Wohnungsmarkt entspannt sich leicht
Grenchen – Die Preise für Mietwohnungen und Eigentumsobjekte in der Schweiz sind zwischen 2005 und 2010 um bis zu 30% gestiegen. Dabei zeigt sich ein «gewisser Zusammenhang» mit der Einwanderung, wie eine Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) ergab.
Die Studie wurde vom Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) in Auftrag gegeben und sollte die Auswirkungen der Personenfreizügigkeit auf den Schweizer Wohnungsmarkt erörtern. Sie zeigt auf, dass nicht nur die Anzahl der Ausländer, sondern auch deren Einkommen einen Einfluss auf die Preise haben.
Zuwanderung schlägt vor allem auf Mietwohnungsmarkt
«Immer mehr Zuwanderer stammen aus Ländern der EU und ihr Qualifikationsniveau ist höher als früher», schreibt die ZHAW in ihrem am Freitag publizierten Bericht. Die Preise stiegen in Gebieten der Genferseeregion um bis zu 30%. Rund um den Zürichsee, in Zug, Schwyz und im Engadin beträgt die Verteuerung bis zu 25%. Schweizweit sind es durchschnittlich 12,2%. Der Zusammenhang zwischen Einwanderung und höheren Preisen zeigt sich vor allem im Mietwohnungsmarkt. Seit 2005 sei die Anzahl der ausländischen Haushalte vor allem im oberen Preissegment stark gestiegen, was insbesondere luxuriöse Objekte verteuert habe, heisst es.
Eigentumsmarkt weniger stark verändert
In der Grossregion Zürich sind Mietobjekte seit 2005 durchschnittlich 10,35% teurer geworden. Die Zahl ausländischer Haushalte wuchs im gleichen Zeitraum um über 20%. Der Eigentumsmarkt dagegen hat sich weniger stark verändert. Dies führen die Verfasser des Berichts unter anderem darauf zurück, dass nur 7,5% des Wohneigentums von Ausländern gehalten wird. «Es gibt kaum eine Grossregion, wo die ausländischen Haushalte ursächlich für die Marktentwicklung verantwortlich sind», heisst es im Bericht. Ausnahmen sind die Westschweiz und das Tessin, wo der Anteil von Ausländern bewohnter Eigenheime mit 12 bis 13% deutlich höher ist als in anderen Gebieten.
Zeichen stehen auf Entspannung
Aus der Studie geht aber auch hervor, dass sich die Situation merklich entspannt. «Sämtliche Märkte für Mietwohnungen mit Ausnahme der Westschweiz weisen für 2010 eine Entspannung auf», schreibt die ZHAW. Dies führen die Verfasser auf zwei Gründe zurück: Zum einen hat sich die Zuwanderung seit 2009 abgeflacht, zum andern half die starke Bautätigkeit den schweizerischen Wohnungsmarkt zu entspannen. Ende 2010 sind 67’000 Wohnungen im Bau gewesen, soviel wie seit 15 Jahren nicht mehr. Deshalb dürfe man auch für 2011 von einer weiteren Entspannung ausgehen, sagen die ZHAW-Experten. Knapp dürfte es jedoch in den wirtschaftlichen Boomregionen rund um den Genfersee, Zürich und Zug bleiben. Zudem habe sich das Angebot in der Zentralschweiz in den letzten Jahren weiter verknappt.
Mieterverband fordert Lösungen
Trotz positiver Tendenzen: Der Mieterinnen- und Mieterverband Deutschschweiz (MV) fordert Lösungen. Eine breite Bevölkerungsschicht werde aus den Zentren verdrängt, weil sie sich den Wohnraum nicht mehr leisten können, schreibt der MV in einem Communiqué vom Freitag. Der Verband will deshalb mehr günstigen Wohnraum. Es müsste künftig ein möglichst grosser Teil der Wohnungen von nicht renditeorientierten Wohnbauträgern gebaut und verwaltet werden. So solle etwa auch die öffentliche Hand ihre Landreserven nicht dem Meistbietenden, sondern nur noch gemeinnützigen Wohnbauträgern abgeben.
HEV gegen gegen subventionierten Wohnraum
Der Hauseigentümerverband Schweiz (HEV) stellt sich gegen subventionierten Wohnraum. Rund 60% der Wohnungen sei in der Hand von Privaten, sagte HEV-Direktor Ansgar Gmür der Nachrichtenagentur sda. «Man darf diesen nicht die Basis entziehen.» Gmür sagt zudem, dass es genügend Wohnraum gebe, es aber nicht möglich sei, dass alle in den Hotspots wohnen können. «Wir finden das zwar nicht gut, aber so spielt nunmal der Markt.» Seine Lösung: Die Infrastruktur ausbauen, damit die Menschen schnell in die Zentren gelangen. (awp/mc/ps)