Bern – Erstmals seit über zwanzig Jahren sank letztes Jahr die Zahl der Lastwagenfahrten durch die Schweizer Alpen unter eine Million: 2016 ging deren Anzahl im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Prozent auf 975‘000 zurück. Parallel dazu stieg der Marktanteil der Eisenbahn im alpenquerenden Güterverkehr auf 71 Prozent an und erreichte damit den höchsten Wert seit 2001, als mit der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) und der schrittweisen Erhöhung der Gewichts-Limite auf 40 Tonnen neue Rahmenbedingungen geschaffen wurden.
Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat heute den Bericht zum alpenquerenden Güterverkehr im Jahr 2016 veröffentlicht. Er zeigt, dass mit insgesamt 40,4 Millionen Tonnen (+3,7 Prozent) so viele Güter wie nie zuvor durch die Schweizer Alpen befördert wurden. Die Zunahme wurde von der Bahn bewältigt.
Die auf der Schiene transportierte Gütermenge wuchs auf rund 28,6 Millionen Tonnen (+ 6,4 Prozent). Damit setzte sich das seit 2012 laufende Wachstum fort. Grund dafür sind vor allem die Verbesserung der Wirtschaftslage in Deutschland, Italien und Europa generell, die vergleichsweise hohe Verfügbarkeit der Eisenbahninfrastruktur und die Fortführung der flankierenden Massnahmen zur Förderung der Verlagerung.
Das höchste Wachstum verzeichnete wie im Vorjahr die Lötschberg-Simplon-Eisenbahnachse. Die Gotthardachse spielte eine etwas weniger wichtige Rolle, unter anderem weil auf vielen Abschnitten Bauarbeiten zur Realisierung des 4-Meter-Korridors stattfanden. Der reguläre Betrieb im Gotthard-Basistunnel wurde erst im Dezember 2016 aufgenommen.
Der Wagenladungsverkehr wuchs mit 12 Prozent erneut stark. Der Transport von Containern und Sattelaufliegern (unbegleiteter kombinierter Verkehr) legte um gut 5 Prozent zu und prägt den alpenquerenden Schienengüterverkehr mit einem Marktanteil von 63 Prozent weiterhin klar. Die Transporte mit der Rollenden Landstrasse (RoLa) gingen um 6,3 Prozent zurück.
So wenige Lastwagenfahrten wie vor 20 Jahren
Die Menge der Güter, die per Lastwagen oder Sattelschlepper durch die Schweizer Alpen transportiert wurde, nahm um 2,5 Prozent auf 11,7 Millionen Tonnen ab. Es wurden 975‘000 Fahrten schwerer Fahrzeuge verzeichnet. Das sind rund 35‘000 oder 3,4 Prozent weniger als 2015. Das Verlagerungsziel der Alpeninitiative von 650’000 Lastwagen ist aber noch längst nicht erreicht.
Die Zahl der Fahrten sank damit auf den Stand, der zuletzt Mitte der 1990er-Jahre erreicht worden war. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Transportaufkommen auf der Strasse damals um fast 50 Prozent geringer war. Wichtigster Alpenübergang im Strassenverkehr bleibt der Gotthard mit einem Anteil von 72 Prozent.
Mit dem Verlagerungsbericht 2015 hat der Bundesrat zusätzliche Massnahmen beschlossen, um die Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene zu fördern: Per Anfang 2017 wurden die LSVA angepasst und den Bahnen ein zeitlich befristeter Nachlass beim Trassenpreis für die Nutzung der Transitstrecken gewährt. Damit wird die vom Volk beschlossene Verkehrsverlagerung konsequent fortgeführt.
Im laufenden Jahr steht der alpenquerende Schienengüterverkehr betrieblich vor grossen Herausforderungen: Die Luino-Strecke auf der Gotthard-Achse wird infolge von Bauarbeiten für den 4-Meter-Korridor sechs Monate gesperrt. Somit sind die Trassenkapazitäten für den Schienengüterverkehr beschränkt und einige der für den alpenquerenden Verkehr bedeutendsten Umschlagsanlagen können nur über Umwege erreicht werden. (BAV/mc/ps)