Dank TV-Investoren plötzlich reich – Die Höhle der Löwen
In Zeiten von Digital-Startups kann (und möchte) mittlerweile fast jeder Gründer eines Unternehmens werden. Doch so schnell, wie sie aus dem Boden spriessen, verschwinden die meisten auch wieder. Nur wenigen gelingt der grosse Durchbruch. Denn eine zündende Idee für ein Produkt oder eine Dienstleistung, die es so bisher noch nicht gibt, ist nicht alles, was man für ein erfolgreiches Startup benötigt.
Neben einer funktionierenden Marketing-Strategie und Infrastruktur benötigt man vor allem eines: jede Menge Geld. Da jedoch gerade das meist zu knapp bemessen ist, begeben sich viele Startups auf die Suche nach Investoren. Seit nunmehr zwei Jahren ist das auch im deutschen Fernsehen in der Sendung «Die Höhle der Löwen» möglich.
Unterhaltungsshow über den Erfolg
Die deutsche Unterhaltungsshow «Die Höhle der Löwen» läuft zurzeit bereits in der dritten Staffel auf dem deutschen TV-Sender VOX. Sie ist ein Ableger der britischen Sendung «Dragon’s Den», die bereits seit 2005 ausgestrahlt wird. Das Konzept der Sendung ist einfach: Menschen mit innovativen Geschäftsideen und Erfindungen treffen in der Sendung auf erfolgreiche Investoren, denen sie ihre Idee vorstellen. Die Neu-Gründer hoffen, die Investoren zu überzeugen – gelingt es ihnen, erhalten sie das nötige Startkapital und Unterstützung beim Aufbau des neuen Unternehmens. Im Gegenzug dazu steht den Investoren ein Teil der Unternehmensanteile zur Verfügung.
Die Juroren und gleichzeitig Investoren der Sendung sind: Judith Williams, die vor allem durch Teleshopping erfolgreich wurde, Jochen Schweizer, der sich auf Erlebnisgeschenke spezialisiert, sowie die Unternehmer Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmer und der Startup-Spezialist Frank Thelen. Zuletzt hatte auch das Schweizer Unternehmen SensoPro Trainer seinen grossen Auftritt im deutschen Fernsehen. Nichtdestotrotz gerät die Sendung auch ab und zu in die Kritik. Es heisst, dass Deals, die in der Sendung abgeschlossen wurden, letztendlich doch platzen. Gibt es also tatsächlich erfolgreiche Modelle aus «Die Höhle der Löwen»?
Erfolgreich sowohl mit als auch ohne Deal
Dass in der Tat nicht alles nur Show ist, zeigen einige Erfolgsgeschichten aus der Sendung. Die Gründer Florian Spathelf und Florian Metz gründeten einen deutschen Flatrate-Spielzeugverleih à la Netflix und sind damit sehr erfolgreich. Mittlerweile versendet MeineSpielzeugkiste im Schnitt 6.000 Spielzeugkisten pro Monat, rechnen mit einem Umsatz von zwei Millionen Euro im Jahr und haben internationale Pläne für 2017. Auch ein weiteres deutsches Startup kann mittlerweile einen Jahresumsatz von 20 Millionen Euro mit ihren Bio-Suppen und Smoothies verbuchen, nachdem Judith Williams und Frank Thelen insgesamt 150.000 Euro in die Idee von Little Lunch investierten.
Doch auch wer ohne Deal die Höhle der Löwen verlässt, hat die Chance, erfolgreich zu werden. Ein positives Beispiel sind die Gründer Michael Kogelnik und Vinzent Wuttke mit ihrem Koffer-Start-up Voicier. Dank des patentierten Zero Crease System bleiben Anzüge selbst im Reisekoffer knitterfrei. Doch sie lehnten Ralf Dümmels Angebot ab, der 15 Prozent der Unternehmensanteile für 250.000 Euro Investition wollte, da die beiden Gründer von der Idee, aus den Koffern ein Massenprodukt zu machen, nicht begeistert waren. Sie möchten ihr Unternehmen langfristig aufbauen und nur mit hochwertigen Kunden zusammenarbeiten. Bisher kooperieren Kogelnik und Wuttke unter anderem bereits mit dem Onlineshop koffer.ch sowie Luxusverkaufshäusern wie dem Berliner KaDeWe, dem Hamburger Alsterhaus und sogar dem New Yorker Saks. Zwar gibt es neben solchen Erfolgsgeschichten auch Unternehmen, die nach einem geplatzten Deal keinen Erfolg verbuchen konnten, doch im Grossen und Ganzen betrachtet, wirkt ein Auftritt in der TV-Sendung sich positiv auf die Start-ups aus, da allein der Marketing-Effekt bei einer Zuschauerquote von mittlerweile fast drei Millionen Zuschauern, immens ist. (mc/hfu)