Weniger Corona-Fälle – aber mehr Patienten auf den Intensivstationen
Bern – Immer mehr Covid-Patienten müssen wegen der britischen Virusvariante auf der Intensivstation behandelt werden. Das Gesundheitspersonal befindet sich in einem Dauerstress.
Die britische Virusvariante führt etwa 50 Prozent häufiger zum Tod als die früher dominierende Virusvariante. Immer mehr Hospitalisierte müssten zudem auf der Intensivstation behandelt werden, sagte Urs Karrer, Vizepräsident der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes, am Mittwoch vor den Medien in Bern.
Seien es in der ersten Welle 15 Prozent gewesen, müssten nun 30 Prozent der Hospitalisierten auf die Intensivstation verlegt werden, sagte Karrer. Mit der neuen Virus-Variante seien auch 50- bis 60-Jährige zur Risikogruppe geworden. Viele schwer Erkrankte seien zwischen 40 und 50 Jahre alt.
Dauerstress bei Personal – Rückstand bei Operationen
Die Belastung des Personals auf den Intensivstationen sei hoch, erklärte der Experte. Wichtige Operationen wie Tumor-Entfernungen müssten verschoben werden. Und kaum beruhige sich die Lage an der Covid-19-Front, müsse der Rückstand bei den Operationen aufgeholt werden, sagte Karrer. Das halte das Gesundheitspersonal unter Dauerstress.
Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 16 bis Ende Jahr geimpft?
Bei der Altersgruppe der 50- bis 60-Jährigen sollte man laut Karrer schnell auf eine Durchimpfung von 75 Prozent kommen. Kinder und Jugendliche seien später mit dem Impfen dran.
Karrer möchte aber auch bei ihnen aufs Tempo drücken. Covid-19 sei für Kinder gefährlicher als eine bakterielle Hirnhautentzündung. Und gegen die Hirnhautentzündung würden sie geimpft, sagte er. Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 16 Jahren könnten aus seiner Sicht bis Ende Jahr geimpft sein.
Zurzeit bestehen in der Schweiz praktisch überall höhere Kapazitäten für Coronavirus-Impfungen, als Impfstoff im Land verfügbar ist, wie Linda Nartey, Kantonsärztin Bern und Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte ausführte. Daher werde der Impfstoff bei Anlieferung auch rasch verabreicht. In den kommenden Wochen werde die Impfkampagne zudem praktisch in allen Kantonen auf sämtliche zugelassene Personengruppen ausgeweitet, sagte Nartey.
Womöglich zwei Zertifikate
Mit dem Covid-19-Zertifikat des Schweizerischen Apothekerverbands Pharmasuisse und der Ärztevereinigung FMH sowie dem Zertifikat des Bundes, könnte es künftig zwei Zertifikate geben, wie Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, vor den Medien sagte. Mitte Mai werde die EU die Rahmenbedingungen für das internationale Impfzertifikat beschliessen. Diese internationale Anerkennung des Zertifikats sei ausschlaggebend für das BAG.
1795 neue Fälle innert 24 Stunden
In der Schweiz und in Liechtenstein wurden dem Bundesamt BAG am Mittwoch innert 24 Stunden 1795 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet. Gleichzeitig registrierte das BAG 13 neue Todesfälle und 113 Spitaleinweisungen.
Reproduktionszahl R vor 10 Tagen unter 1
Die Positivitätsrate für die vergangenen zwei Wochen lag bei 7,6 Prozent. Die Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt, lag vor rund zehn Tagen bei 0,93. Die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern beträgt zur Zeit 75,3 Prozent. 24,2 Prozent der verfügbaren Betten werden von Covid-19-Patienten besetzt.
954’000 Personen vollständig geimpft
Insgesamt wurden bisher 3’160’875 Impfdosen an die Kantone und Liechtenstein ausgeliefert. Davon wurden 2’804’976 Dosen verabreicht. 954’177 Personen sind bereits vollständig geimpft.
Malediven gilt als Risikoland
Neu gelten die Malediven gemäss BAG wieder als Corona-Risikogebiet – die Balkan-Länder Kosovo, Montenegro und Nordmazedonien dagegen nicht mehr. Das Amt hat die Risikoliste entsprechend geändert. Das heisst, die Ein- beziehungsweise Rückreise in die Schweiz ist aus diesen Ländern ab sofort wieder ohne Quarantäne möglich.
Wer dagegen ab dem 17. Mai aus Costa Rica, Georgien, Iran, Kolumbien, Lettland, den Malediven, der Mongolei oder der italienischen Region Basilikata in die Schweiz einreist, muss neu zehn Tage in Quarantäne, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Liste des BAG hervorgeht. (awp/mc/pg)