Ypsomed erleidet Rückschlag im Geschäft mit Insulinpumpen – Aktie bricht ein

Ypsomed

(Foto: Ypsomed)

Burgdorf – Das Medtech-Unternehmen Ypsomed muss im Geschäft mit Insulinpumpen für Diabetes-Patienten einen herben Rückschlag hinnehmen. Der Partner Eli Lilly, der eigentlich die von den Burgdorfern entwickelte «Ypsopump» in den USA hätte zum Erfolg führen sollen, macht einen Rückzieher.

Eli Lilly wolle sich auf sein eigenes Medikamentenportfolio fokussieren und stelle daher seine Ambitionen im Insulinpumpengeschäft ein, begründete Ypsomed am Freitag den Rückzug der Amerikaner. Ypsomed hält dennoch an den Plänen zum Einstieg in den US-Markt fest und sucht nun einen neuen Partner.

Der Rückzug von Eli Lilly hat auch finanzielle Folgen: Ypsomed muss wohl Entwicklungskosten im einstelligen Millionenbereich abschreiben.

Weitere Enttäuschung
Für Ypsomed ist der enttäuschende Entscheid von Eli Lilly eine weitere Episode im nicht einfachen Unterfangen, im stark wachsenden Weltmarkt für Insulinpumpen künftig eine wichtige Rolle zu besetzen. Firmenchef Simon Michel will den wenigen Playern in dem Bereich, wie dem Marktführer Medtronic oder Roche sowie dem früheren Partner Insulet, mit der «Ypsopump» Marktanteile streitig machen.

Für Insulet hatte Ypsomed bis 2018 in Europa den schlauchlosen «Omnipod» verkauft. Die Partnerschaft ging in die Brüche, wobei Ypsomed für den Aufbau des europäischen Netzes finanziell entschädigt wurde. In der Folge nutzte Gründer Willy Michel, der bis im Sommer Ypsomed präsidiert hat, die Chance, um das Geschäft mit der eigenen Pumpe zu forcieren.

Ypsomed verkauft die «Ypsopump» in wichtigen europäischen Märkten und in anderen Ländern wie Kanada oder Australien. Was aber fehlt, ist der grösste Insulinmarkt der Welt: Die USA. Willy und Sohn Simon Michel betonten stets, dass man dort einen starken Partner an der Seite brauche, da der Aufbau einer Vertriebsorganisation teuer und komplex sei.

Warten auf Zulassung
Vor rund zwei Jahren erfolgte der vermeintliche Befreiungsschlag: Ypsomed ging mit Eli Lilly eine Vertriebspartnerschaft ein. Der Pharmariese hätte mit seiner grossen Insulin-Verkaufsorganisation für die «Ypsopump» zum Türöffner am US-Markt werden sollen. Das muss nun eine andere Firma übernehmen. Gespräche mit Interessenten seien am Laufen, hiess es.

Was in den USA auch fehlt, ist die Zulassung der «Ypsopump». Auch da hatte man in der Vergangenheit Rückschläge einstecken müssen. Ypsomed bestätigte frühere Aussagen, wonach die dafür nötigen Zulassungsunterlagen in der zweiten Jahreshälfte 2023 bei der Gesundheitsbehörde FDA eingereicht werden. Danach bleibt abzuwarten, wie der Entscheid der FDA ausfällt.

Enttäuschte Anleger
Wie der «Omnipod» gilt auch die «Ypsopump» unter Experten trotz Schlauchsystem als ein im Konkurrenzvergleich «schlankes» und einfach bedienbares System, welches den Alltag von Diabetikern mit einer gut geregelten Insulinabgabe vereinfachen soll. Der Erfolg des Produkts hängt aber stark vom erfolgreichen Markteintritt in den USA ab.

Den hatten die Anlegerinnen und Anlegern Ypsomed mit dem Schulterschluss mit Eli Lilly durchaus zugetraut. Die Ankündigung dazu liess die Aktie am selben Tag um rund 10 Prozent in die Höhe klettern. Nun geht es in die andere Richtung: Am Freitag verlieren die Ypsomed-Papiere über 15 Prozent.

Buchta zeigt sich aber zugleich zuversichtlich, dass es Ypsomed schaffen wird, einen neuen Partner für die Vermarktung der «Ypsopump» im grössten Insulinmarkt der Welt zu gewinnen. Als möglichen neuen Partner sieht er den Abbott-Konzern, mit dem Ypsomed bereits in Europa eine Partnerschaft für Sensor-Systeme zur automatisierten Insulinabgabe unterhält.

Die Suche nach einem guten, neuen Partner sei allerdings kein einfaches Unterfangen, warnt Vontobel-Analystin Sibylle Bischofberger in ihrem im Kommentar. Schliesslich sei Eli Lilly ein wichtiger Player am US-Insulinmarkt und wäre zur Vermarktung der Pumpe ein starker Partner gewesen.

Nach wie vor ist Vieles betreffend der Zukunft der «Ypsopump» unklar. Das hält Sibylle Bischofberger vorerst davor ab, Anpassungen in ihrem Bewertungsmodell vorzunehmen. Es sei etwa nicht klar, ob es beim heute angekündigten Abschreiber in einstelliger Millionenhöhe bleibe oder ob der Einmaleffekt höher ausfalle. (awp/mc/pg)

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