St. Gallen – Viele HSG Spin-Offs widmen sich im Pandemiejahr gesellschaftlichen Fragen. Dies zeigt das heute publizierte «HSG Spin-Off Barometer», zum vierten Mal in Folge erhoben durch das Center for Entrepreneurship an der Universität St.Gallen. 23,4% der 154 befragten Unternehmen finanzieren sich vollständig selbst und wirken als Jobmotor in der deutschsprachigen Region, in St.Gallen und bei ihren Geschäftsaktivitäten weltweit.
Das Center for Entrepreneurship (CfE-HSG) führte im Frühling und Sommer 2021 die vierte Erhebung zum HSG Spin-Off Barometer durch, an welcher 154 Startups mit dem HSG Spin-Off-Label teilnahmen. Das Label vergibt die Universität St.Gallen (HSG) seit 2017. Die Ergebnisse der Studie beruhen auf einer repräsentativen Umfrage unter den HSG Spin-Offs. Aufgrund der aktuellen Situation drehten sich viele der Fragen rund um die Pandemie und die unternehmerische Verantwortung, welcher sich zahlreiche Startups stellen. «Die mit dem Spin-Off-Label ausgezeichneten Startups bilden eine starke Gemeinschaft und erlauben es, die Geschäftsentwicklung innerhalb dieser breiten Stichprobe zu verfolgen», sagt Studienleiter Prof. Dr. Dietmar Grichnik.
Unternehmerischer Fokus: Nachhaltige Entwicklung
87% der HSG Spin-Offs verfolgen Geschäftsaktivitäten, die mindestens eines oder mehrere der Ziele für nachhaltige Entwicklung (UN SDGs) betreffen. Dieser hohe Prozentsatz ist ein Hinweis auf das Bewusstsein der Unternehmen für die Bedeutung individueller Beiträge und unmittelbarer Massnahmen im Bereich der Nachhaltigkeit. So zum Beispiel das Startup Blumenpost von Jan Neuenschwander, Joelle Hersberger und Julia Krieg, das ausschliesslich plastikfrei verpackte Blumen aus biologischem Anbau aus der Schweiz liefert. Oder die in der Schweiz ansässige GartenGold GmbH, gegründet von den HSG Alumni Albert Gebhart und Ann Kristin Seige: GartenGold «rettet» ungenutztes Fallobst aus privaten Gärten vor der Entsorgung und stellt daraus direkt gepressten Apfelsaft her. Neben dem werterhaltenden Produkt bietet das Unternehmen sinnvolle Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen, die an jedem Schritt der Lieferkette des Unternehmens beteiligt sind.
Starke finanzielle Unabhängigkeit und Wirtschaftsmotor
Alle im Spin-Off-Barometer 2021 erfassten Unternehmen haben ihren Hauptsitz oder zumindest einen Hauptverwaltungssitz in der deutschsprachigen Region. Über Kooperationen, Handelsbeziehungen oder Tochtergesellschaften ist ein grosser Teil der Unternehmen auch global tätig. Wie das Barometer zeigt, weisen HSG Spin-Offs eine starke finanzielle Unabhängigkeit auf und beschaffen erfolgreich Wachstumskapital in verschiedenen Finanzierungsphasen: «23,4% der Unternehmen finanzieren sich vollständig selbst», sagt Diego Probst, der die Umfrage zusammen mit Dietmar Grichnik betreut.
32% der Befragten überschreiten den Meilenstein von einer Million Umsatz in Schweizer Franken. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund der Pandemie bemerkenswert, die seit dem ersten Quartal 2020 die Unternehmen in fast allen Branchen in Bedrängnis gebracht hat.
HSG-Startups sind ein starker Motor für die lokale Wirtschaft der Ostschweiz und weit darüber hinaus: 96% der in der Umfrage erfassten HSG Spin-Offs haben ein grösseres Team als zur Zeit ihrer Gründung. Dies deutet auf einen positiven Effekt von HSG-Gründungen auf den lokalen und supranationalen Arbeitsmarkt hin. «Wir gehen davon aus, dass der positive Gesamteffekt auf die Beschäftigung durch HSG Spin-Offs weitaus höher ist als in den kürzlich erfassten Daten dargestellt», sagt Diego Probst.
Branchenfokus: Technologie, Medien und Finanzdienstleistungen
45% der Unternehmen sind in der Technologie- oder Medienbranche tätig, 21% in der Finanzdienstleistungsbranche. Dies ist ein allgemein vorherrschender Trend in der Startup-Szene.
Der Finanzdienstleistungssektor ist der am zweithäufigsten vertretene Sektor unter den Spin-Offs.
Ein Beispiel: Kaspar&, 2020 gegründet, bietet mit einem KI-basierten automatisierten Investmentmanager für Mikroinvestitionen in traditionelle Anlageklassen eine innovative Bankenlösung. Das «Barometer» macht auch ersichtlich, dass die HSG Spin-Offs ein breites Spektrum verschiedener Industriesektoren abdecken.
Herausforderung: Diversität
HSG-Spin-Offs spiegeln ein sehr häufiges Muster unter den Gründerteams wider: 87% der Gründerteammitglieder sind männlich. Diese Tendenz scheint sich trotz mehrerer HSG-Programme und -initiativen, wie z.B. der Initiative «Female Founders» bei Startup@HSG, die darauf abzielen, mehr Frauen zum Einstieg in die unternehmerische Tätigkeit zu ermutigen, fortzusetzen. 63 von 106 Befragten sind gebürtige Schweizer, was das häufigste Herkunftsland der HSG Spin-Off-Gründer darstellt. Dies verdeutlicht einerseits die starke Einbettung in den Schweizer Wirtschaftsraum, andererseits die ausgeprägte internationale Ausrichtung. «Wefox beispielsweise ist ein international ausgerichtetes Unicorn, also ein Unternehmen mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde Dollar, die einen globalen Markt erschliessen und darin erfolgreich agieren. Weitere HSG-Startups sind auf dem Weg dahin», sagt Prof. Dr. Dietmar Grichnik.
154 Unternehmen sind mit dem Label ausgezeichnet
Seit 2017 können sich Unternehmen aus dem Umfeld der Universität St.Gallen um das HSG Spin-Off-Label bewerben. Wer ein bereits erfolgreich etabliertes Unternehmen betreibt oder wer mit seinem Startup seit mindestens zwölf Monaten am Markt ist, kann beim Center for Entrepreneurship einen Antrag für das Gütesiegel stellen. Das HSG Spin-Off-Label ist begehrt: Bis September 2021 sind 154 Unternehmen mit dem Label ausgezeichnet worden. Die aktuelle Liste der Unternehmen mit HSG Spin-Off-Label findet sich auf der Webseite des CfE-HSG.