Zürich – Das Immobilienunternehmen Züblin ist nach einer vom Hauptaktionär Viktor Vekselberg verordneten Rosskur wieder profitabel. Nun will man sich vom Portfolio in Deutschland trennen. Damit soll das Wachstum vorerst in der Schweiz finanziert werden.
Bereits vor einigen Monaten hatte sich abgezeichnet, was sich nun mit dem Jahresergebnis 2016/17 bestätigt: Züblin schreibt Gewinn. Für das vergangene Geschäftsjahr (per Ende März) wird unter dem Strich ein Überschuss von insgesamt 29,9 Mio CHF ausgewiesen nach 8,7 Mio in der ersten Jahreshälfte. In den vergangenen fünf Jahren hatte Züblin jeweils einen Verlust ausgewiesen, im Vorjahr kam er bei 18,9 Mio zu liegen.
Geholfen hat dem Gewinnausweis, dass sich der Finanzaufwand deutlich reduzierte (2,4 Mio vs. 8,8 Mio im Vorjahr), was Züblin in einer Mitteilung vom Donnerstag unter anderem mit der Rückzahlung eines von der Hauptaktionärin Lamesa – das Anlagevehikel des Russen Viktor Vekselberg – gewährten Darlehens für Massnahmen zur finanziellen Restrukturierung erklärt. Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren hatte Züblin einen Rekordverlust von 212 Mio CHF eingefahren. Das Eigenkapital schmolz in der Folge auf 4,8% der Bilanzsumme zusammen, womit Sanierungsmassnahmen notwendig wurden.
Sondereffekt hilft
Profitiert hat Züblin im Berichtszeitraum aber vor allem von einem Sondereffekt, der mit der am Berichtstag bekanntgegebenen Entscheidung zu tun hat, sich von den deutschen Immobilien zu trennen. Damit bleiben dann nur noch die derzeit fünf Liegenschaften in der Schweiz übrig.
Aus dem erwarteten Erlös der Transaktion, die in den kommenden Monaten über die Bühne gehen soll, wurde bereits in der Erfolgsrechnung des vergangenen Jahres ein Gewinn von 13 Mio CHF erfasst. Entsprechend zuversichtlich zeigte sich VRP und CEO Iosif Bakaleynik an der Medienkonferenz, Käufer für die insgesamt zwölf Geschäftsliegenschaften zu finden. Das Interesse sei sehr gross, der boomende deutsche Markt zurzeit sehr liquide.
Grund für die Trennung ist, dass Züblin Geld zum Kauf von Liegenschaften braucht, die eine offensichtlich höhere Rendite abwerfen. Die Einnahmen sollen für «ausgewählte Anlagechancen verwendet werden und weiteres wertsteigerndes Wachstum sicherstellen», so die Mitteilung.
Kein Strategiewechsel
Mit einem Strategiewechsel hat dies jedenfalls nichts zu tun, wie Bakaleynik betonte. In Deutschland habe die hohe Nachfrage nach Büroimmobilien einen ausgeprägten Verkäufermarkt geschaffen. Damit ist gemeint, dass Käufer sich mit Offerten überbieten und Verkäufer bei der Preisfindung am längeren Hebel sitzen.
Deutschland zähle weiterhin zu den Kernmärkten, fügte Bakaleynik an, man halte dort auch weiterhin Ausschau nach geeigneten Objekten. Vor einem Jahr hatte das Management die Fokussierung auf den deutschsprachigen Immobilienmarkt bekanntgegeben, nachdem man sich zuvor von den Liegenschaften in Frankreich und den Niederlanden getrennt hatte.
Züblin wird damit vorerst immer mehr ein Schatten seiner selbst. Vor neun Jahren, als letztmalig eine Dividende ausgezahlt wurde, erwirtschaftete das Unternehmen mit einem über halb Europa verstreuten Immobilienpark im Wert von 2 Mrd CHF einen Mietertrag von knapp 130 Mio CHF.
Kleinste Immobiliengesellschaft an der SIX
Im vergangenen Jahr kam er insgesamt bei insgesamt 19 Mio CHF zu liegen. Davon entfallen knapp 11 Mio CHF auf die deutschen Liegenschaften, was einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 14% entspricht. Klammert man die zum Verkauf stehenden Häuser aus, kommt Züblin derzeit auf einen Portfoliowert von knapp 200 Mio CHF und wäre damit in diesem Massstab die kleinste an der SIX kotierte Immobiliengesellschaft. (awp/mc/upd/pg)