Zürich – Das Zurich Film Festival beendet seine Partnerschaft mit dem Schokoladehersteller Läderach. Wie die Organisatoren am Samstagabend mitteilten, ist das eine Reaktion auf die von Schweizer Fernsehen SRF ausgestrahlte Dokumentation über den Missbrauch von Kindern an einer Privatschule.
Der am Donnerstag ausgestrahlte SRF-Dokumentarfilm habe «alle aufgewühlt», hiess es in der Mitteilung des Filmfestivals. Nach einem «offenen Austausch» hätten das Festival und die Schokoladenfirma «gemeinsam entschieden, ihre Partnerschaft zu beenden».
Obwohl keine Vorwürfe an die aktuelle Firmenleitung von Läderach im Raum stehen würden, «wird das Leid der mutmasslichen Opfer doch mit dem Familien- und Firmennamen in Verbindung gebracht», schrieb das Festival-Management.
Prügelstrafe als Erziehungsmittel
Jürg Läderach, bis 2018 Patron des Chocolatiers, hatte die evangelikale Schule «Domino Servite» (Dient dem Herrn) in Kaltbrunn SG 1995 mitbegründet. Ehemalige Schülerinnen und Schüler berichteten in dem SRF-Sendung «Dok» von Schlägen mit Gürteln sowie von einem Klima der Angst in der strenggläubigen Einrichtung.
Johannes Läderach, seit 2018 Chef des Unternehmens mit Sitz in Bilten GL, erklärte gegenüber den Onlinemedien von Tamedia, er habe diese Schule selbst besucht. Er könne das Klima der Angst bestätigen. Geschlagen worden sei er dort nicht.
Es belaste ihn, dass er die Missbräuche nicht habe verhindern können. Innerhalb der Freikirche habe ein Untersuchungsbericht 2019 einen Wandel angestossen. Die Kirchenleitung sei zurückgetreten. Er selbst trennte sich von dieser Glaubensgemeinschaft.
Evangelikale Welt
Der ehemalige Unternehmenschef Jürg Läderach wies in einer eidestattlichen Erklärung Vorwürfe zurück, er sei persönlich an Misshandlungen beteiligt gewesen. Diskriminierung, Gewalt und Missbrauch seien nicht mit seinem christlichen Glauben vereinbar. Ein Untersuchungsbericht im Auftrag der Schule bestätigte indessen das Fehlverhalten von «ehemaligen Lehrpersonen und Gemeindemitgliedern».
Jürg Läderach schuf in Kaltbrunn eine eigene evangelikale Welt mit einer Freikirche und der Privatschule samt Internat. Zuerst war die Schule ein Schweizer Ableger der südafrikanischen Mission «Kwasizabantu», die unter Fachleuten als Sekte gilt. Seit 2019 ist die Gemeinschaft jedoch unabhängig und heisst seitdem «Evangelische Gemeinde Hof Oberkirch». (awp/mc/ps)