Zehnder mit deutlichem Gewinnrückgang im Halbjahr

Zehnder mit deutlichem Gewinnrückgang im Halbjahr
Dominik Berchtold, ehemaliger CEO Zehnder Group. (Foto: Zehnder)

Gränichen – Umsatzsteigerung bei unbefriedigender Ertragslage – so charakterisiert der Heizungs- und Lüftungshersteller Zehnder Group sein erstes Halbjahr 2017. Das Betriebsergebnis hat sich nahezu halbiert und der Reingewinn ist um drei Viertel eingebrochen. Und der operative Druck dürfte im weiteren Jahresverlauf hoch bleiben.

Wie die Aargauer am Freitag mitteilten, nahm der Umsatz im Jahresvergleich um 7,3% auf 280,6 Mio EUR zu. Das ist deutlich mehr, als Analysten erwartet hatten.

Vom Umsatz entfielen 56% (157,2 Mio) auf das Heizkörpersegment und 44% (123,5 Mio) auf das Lüftungsgeschäft. In Europa stiegen die Verkaufserlöse um 6% auf 241,9 Mio EUR. Im Segment China & Nordamerika stieg der Umsatz gar um 16% auf 38,7 Mio EUR, die Gewinnschwelle konnte jedoch wegen Restrukturierungsmassnahmen in Buffalo (USA) nicht erreicht werden.

Betrachtet nach Regionen hat die Zehnder Group mit einem Anteil von 86% seinen Schwerpunkt in Europa, verglichen mit einem Umsatzanteil von 14%, der in China und Nordamerika erwirtschaftet wird.

In Europa entwickelten sich die Umsätze im ersten Halbjahr mit Heizkörpern wie mit Lüftungen positiv. In China wie in Nordamerika zeigte sich zwar das Geschäft mit den Lüftungen positiv, bei den Heizkörpern hingegen verzeichneten beide Regionen Rückgänge.

Gewinn eingebrochen
Ein anderes Bild zeigt sich bei den Gewinnzahlen, die alle deutlich unter den Schätzungen der Analysten lagen. Der operative Gewinn auf der Stufe EBIT brach um 47% auf 5,6 Mio EUR ein bei einer auf 2,0% halbierten operativen Marge. Und der Reingewinn inklusive Minderheitsanteile sackte um 76% auf 1,6 Mio EUR ab.

Gelitten hat Zehnder Group im ersten Halbjahr unter gestiegenen Stahlpreisen, unter einer gestiegenen Nachfrage nach preisgünstigen und daher margenschwachen Modellen und unter der Abwertung des britischen Pfunds. Diese Faktoren hätten sich negativ auf das Betriebsergebnis ausgewirkt.

Zudem habe die Produktion im türkischen Werk Manisa wegen Erdbeben während mehr als einem Monat unterbrochen werden müssen und es seien bauliche Verstärkungsmassnahmen notwendig geworden.

Druck bleibt hoch
Für das laufende Geschäftsjahr 2017 rechnet Zehnder zwar mit einer Umsatzsteigerung, der Druck auf die operative Ertragslage werde aber auch im zweiten Halbjahr hoch bleiben. Zehnder lege daher den Fokus weiter auf die Optimierung der Prozesse und der Kostenstruktur. Die zusätzlich eingeleiteten Massnahmen führen nach Unternehmensangaben ab dem nächsten Geschäftsjahr zu Ergebnisverbesserungen.

Damit steht der Beweis von Zehnder, dass mittelfristig wieder Margen um 8% nachhaltig erreichbar sind, noch aus, kommentiert ZKB-Analyst Martin Hüsler. Angesichts der strukturellen Herausforderungen bewertet dieser die Aktien mit «Marktgewichten».

Ziemlich hart ins Gericht geht Vontobel-Analyst Bernd Pomrehn. Er habe den Eindruck, dass sich die Strategie, eher über das Volumen als den Preis wachsen zu wollen, gerade im Heizungsbereich nicht wirklich ausgezahlt habe.

Und angesichts der eher schwachen Halbjahreszahlen ortet Pomrehn erheblichen Kürzungsbedarf seiner Schätzungen. Der Analyst überprüft in der Folge sein bisheriges Kursziel von 36 CHF für Zehnder, belässt das Rating aber auf «Hold».

An der Börse wirf der Halbjahresabschluss wenig Wellen: Gegen 10 Uhr notieren die Zehnder-Aktien 0,3% tiefer bei 33,50 CHF. (awp/mc/upd/ps)

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