Burgdorf – Das Burgdorfer Medizinaltechnik-Unternehmen Ypsomed hat 2019/20 weniger Umsatz erzielt und deutlich weniger verdient. Grund dafür ist die Trennung von der US-Firma Insulet, für die Ypsomed während Jahren die Insulinpumpe «Omnipod» verkauft hat. Verzögerungen bei der Marktlancierung der selbst entwickelten Insulinpumpe dämpften die Geschäftsentwicklung zusätzlich.
Der Umsatz sank in dem im März zu Ende gegangenen Geschäftsjahr auf 393,9 Millionen Franken nach 453,8 Millionen im Jahr davor, wie Ypsomed am Mittwoch bekannt gab. Allerdings verzerrt der Wegfall des «Omnipod»-Vertriebs in Europa das Bild. Um diesen Faktor bereinigt wäre Ypsomed um 12 Prozent gewachsen, hiess es.
Gewinn bricht ein
Auf der Ergebnisseite kommt dies ebenfalls zum Ausdruck. Im vorangegangenen Jahr hatte das mit Insulet aufgegebene Geschäft auch dank einer Einmalzahlung das Ergebnis um 62 Millionen Franken nach oben getrieben.
Im Jahr 2019/20 brach das Betriebsergebnis (EBIT) auf 9,3 Millionen Franken von zuvor 73,3 Millionen Franken ein. Der Reingewinn stürzte auf 11,5 Millionen von 60,1 Millionen Franken ab. Faktoren wie das schleppende Wachstum mit der eigenen Insulinpumpe «Ypsopump», Fremdwährungsverluste oder der Verlust von 3 Millionen der Tochter Ypsotec belasteten das Ergebnis ebenfalls. Auf der anderen Seite profitierte das Unternehmen von der Unternehmenssteuerreform.
Davor hatte Ypsomed die Anleger bereits Anfang März gewarnt und noch einen EBIT von 9 Millionen Franken nach zuvor 20 bis 25 Millionen Franken in Aussicht gestellt. Analysten passten ihre Schätzungen an und rechneten mit einem Umsatz von 397 Millionen, einem EBIT von 9,1 Millionen und einem Gewinn von 6,0 Millionen.
Dividende gekürzt
Die Aktionäre sollen eine Dividende von 0,20 Franken je Aktie erhalten. Im vergangenen Jahr waren es 0,55 Franken. Die Familie von Firmengründer und Verwaltungsratspräsident Willy Michel hält rund 74 Prozent am Unternehmen.
Schleppendes Pumpengeschäft
Für das Segment Ypsomed Diabetes Care, wo das Geschäft mit Insulinpumpen, Infusionssets, Pen-Nadeln oder Blutzuckermesssysteme zusammengefasst wird, weist Ypsomed einen zum Vorjahr tieferen Umsatz von 187,3 Millionen Franken (VJ 280,4 Mio) aus. Um den «Omnipod»-Wegfall bereinigt wäre das Segment aber um 4,4 Prozent gewachsen.
Sehr gut lief es im Bereich Delivery Systems, in welchem Pharma- und Biotechkunden Injektionssysteme angeboten werden. Dort kletterte der Umsatz um 23 Prozent auf 192,0 Millionen Franken in die Höhe. Immer mehr Pharmafirmen greifen für die Verabreichung ihrer Medikamente auf Systeme von Ypsomed zurück. Insgesamt wurden 14 Autoinjektoren und Pens zugelassen.
Um die gestiegene Nachfrage bedienen zu können, investierte die Gruppe in die Infrastruktur und den Ausbau der Produktion. Dahin sei der grösste Teil der Investitionen von insgesamt 76,7 Millionen Franken geflossen, hiess es in der Mitteilung.
Mittelfristziel bleibt
Im Ausblick gibt sich Konzernchef Simon Michel kämpferisch: Ypsomed werde ihre Wachstumsstrategie konsequent fortsetzen und weiter in Forschung und Entwicklung investieren. Mittelfristig sei das EBIT-Ziel von 100 Millionen nach wie vor erreichbar. Um dahin zu gelangen, wurde eine mehrjährige strategische Initiative gestartet.
Allerdings sei die Marktlage durch die Coronakrise belastet, hiess es weiter. Aufgrund der Unsicherheiten verzichtet Ypsomed auf eine konkrete Prognose fürs laufende Geschäftsjahr. Die Gruppe erwartet ein Umsatzwachstum sowie eine Steigerung der Profitabilität.
Bei den Insulinpumpen sei der Absatz neuer Pumpen in der aktuellen Lage erschwert. Diese dürften aber zu einem grossen Teil aufgeholt werden, sobald sich der Betrieb normalisiere. Für den Vertrieb der «Ypsopump» in den USA sucht die Gruppe nun einen starken Partner. Dazu seien intensive Gespräche derzeit im Gang, sagte Michel.
Im Geschäft mit Injektionssystemen erwartet Ypsomed keine wesentlichen Einflüsse bei Lieferungen für zugelassene Medikamente. Es könne aber bei Projekten mit Pharmapartnern Verzögerungen in klinischen Studien oder Zulassungen geben.
Ein Wechsel bahnt sich derweil im Verwaltungsrat an. Anton Kräuliger tritt anlässlich der Generalversammlung vom 1. Juli aus dem Gremium aus. Zur Wahl stellt sich neu Gilbert Achermann Er ist Präsident der Basler Straumann-Gruppe und gehört auch dem Verwaltungsrat von Vifor Pharma an. (awp/mc/pg)