Firmengründungen bleiben im Trend
Zürich – Die Schweizer Start-up-Branche strotzt weiterhin vor Gründerlaune. Trotz wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Unsicherheiten steht Gründen weiterhin hoch im Kurs – wenn auch nicht mehr so hoch wie im Rekordvorjahr.
In den ersten neun Monaten 2022 wurden insgesamt 37’092 neue Unternehmen ins Handelsregister eingetragen. Das sind zwar 1,6 Prozent weniger als im Rekord 2021, teilte das IFJ Institut für Jungunternehmen am Freitag mit. Der Wert liege aber um 8,5 Prozent über dem Langzeitdurchschnitt.
Am stärksten war die Gründerwelle in Zürich mit einem Plus von 3,0 Prozent. Daneben verzeichnete einzig das Tessin (+0,8%) als einzige weitere Grossregionen einen Zuwachs bei den Firmengründungen.
In den Regionen Espace Mittelland (-4,3%) und Nordwestschweiz (-4,3%) und Zentralschweiz (-3,9%) wurden hingegen deutlich weniger Firmen gegründet als in den ersten neun Monaten 2021.
Nach Branchen betrachtet gehörten die Bereiche Hightech (+21,9%), Gesundheitswesen (+12,3%) sowie Transport & Logistik (+10,9%) zu den Wachstumsmotoren. Die höchsten Rückgänge verzeichneten Land- & Forstwirtschaft (-16,7%), Grosshandel (-13,4%) sowie der Detailhandel (-11,6%).
Krieg und steigende Zinsen trüben die Stimmung
Auch die Plattform STARTUPS.CH hält fest, nach Jahren des Booms sei in der Schweiz die Zahl an Neugründungen rückläufig. Nach STARTUPS.CH-Erhebungen wurden in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres 2 Prozent weniger Unternehmen neu in das Schweizer Handelsregister eingetragen. Insbesondere die Nordwestschweiz (-6%), die Ostschweiz (-2%) und die Zentralschweiz (-4%) führten zu diesem negativen Ergebnis. Die Romandie (+/- 0%), das Tessin (+1%) und vor allem der Kanton Zürich (+3%) zeigten sich hingegen unbeirrt und konnten an die hohen Vorjahreswerte anknüpfen.
«Die mit dem Ukraine-Krieg verbundenen Unsicherheiten sowie die steigenden Zinsen und die sinkenden Kurse der Kryptowährungen sind zurzeit eine toxische Mischung für die Start-ups-Szene», hält Michele Blasucci, CEO und Gründer von STARTUPS.CH, fest. «Mit einer Arbeitslosenquote von nur 2 Prozent herrscht in der Schweiz überdies praktisch Vollbeschäftigung. Wer einen sicheren und gut bezahlten Job hat, behält diesen angesichts des unsicheren Umfelds und setzt sich nicht dem Risiko einer Firmengründung aus», führt Michele Blasucci weiter aus.
Je nach Entwicklung des Kriegs und der Zinsen dürfte sich die Situation bis Ende Jahr nicht verbessern. STARTUPS.CH geht für 2022 erstmals seit Jahren von einem Rückgang der Anzahl Firmengründungen aus.(awp/mc/pg)