Weko will sich Zusammenschluss im Güterverkehr genauer anschauen

Weko will sich Zusammenschluss im Güterverkehr genauer anschauen
SBB Cargo-Güterzug auf der Südrampe der Gotthardstrecke. (Foto: SBB CFF FFS)

Bern – Der Ende August angekündigte grosse Schulterschluss einiger grosser Transportunternehmen mit der SBB im Güterverkehr wird unter die Lupe genommen. Die Wettbewerbskommission (Weko) will den geplanten Teilverkauf von SBB Cargo an ein Konsortium von Transportunternehmern vertieft prüfen.

Die Behörde sieht Anhaltspunkte dafür, dass dieser Zusammenschluss auf verschiedenen Märkten eine marktbeherrschende Stellung begründen oder verstärken könnte, wie sie am Donnerstag mitteilte. Dies betreffe verschiedene Märkte in den Bereichen Schienengüterverkehr, Operateur- und Umschlagsleistungen.

Ende August wurden die Pläne bekanntgegeben. Demnach wollen sich die vier Strassentransportunternehmen Planzer, Camion Transport, Galliker und Bertschi finanziell an SBB Cargo beteiligen. Vorgesehen ist, dass die Kooperation unter dem Namen «Swiss Combi» 35 Prozent übernimmt und die SBB mit einem Anteil von 65 Prozent Mehrheitseigentümerin bleibt. Über den Transaktionspreis hüllen sich die beteiligten Unternehmen in Schweigen.

Vier Monate Zeit
Mit der neuen Partnerin Swiss Combi will das Bahnunternehmen «Zuverlässigkeit und Effizienz weiter verbessern». Die künftige Minderheitsaktionärin besteht aus den Logistikdienstleistern Planzer (40 Prozent), Camion Transport (40 Prozent), Bertschi (10 Prozent) und Galliker (10 Prozent). Mehrheitsaktionärin bleibt die SBB mit einem Anteil von 65 Prozent.

Die Weko hat nun für die vertiefte Prüfung der Auswirkungen des geplanten Zusammenschlusses auf den Wettbewerb vier Monate Zeit.

Die an Swiss Combi beteiligten Unternehmen wollen künftig mehr Mengen auf der Schiene transportieren statt auf der Strasse. SBB Cargo wolle zusätzlich neue Kunden gewinnen und die Auslastung erhöhen, hiess es im August. Die Bahn sei für lange Distanzen zwischen Wirtschaftsräumen vorgesehen, die Strasse für die Feinverteilung zum Endkunden.

Die SBB Cargo transportiert rund 30 Millionen Nettotonnen Güter im Wagenladungs-, Ganzzugs- und im kombinierten Verkehr innerhalb der Schweiz – dies entspricht knapp 10’000 Lastwagenfahrten pro Tag.

Keine Auswirkungen hat die Teilprivatisierung auf das internationale Geschäft. Dieses war nicht Teil des Angebots. Im Frühjahr 2020 wird deshalb SBB Cargo International aus SBB Cargo herausgelöst und direkt der SBB unterstellt.

Von langer Hand geplant
Der Bundesrat hatte bereits im November 2017 in einem Bericht eine Teilprivatisierung von SBB Cargo angestossen. In den strategischen Zielen für die SBB für 2019 bis 2022 schrieb er im Dezember 2018, SBB Cargo solle sich für Minderheitsbeteiligungen öffnen.

Ganz verselbstständigen will der Bundesrat SBB Cargo nicht. Nach Auffassung der Regierung bergen die vollständige Privatisierung oder eine Mehrheitsbeteiligung von Dritten das Risiko, dass das Angebot von SBB Cargo aus wirtschaftlichen Überlegungen abgebaut wird. Von einer Minderheitsbeteiligung dagegen verspricht sich der Bundesrat unternehmerische Impulse und eine bessere Kundenorientierung.

Vergangene Woche war zudem ein Chefwechsel bei SBB Cargo angekündigt worden: Désirée Baer wird per 1. März 2020 die Leitung der Güterbahn übernehmen: Sie ersetzt Nicolas Perrin, der auf diesen Zeitpunkt nach zwölf Jahren als CEO von SBB Cargo und insgesamt 32 Jahren bei der SBB sein Amt auf die Generalversammlung im kommenden Jahr abgibt.

Perrin ist zudem vom Bundesrat in den Verwaltungsrat der neuen Ruag-Sparte MRO Schweiz berufen worden, die mit rund 2’500 Mitarbeitenden weiterhin für die Schweizer Armee tätig sein wird. (awp/mc/ps)

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