WHO empfiehlt Coronacocktail von Roche/Regeneron für Covid-Risikopatienten
Zürich – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Corona-Cocktail Ronapreve der Partner Roche und Regeneron als Vorbeugung gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung bei infizierten Risikopatienten empfohlen. Experten rechnen aber dennoch nicht mit einem starken Umsatzwachstum.
Konkret empfiehlt die Organisation, dass Patienten mit der Antikörper-Kombination aus Casirivimab und Imdevimab behandelt werden, wenn bei ihnen das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs besteht, oder aber wenn sie seronegativ sind, also keine eigene natürliche Antikörperreaktion entwickelt haben.
Positiver Corona-Test als Voraussetzung für Therapie
Voraussetzung für eine Behandlung mit der Therapie ist ein positiver Corona-Test. Zudem sollten die Patienten noch nicht hospitalisiert sein. «In diesen Fällen kann der Corona-Cocktail von Roche/Regeneron seine Wirkung dann voll entfalten», erklärt ein Analyst im Gespräch mit AWP.
Immerhin senke die Antikörper-Therapie der beiden Konzerne das Risiko eines Krankenhausaufenthaltes oder, dass es gar zum Tode kommt, um etwa 70 Prozent, so der Experte weiter. In seinen Augen ist es angesichts dieser Daten «eine Schande», dass Ronapreve bisher nicht noch umfangreicher zum Einsatz gekommen ist.
Roche selbst bezeichnete die neue Leitlinie der WHO als eine wichtige Entwicklung für Patienten und die weltweite Gesundheitsversorgung, da «der Bedarf an mehreren Behandlungsoptionen für verschiedene Krankheitsstadien und -schweregrade nach wie vor enorm ist», wie es in einer Stellungnahme des Konzerns zum WHO-Entscheid auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP am Freitag heisst.
Kein Umsatzschub erwartet
Analysten wie Stefan Schneider gehen dennoch nicht davon aus, dass diese WHO-Empfehlung zu einem Umsatzsprung bei Roche/Regeneron führen wird. «Ein Nachfrageschub wiederum ist zwar gut denkbar, allerdings sind die Produktionskapazitäten für diesen Antikörper-Cocktail einfach begrenzt», erklärt etwa der Vontobel-Analyst Schneider.
In vielen der entwickelten Länder wie den USA, Europa, Japan oder auch der Schweiz ist der Einsatz des Cocktails teilweise schon seit vergangenem Jahr über eine so genannte Notfallzulassung erlaubt. «Wichtig dürfte diese Empfehlung höchstens für solche Länder sein, die keinen eigene Behörde wie Swissmedic oder die FDA haben», meint ein weiterer Branchenkenner.
Derzeit sei Ronapreve für Covid-19-Patienten in mehr als 30 Ländern über bilaterale Kaufvereinbarungen in vielen Regionen und Volkswirtschaften verfügbar, darunter auch in Ländern mit mittlerem Einkommen, geht aus der Stellungnahme von Roche hervor.
Tiefere Preise gefordert
Die einmalige Behandlung mit dem Cocktail kostet nach Angaben eines Analysten etwa 2’000 US-Dollar. Das sei ein angemessener Preis, so der Experte weiter.
Allerdings machen sich nun bereits die WHO und andere Organisationen dafür stark, dass Roche/Regeneron die Kombination zu tieferen Preisen «gerecht» in alle Regionen der Welt verteile. Zudem verhandle «die WHO mit den Unternehmen über eine Spende und die Verteilung des Medikaments durch UNICEF nach einem von der WHO festgelegten Zuteilungskriterium». (awp/mc/pg)