Burgdorf – Die Medtechfirma Ypsomed ist auf Wachstumskurs und investiert weiter kräftig in das Geschäft mit Insulinpumpen und Pen-Systemen zum Spritzen von Insulin und Medikamenten. Die von Hauptaktionär Willy Michel gegründete und von seinem Sohn Simon operativ geführte Gesellschaft will weiter wachsen und das operative Ergebnis mittelfristig deutlich verbessern. An der Börse werden nach der zuletzt starken Kursentwicklung Gewinne realisiert.
Den Umsatz steigerte Ypsomed im Berichtsjahr, wie prognostiziert und von Analysten erwartet, um knapp 16% auf 390 Mio CHF. Das Segment Delivery Devices mit den Pen-Systemen, Pen-Nadeln und Infusionssets, steuerte 128 Mio (+7,9%) dazu bei und im Direkthandelsgeschäft (Diabetes Direct) wuchsen die Verkäufe gar um 22% auf 246 Mio, wie Ypsomed am Mittwoch mitteilte.
Das Betriebsergebnis EBIT kam mit 55,3 Mio CHF um 24% über dem Vorjahreswert zu liegen, womit sich eine Margensteigerung von 100 Basispunkten auf 14,2% ergibt. Der Reingewinn nahm um 29% auf 46,2 Mio CHF zu. Den Aktionären schlägt der Verwaltungsrat eine Dividendenerhöhung um 30 Rappen auf 1,30 CHF je Aktie vor.
Erfolge mit Insulinpumpen
Bei Diabetes Care ist die schlauchlose Patch-Pumpe OmniPod des Partners Insulet, die Ypsomed vor allem in Europa vertreibt, ein Verkaufsrenner. Sie verzeichnete ein Patientenwachstum von 67% und wuchs im Umsatz um rund 55%. Gut die Hälfte davon sei in den neuen Vertriebsländern Finnland, Dänemark und Frankreich erreicht worden, wobei die starke Nachfrage in Frankreich besonders überrascht habe, erklärte Simon Michel.
Die OmniPod-Pumpe soll auch künftig von Ypsomed vertrieben werden, entsprechende Verhandlungen zur Vertragsverlängerung ab Juni 2018 seien auf gutem Weg. «Gefeilscht» werde noch um den Preis. Nach Tschechien und Australien werde OmniPod demnächst auch in Polen, Spanien, Belgien und Neuseeland lanciert.
Ergänzend zur OmniPod-Pumpe, welche in erster Linie von Erstanwendern genutzt wird, setzt Ypsomed auf die eigene YpsoPump für «erfahrenere» Patienten. Der Startschuss fiel vergangenen Sommer in den Niederlanden. Und auch in Grossbritannien, Deutschland und Tschechien tragen die ersten Anwender die Pumpe mit Touchscreen und App-Anwendung. Im Sommer soll sie in Österreich, im Herbst in der Schweiz, Belgien und in Italien auf den Markt kommen.
Der nächste wichtige Schritt mit der YpsoPump führt in die USA, wo ein Zulassungsverfahren läuft. Der Entscheid, ob der Markteintritt im Alleingang oder über den Kauf eines breit aufgestellten Fachhändlers erfolgt, werde noch im laufenden Jahr gefällt. Bevorzugt wird dabei eine Kombination von beidem.
Neue Pen-Kunden
Im Segment Delivery Systems steigerte Ypsomed die Liefermengen von Injektionssystemen an die Pharmapartner. Die Pipeline sei mit 30 neuen Projekten nach wie vor prall gefüllt, hiess es. Neben der weltweit steigenden Zahl von Diabetes-Patienten trage auch das Geschäft mit Biosimilars und neuen Medikamenten zum Erfolg bei.
Dabei habe man den Einweg-Autoinjektor YpsoMate erstmals ausgeliefert. Künftig werde man ausserdem Anwendungsdaten der Pens digital erfassen und verwalten. Simon Michel ortet hier weiteres Geschäftspotential.
Auf Gruppenebene erwartet Ypsomed 2017/18 einen Umsatzanstieg von rund 15%. Wegen hoher Investitionen ins Marketing und die Produktion wird der EBIT auf «gleichem oder leicht höheren» Niveau erwartet. Ypsomed baut die Produktionskapazitäten mit einer neuen Fabrik in Schwerin aus und nimmt demnächst die neue UnoPen-Produktionslinie in Solothurn in Betrieb. Zudem wird in Burgdorf in den Werkzeugbau und ins Labor investiert. Mittelfristig peilt die Gruppe dann aber einen EBIT von 100 Mio CHF an.
An der Börse brachen die Ypsomed-Titel trotz laut Analysten «solider» Zahlen am Mittwoch um 9,9% ein. Enttäuschend sei der vorsichtige EBIT-Ausblick für das laufende aufgenommen worden, hiess es am Markt. Allerdings hatten die hohen Erwartungen den Kurs im laufenden Jahr bereits um über 20% in die Höhe getrieben. (awp/mc/upd/ps)