Johannes Suter, CEO SVC – AG für KMU Risikokapital
von Patrick Gunti
Herr Suter, die SVC – AG für KMU Risikokapital vergibt seit Juni als 100-%-Tochtergesellschaft der Credit Suisse Risikokapital an KMU. Welche Unternehmen können mit finanzieller Unterstützung rechnen?
Wir investieren in Innovations- und Wachstumsprojekte von Schweizer KMU, die bereits die Marktakzeptanz ihrer Produkte nachweisen konnten. Das kann unter anderem eine Finanzierung von Anlagen und Maschinen sein, aber auch die Unterstützung der internationalen Wachstumsstrategie.
Nach welchen Kriterien werden die finanziellen Mittel vergeben?
Die Mittel werden nach folgenden Kriterien vergeben: Das Unternehmen hat seinen Firmensitz und einen bedeutenden Teil der Wertschöpfung in der Schweiz. Das Projekt ist zukunftsgerichtet und erfolgversprechend und fördert die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz. Die Geschäftsidee ist ausgereift und besitzt einen innovativen Charakter.
Ebenfalls beurteilt wird die Relevanz für die nachhaltige Schaffung oder den Erhalt von Arbeitsplätzen. Schliesslich muss der der Antragsteller die Rechtsform einer Aktiengesellschaft oder einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung tragen sowie ein einbezahltes Gesellschaftskapital von mindestens CHF 100’000 vorhanden sein.
Die finanziellen Investitionskriterien basieren sowohl auf branchenüblichen Kennzahlen wie auch auf qualitativen Merkmalen, wie dem Leistungsausweis und die Initiative des Managements. Klar mitentscheidend ist auch die Qualität der eingereichten Dokumente wie Businessplan, Finanzplan und anderem mehr.
Wer entscheidet über die Gesuche und wie läuft das Prüfungsverfahren ab?
Unser Team analysiert die eingegangenen Finanzierungsgesuche und leitet davon die für uns attraktivsten Anfragen an das unabhängige Investment Committee weiter, das die Anträge ein weiteres Mal kritisch, fair und nach klaren Kriterien prüft.
«Die derzeitige Verzinsung für ein Darlehen mit einer Laufzeit von vier Jahren liegt bei ca. 7% p.a. zuzüglich einer Erfolgsbeteiligung, die sich am Businessplan der Unternehmung orientiert.» Johannes Suter, CEO SVC – AG für KMU Risikokapital
Wie sieht das Beteiligungsmodell an den unterstützten Firmen aus? Wird die SVC ? AG für KMU Risikokapital auch aktiv in den Unternehmen mitarbeiten?
Wir investieren und stellen unser Netzwerk nach Bedarf zur Verfügung. Wir wollen keinen aktiven Einfluss auf Stufe Verwaltungsrat oder Geschäftsleitung nehmen. Wir bieten Minderheits-Aktienbeteiligungen und ungesicherte nachrangige Darlehen mit einer Erfolgsbeteiligung an. Neben dem Geld können wir unsere Expertise einbringen und bei Bedarf auf das Know-how des Swiss Venture Club (SVC) und der Credit Suisse zurückgreifen.
Zu welchen Konditionen werden die Kredite vergeben?
Die Bank erwartet keinen Kapitalrückfluss. Trotzdem investieren wir nur dort, wo wir an einen erfolgreichen Kapitalrückfluss glauben. Die derzeitige Verzinsung für ein Darlehen mit einer Laufzeit von vier Jahren liegt bei ca. 7% p.a. zuzüglich einer Erfolgsbeteiligung, die sich am Businessplan der Unternehmung orientiert.
Favorisieren Sie bei der Vergabe bestimmte Branchen?
Wir sind grundsätzlich sehr flexibel, sowohl was die unterstützten Unternehmen als auch die konkrete Finanzierungslösung anbelangt. Unser wichtigstes Kriterium ist die Nachhaltigkeit eines Unternehmens. Um diese zu beurteilen, brauchen wir ein möglichst vollständiges Bild der Firma. Das umfasst die involvierten Personen, die finanzielle Situation sowie das Geschäftsmodell. Kann ein Unternehmen dies vermitteln und uns davon überzeugen, dass es in Zukunft erfolgreich wirtschaften wird und nachhaltig Arbeitsplätze sichert oder schafft, ist jede Branchenzugehörigkeit willkommen.
Wie viele Finanzierungsanträge haben Sie bisher erhalten?
Seit der Lancierung am 3. Juni haben wir bereits rund 250 Finanzierungsanträge erhalten. Vor allem Jungunternehmen fragen vermehrt nach. Es scheint viele engagierte Start-Ups zu geben, die auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten sind. Die Anträge kommen aus den verschiedensten Branchen, wobei sich eine gewisse Tendenz in Richtung High Tech, Maschinenbau, Biotech/Medtech, Internet und Multimedia feststellen lässt.
