Collabree: Digitale Verhaltensintervention via App

Collabree: Digitale Verhaltensintervention via App
Das Collabree Team mit Michael Malcharek, Pascal Kurz und Anjali Raja Beharelle. (v.l.nr./Foto: zvg)

Zürich – Die Zürcher Collabree AG will mit Hilfe von Behavioral Economics Menschen motivieren, schlechte Gewohnheiten abzulegen und nachhaltige Routinen zu etablieren. Das Startup beginnt mit einer Intervention bei der Therapietreue.

Fast jeder kennt das: Man hat Mühe damit, schlechte Gewohnheiten abzulegen und gesunde und nachhaltige Routinen zu entwickeln. Denn: Neue Verhaltensweisen zu erlernen braucht viel Ausdauer und, wenn sichtbare Ergebnisse erst sehr spät sichtbar werden, ist Scheitern leicht und wir verfallen wieder in altbekannte Verhaltensmuster. Dies ist nur allzu menschlich. Solch neue Verhaltensweisen sind nicht nur das Lesen anstelle des Fernsehschauens oder das morgendliche Joggen, auch die Einhaltung einer verschriebenen Therapie ist eine neue Verhaltensweise, die es zu erlernen und verinnerlichen gilt. Genau dafür entwickelt die Collabree AG eine digitale Verhaltensintervention. Die Intervention basiert auf Erkenntnissen der modernen Verhaltensforschung und hilft Menschen dabei, Therapiepläne umzusetzen und dabei eine nachhaltige Routine zu schaffen.

Verhinderbare Mehrkosten durch mangelnde Therapietreue
Pflegekräfte, Ärzte und Familienangehörige erleben es tagtäglich: Patienten mit chronischen Erkrankungen halten sich oft nicht an den verordneten Therapieplan. Schätzungsweise 50 % dieser Patienten nehmen ihre Medikamente nicht ein. Diese mangelnde Therapietreue ist eines der schwerwiegendsten Probleme im Gesundheitswesen und führt zu negativen Ergebnissen für alle Beteiligten. Für Versicherer, Patienten und die Allgemeinheit erhöht die mangelnde Therapietreue die Gesundheitskosten aufgrund zusätzlicher krankheitsbedingter Komplikationen erheblich. Um dies in Zahlen auszudrücken: Jedes Jahr sterben in Europa dadurch schätzungsweise 200’000 Menschen vorzeitig, und die Nichteinhaltung von Medikamenten führt zu jährlichen vermeidbaren Gesundheitsausgaben in Höhe von rund 125 Milliarden Euro.

Erkenntnisse aus der verhaltenswissenschaftlichen Forschung als Grundlage
«Leider geht unser Gesundheitssystem häufig davon aus, dass wir Menschen unsere Entscheidungen auf der Grundlage dessen treffen, was für uns am besten ist. Es unterstellt also, dass wir Menschen rational handeln. Aber so einfach ist es nicht», sagt Collabree-Gründer Pascal Kurz. «Die moderne verhaltenswissenschaftliche Forschung konnte zeigen, wie kognitive Verzerrungen unser Urteilsvermögen vernebeln und unsere Entscheidungsfindungsprozesse beeinflussen. Ein Beispiel eines solchen Effektes ist der Present Bias. Diese Verzerrung beschreibt die Tendenz langfristige Konsequenzen zu unterbewerten und kurzfristige Kosten und Nutzen zu überbewerten», ergänzt Collabree-Gründerin Anjali Raja Beharelle.

Unmittelbare Belohnungen
Grundsätzlich erleben alle Menschen diesen Present Bias, aber Menschen, die regelmässig einen Therapieplan befolgen müssen, haben insbesondere eine Tendenz, diesem Effekt zum Opfer zu fallen. Dies ist damit begründbar, dass bei vielen chronischen Krankheiten kein unmittelbarer positiver Effekt nach Medikamenteneinnahme bemerkbar ist und auch oft keine sofortigen Symptome auftreten.

Collabree löst dieses Problem mit dem Einsatz von unmittelbaren Belohnungen (Instant Gratification). Dabei wird das Erreichen der Ziel-Therapietreue mittels unterschiedlicher Instrumente belohnt. Diese Belohnungen können aus einfach, motivierenden Nachrichten bestehen, es kann ein kurzes Video des Enkels sein oder es können sogar finanzielle Anreize sein. Dadurch ist Collabree in der Lage, den Nutzer bei der Erlernung der neuen Intervention zu unterstützen und eine
nachhaltige Routine zu schaffen.

Wirksamkeit soll in klinischer Studie belegt werden
Collabree legt grossen Wert auf die wissenschaftliche Abstützung ihrer digitalen Intervention. Aus diesem Grund wird in Kürze die erste klinische Studie in Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Basel durchgeführt. Dabei soll die Sicherheit und Wirksamkeit der digitalen Intervention überprüft und validiert werden. (mc/pg)

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