St. Gallen – Die Schweiz rangiert im Global Competitiveness Index 4.0 der wettbewerbsfähigsten Staaten der Welt auf dem fünften Platz hinter Singapur, den USA, Hongkong und den Niederlanden. Die Executive School der Universität St.Gallen (ES-HSG) hat als Partnerin des WEF erneut die diesjährige Befragung bei Geschäftsleiterinnen und -leitern von Schweizer Unternehmen durchgeführt.
Nach der letztjährigen Neukonzeptionierung und Überarbeitung des Index’ belegt die Schweiz in der Rangliste den fünften Platz. Vor dem Hintergrund der vierten industriellen Revolution wurde der Fokus auf gewisse Faktoren der Produktivität neu gelegt. In Zukunft wird die Wettbewerbsfähigkeit hauptsächlich durch Faktoren wie Innovationsgeist, Unternehmenskultur, Offenheit und Agilität bestimmt. Bis zum Jahr 2017 – vor der Neuausrichtung des Index’ – hatte die die Schweiz neun Jahre in Folge den ersten Rang als wettbewerbsfähigstes Land der Welt verteidigt.
Innovationsfähigkeit, Arbeitsmarkt, Bildungssystem
Der fünfte Platz verdankt die eidgenössische Volkswirtschaft den durchwegs guten Platzierungen in den einzelnen Bereichen. In sieben von zwölf Kategorien ist die Schweiz unter den besten fünf platziert. Vor allem das überdurchschnittliche Innovationspotenzial des einheimischen Denk- und Werkplatzes (Platz 3 hinter Deutschland und den USA), das sich unter anderem durch die hohe Anzahl der Patentanmeldungen (Platz 4), insbesondere mit internationalen Mit-Erfindern (Platz 1), die überdurchschnittliche Intensität der Zusammenarbeit unter unterschiedlichen Stakeholdern wie Universitäten, Fachhochschulen und Unternehmen (Platz 4) sowie die Häufigkeit und Qualität von Businessclustern (Platz 6) manifestiert, machen die Schweiz zu einem der innovativsten Länder der Welt. Die enge Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft ermöglicht die Entwicklung innovativer Produkte und Prozesse für die kommerzielle Anwendung.
Überdies punktet die Schweiz mit der zweithöchsten Effizienz des Arbeitsmarktes (Platz 1 geht an Singapur), welcher unter anderem durch sehr gute Sozialpartnerschaften, hohe Flexibilität und qualitativ hochstehende Arbeitsbeziehungen gekennzeichnet ist.
Die hohe Qualität des Bildungssystems (Platz 1), das sich vor allem in den weltbesten Weiterbildungsmöglichkeiten (z. B. Management Schools, duale Berufsausbildung), im höchsten Ausbildungsgrad der Schul-, Lehr- und Universitätsabgänger sowie in den besten Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten der Angestellten durch die Unternehmen niederschlägt, liefert eine weitere Voraussetzung für die hohe Wettbewerbsfähigkeit.
Vertrauen in Schweiz stärkt Geschäftstätigkeit
Zusätzlich gehört die Schweiz auch in punkto Qualität der Institutionen (Platz 6), der Infrastruktur (Platz 4), des Finanz- (Platz 4) und des Gesundheitssystems (Platz 5) zu den Besten. Denn die öffentlichen Institutionen zählen zu den transparentesten, rechtschaffensten und effizientesten der Welt, was das Vertrauen für Geschäftstätigkeiten stärkt. Zudem sind die infrastrukturellen Einrichtungen qualitativ hochstehend, insbesondere die Effizienz der Bahn (Platz 3) und die Qualität der Strassen (Platz 3). Auch das Finanzsystem schneidet international sehr gut ab (Platz 4). Schliesslich zählt das makroökonomische Umfeld der Schweiz zu den stabilsten der Welt, insbesondere das moderate Niveau der Schulden (Platz 1).
Problemstellen: Offenheit, Technologieadoption, Unternehmertum
Die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz wird hauptsächlich durch die beschränkte Handelsoffenheit geschwächt, insbesondere durch die Höhe nicht-tarifärer Barrieren und der Handelszölle, wo sie unterhalb der entwickelten Volkswirtschaften am schlechtesten abschneidet. In der Komplexität der Handelszölle schneidet sie weltweit sogar am schlechtesten ab. Zusätzlich besteht international grosses Verbesserungspotenzial im Bereich des Unternehmertums: Die Kosten und die Zeit, um ein Geschäft zu starten, sind vergleichsweise hoch, die Risiko- und Adoptionsfreude von disruptiven Ideen gering sowie die Insolvenzverfahren eher schleppend. Daneben hat sie Aufholbedarf bei der Technologieadoption (z.B. bei der Anzahl Mobiltelefon- und Breitband-Abonnemente), wo sie weit hinter dem Spitzenreiter Südkorea steht. Zuletzt hinkt sie im Bereich des E-Governments und der geringen Diversität der Arbeitskräfte hinterher. (mc/pg)