Gränichen – Die auf Raumklima spezialisierte Zehnder-Gruppe hat sich auch im zweiten Coronajahr gut geschlagen. Der Gewinn wuchs 2021 kräftig. Allerdings hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten wegen Lieferkettenengpässen und den Problemen des chinesischen Immobilienmarkts an Schwung verloren.
Der Betriebsgewinn EBIT stieg im vergangenen Jahr um 36,8 Prozent auf 69,1 Millionen Euro, wie der Heizkörper- und Lüftungshersteller am Mittwoch in einem Communiqué mitteilte. Die EBIT-Marge erreichte 9,9 Prozent nach 8,2 Prozent im Vorjahr. Unter dem Strich verdiente Zehnder 60,3 Millionen Euro. Das ist ein Plus von 51,2 Prozent gegenüber dem ersten Coronajahr 2020.
Engpässe bremsen
Die Zehnder Gruppe blicke auf ein wechselvolles, aber insgesamt erfolgreiches Geschäftsjahr zurück, erklärte die Konzernspitze im Communiqué. «Wir erlebten ein gutes erstes Halbjahr mit grossen Auftragsvolumina, begünstigt durch Nachholeffekte.»
Im Jahresverlauf seien dann die Herausforderungen durch stark steigende Rohmaterial- und Komponentenpreise und zunehmend verminderte Verfügbarkeiten bei elektronischen Bauteilen gewachsen. «Diese Entwicklung bremste unser Wachstum deutlich», so Zehnder. Insbesondere das Lüftungsgeschäft habe gelitten. Dennoch freue man sich, für das Gesamtjahr ein solides Ergebnis präsentieren zu können.
Der Umsatz war bereits im Januar bekannt gegeben worden. Im Gesamtjahr 2021 stieg er um 12,9 Prozent auf 697,1 Millionen Euro. Mit 586,8 Millionen Euro macht das Unternehmen weiterhin den Löwenanteil seines Geschäfts (84 Prozent) in Europa.
Auch der Grossteil des Gewinns stammt vom «Alten Kontinent»: Der EBIT in Europa kletterte auf 63,6 Millionen Euro von 41,6 Millionen im Vorjahr. Zur Ergebnisverbesserung hätten Kostenoptimierungen und Effizienzsteigerungen beigetragen, heisst es in der Mitteilung. Zudem seien die Kosten für Geschäftsreisen und Veranstaltungen tiefer gewesen, da wegen Corona die Aktivitäten reduziert oder in digitaler Form durchgeführt wurden.
Auf der anderen Seite hätten steigende Einkaufspreise, insbesondere für Stahl und Elektronik, die Profitabilität belastet, da sie nicht vollständig durch Verkaufspreiserhöhungen kompensiert werden konnten, wie Zehnder weiter erklärte. Versorgungsengpässe einzelner Lieferanten führten vermehrt zu Unterbrüchen in der Produktion, zudem verteuerten sich die Logistikkosten.
Gewinneinbusse wegen China
Im Segment China & Nordamerika fiel der EBIT auf 5,5 Millionen Euro nach 8,9 Millionen im Vorjahr. «Der Hauptgrund für die tiefere Profitabilität ist die gesunkene Kreditwürdigkeit diverser Baukonzerne in China. Dies machte Wertberichtigungen auf Forderungen notwendig», heisst es dazu.
Die Aktionäre sollen nun eine höhere Ausschüttung bekommen. Zehnder stockt die Dividende auf 1,80 Franken pro Aktie auf nach 1,25 Franken im Vorjahr.
Mit den Zahlen hat das Industrieunternehmen die Erwartungen der Finanzgemeinde beim EBIT genau getroffen und beim Reingewinn und der Dividende leicht überflügelt.
Ziele leicht erhöht
Nach den jüngsten Akquisitionen hebt Zehnder die Ziele leicht an. Für das Geschäftsjahr 2022 rechnet der Konzern mit einem Umsatzwachstum über dem mittelfristigen Ziel von 5 Prozent. Die EBIT-Marge soll bei 8 bis 10 Prozent liegen. Die Steuerquote, die 2021 und 2020 durch die Nutzung von Verlustvorträgen und die Schweizer Steuerreform deutlich niedriger war als in den Vorjahren, werde sich 2022 normalisieren und entsprechend auf den Reingewinn auswirken, so Zehnder.
Bei den Mittelfristzielen erhöht Zehnder die Bandbreite für die angestrebte EBIT-Marge auf 9 bis 11 Prozent (von bisher 8-10%). Das Umsatzziel bleibt indes unverändert: Nach wie vor strebt das Unternehmen ein jährliches durchschnittliches Umsatzwachstums von 5 Prozent an. Man prüfe weiterhin Ergänzungsakquisitionen zur Vervollständigung des Technologie- und Produktportfolios, zur Stärkung der Marktposition oder zur Expansion, heisst es ausserdem. (awp/mc/ps)