Bern / Zürich – Am Montag ist der schweizweite Startschuss für die grösste Impfaktion in der Geschichte des Landes gefallen. Zehn Kantone verabreichten die ersten Dosen. Die Menge reicht jedoch nicht weit. Neben Impfwilligen hoffen auch die Hausärztinnen und Hausärzte auf die Zulassung eines nächsten Impfstoffes.
In Zürich wurde zum offiziellen Auftakt vor den Medien ein Ehepaar aus Wetzikon geimpft. Der Mann und die Frau sind über 75 Jahre alt und gehören zur Hochrisikogruppe. Auch der Schriftsteller Franz Hohler und weitere prominente Personen gehören zu den ersten, die sich im Institut für Reisemedizin in Zürich impfen liessen. Sie werben damit als Impfbotschafter für die Covid-19-Impfung, wie die Gesundheitsdirektion mitteilte.
Neben dem Kanton Zürich begannen am Montag auch die Kantone Uri, Obwalden, Tessin, Jura, Graubünden, St. Gallen, Glarus, Appenzell-Ausserrhoden und Thurgau mit ersten Impfungen. Bereits in den letzten Tagen des vergangenen Jahres hatten 13 Kantone ihre Impfprogramme gegen das Coronavirus gestartet.
Der Kanton Aargau will am Dienstag beginnen – als letzter Kanton hat Bern den Impfstart für den kommenden 11. Januar angekündigt. Als erster hatte der Kanton Luzern mit dem Impfen begonnen: Am 23. Dezember wurde einer 90-jährigen Frau der Wirkstoff gegen das Coronavirus verabreicht.
Hausärzte hoffen auf Moderna-Impfung
Die Nachfrage nach Impfungen ist jedoch in zahlreichen Kantonen so hoch, dass gar nicht alle Interessierten einen Termin für eine Impfung bekommen. Schweizweit stehen derzeit 107’000 Impfdosen des Herstellers Pfizer/Biontech zur Verfügung. Da es jeweils zwei Dosen pro Person braucht, können rund 50’000 Personen geimpft werden. Im Kanton Zürich stehen beispielsweise nur 16’000 Dosen des Impfstoffs zur Verfügung. Prioritär werden über 75-Jährige geimpft.
Die Schweiz wartet daher auf die Zulassung eines weiteren Impfstoffs. Die Rede ist davon, dass der Impfstoff des Herstellers Moderna demnächst zugelassen werden könnte. Darauf hoffen auch die Hausärzte. Für sie ist der aktuell zugelassene Impfstoff eine grosse Herausforderung.
Die Impfungen müssten in Chargen von 1000 Stück verabreicht werden, sagte Philipp Luchsinger, Präsident des Verbandes der Haus- und Kinderärzte Schweiz (MFE), in der Sendung «Rendez-vous» von Schweizer Radio SRF. Das sei selbst in einer grösseren Gruppenpraxis nicht möglich.
Mit dem Impfstoff von Moderna werde es besser, sagte Luchsinger. Das seien 100er-Fraktionen und es sei ein Impfstoff, der eine Woche im Kühlschrank gelagert werden könne. 100 Impfungen in einer Wochen – das sei auch für kleinere Gruppenpraxen machbar.
R-Wert schweizweit bei 0,89
Ein wichtiger Indikator für die Entwicklung der Pandemie ist die Reproduktionszahl, der R-Wert – das heisst: wie viele Personen ein Infizierter ansteckt. Er muss unter 1 sein, damit das Wachstum gestoppt wird.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) aktualisierte den Wert am Montag. Demnach lag er am 25. Dezember bei 0,89. Am Sonntag wurde für den 24. Dezember noch ein R-Wert von 0,95 gemeldet. Schweizweit war der R-Wert gemäss BAG am 5. Dezember unter 1 gesunken.
Auch die Zahlen liefern Hinweise über die Entwicklung der Pandemie und insbesondere über die Wirksamkeit der Massnahmen und das Verhalten der Bevölkerung.
Dem BAG wurden für die Schweiz und Liechtenstein innerhalb von 96 Stunden 9665 neue Coronavirus-Ansteckungen, 189 neue Todesfälle und 367 Spitaleintritte gemeldet. Vor einer Woche waren 10’087 neue Coronavirus-Ansteckungen, 244 neue Todesfälle und 482 Spitaleinweisungen gemeldet worden, ebenfalls für vier Tage. (awp/mc/ps)