Bern – Die Schweizer Wirtschaft hat sich während der Coronakrise vergleichsweise gut geschlagen. Das unterstreicht auch eine Revision der Berechnungsgrundlagen für die Wirtschaftsleistung, die die Bundesbehörden durchgeführt haben. Demnach war der Einschnitt durch die Krise kleiner als bislang geschätzt.
So ist das Bruttoinlandprodukt im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 1,9 statt um 2,5 Prozent geschrumpft, im zweiten Quartal um 7,3 statt 8,2 Prozent, wie das Staatsssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Montag mitteilte. Das Amt publizierte die neuen Werte nach einer sogenannten «Benchmark-Revision», die im Einlang mit internationalen Empfehlungen durchgeführt worden sei.
Die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und dem Bundesamt für Statistik (BFS) durchgeführte «Benchmark-Revision» habe sowohl im laufenden als auch in den vergangenen Jahren zu einer verbesserten Datenlage bezüglich der Wirtschaftsentwicklung geführt, erklärte Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik beim Seco, am Montag vor den Medien.
Im Vergleich gut geschlagen
Es bleibe aber dabei, dass das BIP im zweiten Quartal so stark eingebrochen sei wie nie seit Beginn der vierteljährlichen Daten vor 40 Jahren, betonte das Seco. Trotzdem stehe die Schweiz im internationalen Vergleich nach wie vor sehr gut da, machte Scheidegger klar. In Deutschland etwa brach das BIP im zweiten Quartal um knapp 10 Prozent, in Frankreich beinahe um 14 Prozent und in Grossbritannien gar um einen Fünftel ein.
Die Schweiz habe die Lockdown-Massnahmen rasch gelockert. Zudem sei von der hierzulande stark vertretenen chemisch-pharmazeutischen Industrie ein stabilisierender Effekt ausgegangen, hiess es. So sei das von der Pandemie stark getroffene Gastgewerbe anteilsmässig für die hiesige Wirtschaft weit weniger bedeutend als etwa beim Nachbarn Österreich.
Besserung in Sicht
Scheidegger beobachtet an vielen Stellen der Wirtschaft Anzeichen der Besserung, besonders am Binnenmarkt. Während des Sommers habe sich die Konsumentenstimmung deutlich aufgehellt. Dazu habe wesentlich das Instrument der Kurzarbeit beigetragen.
Schätzungen des Seco zufolge wären die Entgelte an die Arbeitnehmer im ersten Halbjahr um rund 7 Milliarden Franken zusammengeschmolzen, hätte es die Kurzarbeit nicht gegeben. Mit der Kurzarbeit beliefen sich die Einkommenseinbussen der Schweizerinnen und Schweizer dagegen «nur» auf rund 1 Milliarde Franken.
Ähnlich gut präsentiert sich laut Scheidegger die finanzielle Situation der Unternehmen. Diese seien dank der Ausgabe von Covid-19-Krediten nicht in Finanzierungsprobleme gerutscht. Anzeichen einer Kreditklemme gebe es nicht.
Während es in der Schweiz gut läuft, erholt sich die Nachfrage aus dem Ausland nur zögerlich. Vor allem die Exportwirtschaft müsse sich auf eine längere Durststrecke einstellen, hiess es. Entsprechend bewegten sich die Arbeitslosenquoten in der Uhren- oder der Kunststoffindustrie weiter auf hohem Niveau, während sie sich schweizweit stabilisiert habe. (awp/mc/ps)