Lausanne – Die siebte Ausgabe des Zermatt Summit lockte 120 Unternehmer und Manager in die Walliser Berge, die mit ihren unternehmerischen Fähigkeiten den notwendigen Wandel und die Innovation im Dienste der Gesellschaft fördern wollen. «Humanizing Innovation» war das Thema des diesjährigen Zermatt Summit. Wie können wir neue Systeme zur Erzeugung von Nahrungsmitteln und Energie unter Achtung von Mensch und Natur und im Dienste des Gemeinwohls schaffen?
Christopher Wasserman, Gründer und Präsident der Zermatt Summit Foundation, die sich als ein Inkubator für neue Geschäftsmodelle mit sozialem und ökologischem Hintergrund versteht, fasste es in seinem Eröffnungsvortrag zusammen: «Unsere Vision ist es, einen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen treffen, um inspiriert zu werden, Innovationen auszutauschen, sich zu vernetzen und zusammenzuarbeiten, damit neue Geschäftsmodelle für eine bessere Welt entstehen.» Der Zermatt Summit ist ein Ort der Reflexion für Führungskräfte, die verstehen, dass Unternehmen eine Kraft für das Gute sein können und dass Wirtschaftsmodelle notwendige soziale, ökologische und soziale Auswirkungen haben können. Der Zermatt Summit will die Referenz für ethisches Wirtschaften in einer globalisierten Welt sein, neben dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos, wo sich führende Unternehmen und Politiker treffen, um hauptsächlich über «business as usual» zu diskutieren, und dem Weltsozialforum in Porto Alegre in Brasilien, wo sich Aktivisten ohne eine konkrete Agenda für Veränderungen treffen. Zwischen Davos und Porto Allegre besteht eine Lücke, die der Zermatt Summit schliessen will.
Die Wirtschaft im Dienste des Menschen und des Gemeinwohls
Die Auswahl an hochkarätigen internationalen Referenten war beeindruckend. Gäste aus Europa, Afrika, Asien, den USA und der Schweiz trafen sich, um bahnbrechende neue Geschäftsmodelle zu präsentieren und zu diskutieren. Der belgische Unternehmer, Autor und Aktivist Prof. Dr. Gunter Pauli präsentierte seine Vision der «Blue Economy» für eine nachhaltigere Weltwirtschaft. Die Blue Economy konzentriert sich auf die Grundversorgung der Menschen -Nahrung, Wasser, Energie und Gesundheit -bei gleichzeitiger Regeneration der Natur, Schaffung von Arbeitsplätzen, Aufbau von Gemeinschaften und Vermeidung von Abfall. «Niemand sagt mir, dass es nachhaltig ist, wenn man einen Bio-Apfel aus Chile hier in Zermatt kauft. Das ist einfach nicht wahr. Es ist nicht so und es wird nie so sein.», sagte Pauli. Die Blue Economy stimuliert eine lokale Wirtschaft mit einem direkten Verhältnis zwischen Produzenten und Konsumenten.
Kaffee, nach Öl der am meisten gehandelte Rohstoff der Welt, spielte eine wichtige Rolle bei einer am Zermatt Summit diskutierten Innovation. Der deutsche Unternehmer Hans Stier stellte die Firma Bonaverde vor, die eine Maschine zum Rösten und Mahlen von Rohkaffee anbietet und eine direkte Beziehung zwischen kleinen Kaffeeproduzenten und ihren Kunden herstellt. Das Bonaverde-Konzept verbessert das Leben in den Kaffee produzierenden Ländern erheblich. Bertil Akesson, der eine Familienplantage in Madagaskar leitet, präsentierte 51 Arten von natürlichem, koffeinfreiem Kaffee. Er versicherte dem Publikum, dass diese Kaffeespezialität bald in den Detailhandel gelangen würde.
Der Physiker und Unternehmer Prof. Dr. Suat Topsu aus Frankreich brachte eine bahnbrechende Kommunikationstechnologie nach Zermatt. Topsu ist der Erfinder von Li-Fi: Datenkommunikation, Internet, über Lichtwellen. Science Fiction? Auf keinen Fall. Topsu gab konkrete Beispiele für Anwendungen in Supermärkten, Museen und Krankenhäusern. Li-Fi wird derzeit in die neuen 5G-Kommunikationsnetzstandards integriert.
Der niederländische Unternehmer Joost Wouters stellte am Zermatt Summit das enorme Potenzial des Algenanbaus für Energie, Lebensmittel und vieles mehr vor. «Seetang ist die am schnellsten wachsende Biomasse auf dem Planeten.», sagte Wouters. Seit Jahrhunderten werden Meeresalgen hauptsächlich in Asien angebaut, wo heute 99 Prozent der Weltproduktion produziert und hauptsächlich zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Die Produktion ist einfach. Es benötigt nur Salzwasser, Sonnenlicht und Nährstoffe. Der Prozess ist sehr effizient und Wouters hat gezeigt, dass Biogas aus Meeresalgen bei weitem besser abschneidet als Erdgas aus Fracking. Die Algenproduktion regeneriert die Meeresumwelt, während Fracking die natürliche Umwelt für Jahrhunderte zerstört.
Die Leistungen des Schweizer Unternehmers Marco Simeoni am Zermatt Summit waren faszinierend und beeindruckend. Simeoni gilt als das bestgehütete Geheimnis der Schweiz. Seine Stiftung «Race for Water» wurde 2010 mit dem Ziel gegründet, die plastische Verschmutzung der Ozeane zu beseitigen. Race for Water hat ein Verfahren entwickelt, das Kunststoffabfälle in Gas und Strom umwandelt. Diese kleine innovative Fabrik kann in Containern auf der ganzen Welt vertrieben werden, was eine grosse Chance bietet, Kunststoffabfälle auf wirtschaftliche Weise zu reduzieren.
Die Humanisierung der Globalisierung wird zu einer Priorität
Unternehmen haben einen grossen Einfluss auf die Gesellschaft. Sie schaffen Arbeitsplätze und Innovationen, produzieren Waren und Dienstleistungen und schaffen Einkommen. Mit dieser Wirtschaftsmacht kommt jedoch eine soziale Verantwortung für das Gemeinwohl, die vielen Unternehmern noch nicht so bewusst ist. Es besteht ein grosser Bedarf an Überprüfung, Umdenken und Erweiterung des Unternehmenszwecks. Christopher Wasserman sagte: «Veränderungen werden nicht nur durch neue innovative Geschäftsmodelle, sondern auch durch persönliche Verbindungen und Beziehungen entstehen. Der Zermatt Summit bietet die ideale Plattform für Austausch und Beziehungspflege.» (Zermatt Summit/mc/ps)
Über Zermatt Summit
Der Zermatt Summit wurde 2010 als internationale Referenzplattform zur Förderung eines konstruktiven, handlungsorientierten Dialogs zwischen den verschiedensten gesellschaftlichen Akteuren ins Leben gerufen. Die Konferenzen werden von der Zermatt Summit Foundation organisiert, einer unabhängigen NGO, die vom Schweizer Staat als gemeinnützig anerkannt ist. Die Stiftung will Stakeholder aus der Zivilgesellschaft, aus Wirtschaft und Politik sowie aus Religion und Kunst zusammenbringen, um mehr Menschlichkeit in den Prozess der Globalisierung einzubringen und Führungskräften praktische Empfehlungen für eine Wirtschaft zu geben, die dem Menschen und dem Gemeinwohl dienen. Initiator, Förderer und Präsident der Zermatt Summit Foundation ist Christopher Wasserman, Gründer eines Schweizer Familienunternehmens.
www.zermattsummit.org