Nachfolgereglungen sind bei bestehenden KMU häufig ein Problem. Investieren Sie auch in diesem Bereich?
Ja, wir investieren auch in Nachfolgeprojekte. Hier sind die Anforderungen sehr individuell, was eine gewisse Flexibilität unsererseits voraussetzt. In der Regel fehlt es bei Nachfolgelösungen an liquiden Eigenmitteln. Wir haben die Mittel, bei der Überbrückung dieses Engpasses zu helfen.
Was passiert mit der Erfolgsbeteiligung und den zurückbezahlten Darlehen?
Kapitalrückflüsse in Form realisierter Gewinne und zurückgezahlter Darlehen werden wieder vollständig in neue Unternehmen investiert.
«Wichtig ist, dass wir einen Kreislauf schaffen und Kapitalgewinne immer wieder investiert werden.»
Insgesamt stehen der SVC ? AG für KMU Risikokapital 100 Mio. Franken zur Verfügung, kein Unternehmen erhält in der Regel über 2 Mio. Franken. Bis Ende 2013 soll das ganze Risikokapital investiert sein. Mit wie vielen Anträgen rechnen Sie bis zu diesem Zeitpunkt und wie viele Firmen dürften bis dahin profitieren können?
Bis jetzt hat das Investment Committee zwölf Anfragen intensiv geprüft. Sieben Investitionen konnten bis jetzt abgeschlossen werden oder sind kurz vor einem erfolgreichen Abschluss. Noch einmal zehn Unternehmen befinden sich auf einer Long List für die kommenden Monate. Die einzelnen Investitionsprojekte belaufen sich zwischen rund CHF 500’000 bis CHF 2,5 Mio. Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende 2013 ca. 50 Investitionen getätigt haben. Wichtig ist, dass wir einen Kreislauf schaffen und Kapitalgewinne immer wieder investiert werden.
Bisher wurden vier Investitionsentscheide gefällt. Was gab in diesen Fällen den Ausschlag, die Gelder zu sprechen?
Das Management und die Geschäftsstrategie der einzelnen Unternehmen haben uns überzeugt. Alle Unternehmen verfügen über eine attraktive Marktposition und verfügen über Produkte und Dienstleistungen, welche in den jeweiligen Kundengruppen einen signifikanten Nutzen bringen. Wir sind der Meinung, dass die Unternehmen ein grosses Potenzial haben, sich auch ausserhalb des Heimmarktes durchsetzten zu können.
Die Grossbanken spielen seit jeher eine wichtige Rolle bei der KMU-Finanzierung. Allerdings gingen die Ausleihungen gegenüber den 90er Jahren massiv zurück. Ist die SVC ? AG für KMU Risikokapital ein Anzeichen dafür, dass bei den Grossbanken ein Umdenken stattgefunden hat?
Im Bereich der Fremdkapitalvergabe spielt die Credit Suisse in der Schweiz eine bedeutende Rolle. Die Bank hält hier an ihrer bisherigen Politik und ihrem Angebot im Kreditgeschäft fest. So sind auch die Ausleihungen an KMU während der Finanzkrise angestiegen. Wir haben jedoch festgestellt, dass ein erhöhter Bedarf an Eigenkapital besteht. Die Gründung einer separaten Tochtergesellschaft und die Zusammenarbeit mit dem SVC ist für die Credit Suisse ein Weg, sich im Bereich Risikokapital zu engagieren und das Angebot für KMU noch weiter auszubauen.
Herr Suter, besten Dank für das Interview.
Zum Unternehmen:
Die SVC ? AG für KMU Risikokapital ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Credit Suisse und kooperiert eng mit dem bekannten KMU-Netzwerk Swiss Venture Club (SVC). Sie verfügt über ein Kapital von bis zu CHF 100 Millionen, prüft die Finanzierungsgesuche und vergibt Kapital in Form von Eigenkapital oder Darlehen mit Erfolgsbeteiligung.
Zur Person:
Johannes Suter stammt aus einer Kleinunternehmerfamilie. Er hat an der Universität Zürich Betriebswirtschaft studiert und erfolgreich abgeschlossen. Sein beruflicher Werdegang umfasst diverse Managementpositionen bei KPMG, UBS und der Credit Suisse Group. So war er beispielsweise während rund 10 Jahren in der Geschäftsleitung der Firma Swisscard AECS (Joint Venture von Credit Suisse und American Express) als Chief Financial Officer und Head of Marketing & Sales aktiv, bevor er in einem «Family Office» als Managing Director ein anspruchsvolles Beteiligungsportfolio von Unternehmen betreute. Neben dem Aufbau diverser Unternehmen und Geschäftsbereiche hat Johannes Suter diverse M&A Transaktionen im Bereich Financial Services, Handel-, Maschinen- und Elektrotechnische Industrie betreut und erfolgreich umgesetzt.