Weniger Wirtschaftsdelikte – Gewerbsmässige Betrüger auf dem Vormarsch
Zürich – An Schweizer Gerichten wurden im vergangenen Jahr deutlich weniger Wirtschaftsdelikte verhandelt als noch im Vorjahr. Die meisten Straftaten wurden von gewerbsmässigen Betrügern begannen, den grössten finanziellen Schaden richteten allerdings firmeninterne Täter an.
Im vergangenen Jahr nahm die Anzahl der gerichtlich behandelten Wirtschaftsdelikte um 15 Prozent auf 50 Fälle ab. Insgesamt verursachten Wirtschaftskriminelle einen Gesamtschaden von rund 166 Millionen Franken. Damit hat sich die Schadensumme um 61 Prozent gegenüber dem Vorjahr verminderte, wie dem am Dienstag vom Beratungsunternehmen KPMG veröffentlichten «Forensic Fraud Barometer» zu entnehmen ist.
Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. Sie würden keinen Rückschluss auf eine generelle Abnahme der Wirtschaftskriminalität in der Schweiz zulassen, gibt KPMG zu Bedenken. Denn die KPMG-Statistik erfasst nur öffentlich verhandelte Gerichtsfälle.
Erfahrungsgemäss werde aber der Grossteil der Straftaten gar nicht erst zur Anzeige gebracht. Demzufolge sei von einer bedeutenden Dunkelziffer auszugehen, schrieb das Beratungsunternehmen.
Schadenssumme um 61 Prozent gesunken
Die meisten Delikte wurden mit 15 Fällen im vergangenen Jahr von gewerbsmässigen Betrügern begangen. Im Vorjahr gingen lediglich sieben Fälle auf deren Konto, während damals die häufigsten Delikte (15 Fälle) von Personen aus dem Management betroffener Unternehmen beziehungsweise Organisationen begannen wurden.
Das Management stellte zusammen mit Angestellten hinsichtlich des Schadenvolumens 2018 die grösste Tätergruppe dar. Diese verursachte eine Deliktsumme von 94 Millionen Franken während auf gewerbsmässige Betrüger lediglich eine Schadenssumme von 3,2 Millionen entfiel.
Genossenschaften und Hilfsorganisationen betroffen
Den grössten Schaden erlitten Genossenschaften, Hilfsorganisationen oder Vereine und Verbände, die in 24 Fällen um insgesamt 50 Millionen betrogen wurden. Auch Investoren gerieten häufig ins Visier von Wirtschaftsverbrechern. Der Schaden für diese Opfergruppe belief sich auf 47,7 Millionen.
Die meisten Wirtschaftsdelikte wurden in der Region Zürich und in der Nordostschweiz verhandelt: In der Region Zürich belief sich das Gesamtschadensvolumen in insgesamt 18 rechtsgültig entschiedenen Fällen auf 25,7 Millionen, in der Nordostschweiz in 15 Fällen sogar auf über 57 Millionen.
Der «KPMG Forensic Fraud Barometer» erfasst jedes Jahr die öffentlich verhandelten und medial publizierten Gerichtsfälle. Für die aktuelle Erhebung 2018 wurden über 3’000 relevante Zeitungsartikel analysiert, wobei ausschliesslich Artikel berücksichtigt wurden, die über erstinstanzliche Verurteilungen von Delikten über 50’000 Franken in Verbindung mit Wirtschaftskriminalität vor Schweizer Gerichten berichteten. (awp/mc/ps)