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Zürich – Die Immobiliengesellschaft Züblin ist im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr 2014/15 tiefer in die roten Zahlen gerutscht. In der Folge schmolz das Eigenkapital zusammen, und Züblin stellt als Gegenmassnahme eine Bilanzsanierung in Aussicht. Die Züblin-Aktien sind im Zuge der Nachrichten auf ein neues Allzeittief eingebrochen.
Bei Züblin ist Vieles im Umbruch, seitdem der russische Investor und Hauptaktionär Viktor Vekselberg im Sommer 2014 via seiner Beteiligungsgesellschaft Lamesa das Managementteam und den Verwaltungsrat teilweise durch eigene Leute ersetzt und eine neue Strategie vorgegeben hat. Züblin fokussiert sich seitdem auf die strategischen Liegenschaften in der Schweiz und in Deutschland.
Für die französische Tochter hingegen wurde die Suche nach einem Investor eingeleitet, der Eigenkapital einschiessen und danach neuer Mehrheitsaktionär werden soll. Die Verhandlungen seien weit fortgeschritten, erklärte Züblin-CEO und Vekselberg-Gefolgsmann Iosif Bakaleynik am Mittwoch von den Medien. Ein Abschluss der Transaktion wird innerhalb des laufenden Geschäftsjahres erwartet.
Das Geschäft in Frankreich ist für den grössten Teil des Jahresverlusts verantwortlich: Vom Fehlbetrag in Höhe von 212 Mio CHF entfallen -128 Mio auf diesen Bereich. In der Hauptsache schlugen dabei negative Bewertungseffekte in Höhe von 120 Mio CHF auf den noch fünf Liegenschaften umfassenden Immobilienpark zu Buche. Der Leerstand lag am Bilanzstichtag im Durchschnitt bei 73%.
Kapitalerhöhung nötig
Die Verluste führten dazu, dass das Eigenkapital von Züblin auf 27 Mio CHF bzw. auf 4,8% der Bilanzsumme zusammenschrumpfte. Da nun die Hälfte des Aktienkapitals (knapp 60 Mio CHF) sowie der gesetzlichen Reserven nicht mehr gedeckt ist, ist der Verwaltungsrat gemäss Schweizer Obligationenrecht verpflichtet, eine Generalversammlung einzuberufen und Sanierungsmassnahmen zu beantragen.
Züblin hat die Generalversammlung auf den 30. Juni anberaumt und wird dort eine Kapitalerhöhung um 72 Mio CHF zur Abstimmung bringen. Hauptaktionär Vekselberg (via Lamesa) erwägt den Angaben zufolge, die Zeichnung vollständig zu garantieren.
Ball liegt nun bei Übernahmekommission
Damit ist die Restrukturierungsmassnahme aber noch nicht in trockenen Tüchern: Vekselberg, der aktuell über sein Investmentvehikel rund 33% aller Aktien besitzt, stellt nämlich die Bedingung, Lamesa von der Pflicht zur Unterbreitung eines öffentlichen Kaufangebots zu befreien. Denn wenn er die neuen Aktien zeichnet, rutscht er über die Schwelle, die automatisch ein öffentliches Kaufangebot für alle Aktien auslösen würde. Der Ball liegt nun bei der Übernahmekommission, die der Bedingung Vekselbergs noch zustimmen muss.
Neben dieser «Notfallmassnahme» skizzierte Bakaleynik weitere Optionen zur Kapitalbeschaffung. So spiele man mit dem Gedanken, sich Partner ins Boot zu holen. Dies ist auch der Grund, weshalb der frei werdende Verwaltungsratssitz von Urs Ledermann (der an der nächsten GV nicht zur Wiederwahl antritt) bis auf weiteres nicht besetzt werden soll. Der sei für etwaige Partner reserviert, wie Bakaleynik durchblicken liess.
Strategische Fortschritte
Insgesamt stufte Bakaleynik das Geschäftsjahr als sehr anspruchsvoll ein. Er strich aber auch strategische Fortschritte heraus. So sei es gelungen, den Leerstand im Kernportfolio Schweiz/Deutschland signifikant zu senken (auf 13,7% von rund 20% im Vorjahr).
Zudem wurden bei der schon seit Jahren andauernden Portfoliobereinigung weitere Erfolge erzielt. Im Berichtsjahr veräusserte Züblin sechs Liegenschaften aus dem als nicht-strategisch definierten Portfolio. Das Kapitel Niederlande konnte damit abgeschlossen werden, in Deutschland stehen noch vier Objekte zum Verkauf.
Im Ausblick auf das neue Geschäftsjahr zeigt sich Züblin wenig konkret. Der Fokus liege neben der Kapitalerhöhung auf dem Abschluss des Verkaufs der französischen Tochtergesellschaft. (awp/mc/ps)