Steckborn – Zur Rose hat am Donnerstag ein starkes Debüt an der Schweizer Börse hingelegt. Europas grösste Versandapotheke profitiert nicht zuletzt vom vorteilhaften Umfeld für Börsengänge. Nach einem ersten Kurs von 153 CHF schlossen die Aktien am Abend auf dem Tageshoch von 159,90 CHF. Dabei waren die Titel mit 140 CHF bereits am oberen Ende des Preisbandes ausgegeben worden.
Der Handel mit den neuen Börsenpapieren war äusserst rege. Insgesamt wurden am ersten Handelstag gut 1 Million Aktien mit dem Ticker-Symbol «ROSE» umgesetzt, ausgegeben wurden im Rahmen des IPO 1,8 Millionen Stück. Der Gesamtmarkt, gemessen am SPI, verlor am Donnerstag dasgegen 0,80%.
Den Erlös aus dem Börsengang von bis zu 233 Mio CHF will das Unternehmen aus Frauenfeld vor allem in den Ausbau des Geschäfts in Deutschland stecken, wo die Firma unter der Marke «DocMorris» tätig ist. Aber auch in der Schweiz werden die Aktivitäten unter anderem in Kooperation mit der Migros verstärkt. So eröffnet in Bern am Tag des Börsengangs die erste Shop-in-Shop-Apotheke in einer Migros-Filiale.
Zweiter IPO im laufenden Jahr
Der Börsengang von Zur Rose ist nach jenem des Apothekenbetreibers Galenica Santé erst der zweite in der Schweiz in diesem Jahr. Ein dritter IPO könnte mit dem Stromzählerproduzenten Landis+Gyr im dritten Quartal folgen.
Am Markt wird von einem «echten» IPO gesprochen, wenn Aktien bei neuen Investoren platziert werden. Daneben gibt es auch reine Listings. Wie im Falle der der Actelion-Abspaltung Idorsia Mitte Juni öffnet sich dabei ein bisher privat kontrolliertes Unternehmen einem breiteren Investorenkreis.
Günstige Vorzeichen
Mit vielen Unternehmen im Familienbesitz und einer intakten Bankenfinanzierung gilt die Schweiz nicht als klassisches IPO-Land. «Grundsätzlich ist der Schweizer IPO-Markt tendenziell durch ein begrenztes Angebot mit wenigen Neuemissionen gekennzeichnet», sagt Jens Haas, Leiter Investment Banking Schweiz bei der Credit Suisse.
Im Prinzip sei das Umfeld für Börsengänge derzeit aber ausgesprochen günstig, sagt Haas weiter. Als Gründe nennt er unter anderem die expansive Geldpolitik der Zentralbanken, bessere Wirtschaftsdaten und Unternehmensgewinne sowie gute Aktienbewertungen.
«Die tiefen Zinsen zwingen Investoren faktisch in risikoreichere Anlagen», sagt auch Hanspeter Gehrer, Leiter Corporate Finance bei der Bank Vontobel. Dabei seien stabile Investments mit attraktiver Dividendenrendite weiterhin gesucht, aber auch Wachstumstitel hätten Chancen, so Andreas Neumann, Leiter Equity Capital Markets bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB).
Eine hohe Volatilität und Aktienmärkte, die sich in einem Abwärtstrend befinden, sind dagegen keine guten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Börsengang. (awp/mc/pg)