Winterthur – Krieg in Europa, Verwerfungen an den Energiemärkten und Krypto-Crash: Die Häufung an Krisen hat die Startup-Branche nach Jahren des Booms ausgebremst. So wurden 2022 schweizweit 49’794 Unternehmen neu in das Schweizer Handelsregister eingetragen. Das entspricht einem Minus von 1,5 Prozent.
Mit Blick auf die Sektoren sind wie in der Vergangenheit der Bereich Konsum und Handel sowie die IT-Branche für Jungunternehmer besonders attraktiv. Auffallend: der hohe Anteil an Gründern ohne Schweizer Pass. Das zeigen die Erhebungen der Online-Plattform STARTUPS.CH. Für das kommende Jahr ist angesichts des unsicheren Umfelds weiterhin mit einer verhaltenen Entwicklung zu rechnen.
Zentralschweiz leidet unter Absturz des Krypto-Markts
Die Boomjahre sind für die Schweizer Startup-Branche erst einmal vorbei. Die Zahl der neu ins Schweizer Handelsregister eingetragen Unternehmen hat sich verringert (-1,5% auf 49’794). Dabei haben die Zentralschweiz (-4,7%) sowie die Nordwestschweiz (-4%) überproportional zur rückläufigen Entwicklung beigetragen.
«Die Zentralschweiz lockte in den vergangenen Jahren viele Jungunternehmer im Krypto-Bereich an. Entsprechend hat die Region jetzt unter dem Absturz der internationalen Krypto-Märkte gelitten», führt Mattia Piccoli, CMO von STARTUPS.CH aus. «In der Nordwestschweiz wiederum, die wirtschaftlich eng mit den Nachbarn verflochten ist, dürfte die nachlassende Wirtschaftskraft Deutschlands und Frankreichs Spuren hinterlassen haben», erklärt Mattia Piccoli weiter.
Im branchenmässig breit abgestützten Kanton Zürich entwickelte sich die Gründerbranche hingegen robuster (+1,9%).
40 Prozent der Gründerinnen und Gründer sind Ausländer – Deutsche habe Nase vorne
Gemäss den eigenen von STARTUPS.CH analysierten Daten stehen hinter den neu gegründeten Unternehmen 40 Prozent Ausländer. Im Vorjahr betrug ihr Anteil noch 35 Prozent. «Der markante Anstieg ist wohl darauf zurückzuführen, dass sich die Schweizer Wirtschaft nach der Pandemie rasch und gut erholt hat – und das umso mehr im Vergleich zu anderen Ländern. Zudem haben wir eine tiefe Arbeitslosenquote. Das macht die Schweiz für ausländische Arbeitskräfte entsprechend attraktiv», ordnet Mattia Piccoli ein.
Am meisten Unternehmen gründeten deutsche Staatsangehörige, gefolgt von italienischen und französischen. Die grösste vertretene und nicht an die Schweiz angrenzende Nation ist der Kosovo.
Konsum, Handel und IT locken am meisten Jungunternehmer an
Wenig verändert hat sich das Verhältnis hinsichtlich des Geschlechts. Seit Jahren beträgt es rund drei Viertel Männer zu einem Viertel Frauen.
Auch mit Blick auf die Verteilung der Neugründungen nach Branchen präsentiert sich ein vertrautes Bild: Wie in der Vergangenheit wurden die meisten Unternehmen in den Sektoren Konsum und Handel sowie im IT-Bereich gegründet. Aber auch das Handwerk ist für den Schritt in die Selbständigkeit attraktiv.
Ausblick 2023: von viel Unsicherheit geprägt
Für das kommende Jahr wird mit einer Abkühlung der Schweizer Konjunktur gerechnet. Der Ukraine-Krieg, aber auch weitere schwelende Konflikte in Europa dürften für eine anhaltende Unsicherheit sorgen. Hinzu kommt der Absturz am Kryptomarkt, wobei die Branche zum Teil fundamental in Frage gestellt wird.
Das alles zusammen sorgt dafür, dass das Sentiment in der Startup-Szene auch im kommenden Jahr eher verhalten bleiben dürfte. (mc/pg)