Zur Rose verliert im Q3 an Dynamik – Walter Hess wird neuer CEO
Steckborn – Zur Rose hat im dritten Quartal an Dynamik verloren. Das Umsatzwachstum der Versandapotheke ist nach neun Monaten nicht mehr innerhalb der eigenen Zielsetzung. Die Thurgauer Gruppe bestätigt vor diesem Hintergrund zwar ihren mittelfristigen Ausblick, senkt aber die Wachstumserwartung für das laufende Jahr.
Zusammen mit dem Geschäftsupdate hat Zur Rose die Ernennung eines neuen CEOs bekanntgegeben. Neuer Firmenlenker soll der bisherige Deutschland-Chef Walter Hess werden, heisst es in der Mitteilung vom Donnerstag.
Oberhänsli soll VRP werden
Gleichzeitig werde der bisherige CEO und Mitgründer von Zur Rose Walter Oberhänsli der Generalversammlung vom 28. April 2022 zur Wahl als Verwaltungsratspräsident vorgeschlagen. Der bisherige Verwaltungsratspräsident Stefan Feuerstein wiederum soll das Amt des Vizepräsidenten übernehmen.
Die beiden Verwaltungsräte Thomas Schneider (Vizepräsident) und Volker Amelung stehen unterdessen nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung. «Der Verwaltungsrat dankt ihnen für ihren jahrelangen, sehr engagierten Einsatz», heisst es dazu weiter. Im Zuge der Veränderungen plane man zudem, den Frauenanteil im Gremium weiter zu erhöhen.
Umsatzdynamik im Q3 eingebrochen
Der Umsatz der Gruppe (inkl. noch nicht konsolidierter Geschäftsteile) stieg derweil nach neun Monaten um 19,7 Prozent auf 1,49 Milliarden Franken. Damit liegt das Unternehmen nun knapp unterhalb der angepeilten 20 Prozent. Im dritten Quartal lag das Wachstum damit nur noch bei 13,2 Prozent, nachdem es im ersten Semester noch bei 23,2 Prozent lag.
Die deutlich abgeschwächte Dynamik erklärt Zur Rose mit einer pandemiebedingten Nachfrageschwäche bei den rezeptfreien Medikamenten. Die Online-Apotheke passt vor diesem Hintergrund auch ihre Erwartung für die Umsatzentwicklung im laufenden Jahr an. Neu wird nur noch ein Umsatzwachstum von über 15 Prozent in Aussicht gestellt (zuvor 20%).
Deutschland bleibt wichtigster Treiber
Wichtigster Wachstumstreiber bleibt bei Zur Rose das Deutschlandgeschäft. In der klar umsatzstärksten Region stiegen die Verkäufe von Januar bis September um 28 Prozent auf 979,5 Millionen Franken. Die positive Entwicklung sei dem Online-Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten sowie Gesundheits- und Pflegeprodukten zu verdanken, heisst es im Communiqué.
Im Heimmarkt Schweiz stieg der Umsatz dagegen lediglich um 5,3 Prozent auf 458 Millionen. Das im Verhältnis noch immer sehr kleine Segment ‹Europa› legte derweil um 23 Prozent auf 58,6 Millionen Franken zu.
Mittelfristige Aussichten bestätigt
Vor allem die flächendeckenden Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland ab 2022 soll die Umsätze der Online-Apotheke deutlich in die Höhe schrauben. Und Zur Rose schreckt bekanntlich nicht davor zurück, dafür kräftig zu investieren – vorerst auch auf Kosten der Profitabilität.
Das Management rechnet bei rezeptpflichtigen Medikamenten in Deutschland weiterhin mit einer Online-Durchdringung von 10 Prozent in drei bis fünf Jahren und weiterem Potenzial darüber hinaus.
Damit einhergehend soll der Umsatz in drei bis fünf Jahren auf 4 Milliarden Franken anwachsen. Zum Vergleich: 2020 lag der Umsatz bei 1,75 Milliarden. Dafür rechnet Zur Rose aufgrund der damit verbundenen Kosten, dass die Gewinnschwelle beim EBITDA frühstens per Ende 2022 oder Mitte 2023 erreicht wird. (awp/mc/ps)