketing-Unternehmen 25 Prozent gehalten. Den Hauptteil mit 75 Prozent hätte die Ticketcorner Holding besitzen sollen, die heute je zur Hälfte Ringier und der CTS Eventim gehört.
Eigentümer prüfen Weiterzug
Vom Zusammenschluss erhofften sich die Medienhäuser eine stärkere Stellung gegenüber ausländischen Konkurrenten und eine bessere Ausgangsposition bei der anrollenden Digitalisierungswelle. Auch der wachsenden Bedeutung des Direktverkaufs wollten sie so begegnen.
Vom Weko-Entscheid zeigten sie sich enttäuscht. Das Nein der Weko verkenne die dynamische Entwicklung des Ticketing-Marktes und schwäche die Schweizer Anbieter im internationalen Wettbewerb, teilte Tamedia mit.
Das Medienhaus will Starticket nun aus eigener Kraft weiterentwickeln. Während der anspruchsvollen Prüfungsphase in den letzten Monaten habe Starticket ein zweistelliges Umsatzwachstum erzielt und zahlreiche neue Veranstaltungskunden gewonnen, heisst es. Auch Ticketcorner will sein Geschäft «unternehmerisch eigenständig und mit unverändertem Engagement» weiterführen.
Das Fusionsvorhaben haben die Unternehmen aber noch nicht ganz aufgegeben: Sie wollen nun die Begründung prüfen und behalten sich vor, den Entscheid beim Bundesverwaltungsgericht anzufechten.
An der Börse gewinnen Tamedia bei geringen Volumen 0,3% auf 154 CHF, während der SPI 0,4% im Minus steht. (awp/mc/upd/ps)