Michael Bär, Gründer und Chairman der Baer Capital Partners, Dubai: «Emerging Market Indien bietet enormes Aufholpotenzial.»
von Gérard Al-Fil
Herr Bär, bitte stellen Sie Baer Capital Partners kurz vor.
Mit Baer Capital wollen meine Partner und ich ein auf Indien fokussiertes Alternative Asset Management anbieten. Aufgrund unserer Erfahrungen auf diesem Gebiet haben&wir erkannt, dass Indien im Vergleich zu anderen Emerging Markets enormes Aufholpotenzial hat. Vom DIFC aus können wir die indischen Hightechzentren und Kunden in Mumbai und Bangelore in nur zwei Flugstunden erreichen.
Mein Partner Brij Sing und ich sind stolz, die erste Lizenz für das Dubai International Financial Center (DIFC) von Dubais Regenten Scheich Mohammed persönlich bekommen zu haben. Das war im Jahre 2004, damals war das noch mit Julius Bär. Wir arbeiten eng mit dem DIFC zusammen.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?
Wir sind jetzt ein Team aus 25 Leuten. An unserem Hauptsitz in Dubai sind es mit meinem Partnern Brij Raj Singh insgesamt 12. In Indien beschäftigen wir an unseren Standorten in Mumbai und New Delhi weitere 10 Mitarbeiter. Hinzukommen zwei Leute in London, wo mein Partner Alok Sama arbeitet. Ich selber bin in Zürich ansässig. Weitere Standorte sind nicht geplant, doch wollen wir unsere Operationen in Indien ausbauen und dazu weitere Analysten und Fondsmanager einstellen.
Wären für Sie auch andere Standorte am Arabischen Golf in Frage gekommen?
Wir denken, dass kein anderer Standort ein ähnliches Umfeld bietet wie das DIFC. Das DIFC ist ein eigentlich ein Rechtsraum, was vielen in Europa noch nicht so klar ist. Sie können im DIFC 100 Prozent Ihrer Firma halten und haben einen Steuersatz von null Prozent. Bahrain ist sicher ein etablierter Bankenplatz und Katar baute im März 2005 das Qatar Financial Center (QFC) auf. Nur sind die andren Zentren noch nicht ganz so weit.
Viele Leute im Westen verwechseln die Golfregion mit dem Mittleren Osten generell und sehen nur politische Risiken, insbesondere die Amerikaner. In Wahrheit haben Sie hier eine der am schnellsten wachsenden Märkte der Welt und zugleich Zugang zu zwei Milliarden Menschen, nicht nur gegen Osten nach Indien, sondern auch nach Afrika, ein Kontinent, der ein wenig vergessen wird.
Dubai steht für niedrige Eintrittsbarrieren im Business und zugleich hohe Hürden auf dem Weg zum Erfolg. Was ist die USP der Baer Capital Partners?
Wir haben Baer Capital Partners 2006 gegründet. Ein Startup braucht immer eine Anlaufzeit und einen guten Ruf bis er Fuss fasst. Unsere USP ist wie zuvor erwähnt unser strenger Fokus auf Indien. Unsere Produktpalette besteht aus indischen Hedge Funds, Private Equity-Funds und Infrastrukturfonds. Ausserdem bieten wir unser Intellectual Capital an, um einigen Firmen als Berater zur Seite zu stehen. Damit vermeiden wir eine Verzettelung der Kräfte, wie sie bei vielen Asset Managern in Dubai zu beobachten ist. Wir bleiben auch neutral, was politische Mandate betrifft. Zwischen den einzelnen Emiraten und auch den Golfstaaten herrscht ein gesunder Wettbewerb. Dies bedeutet, dass man sich schnell seine Mandate eingrenzen kann, sobald man z. B. die Herrscherfamilie des Emirats A als Kunden hat, und dann die Türen zum Emirat B zu sind. Wir schränken die Zahl unserer Mandate selber ein, und zwar dahingehend, dass wir eng mit unseren Kunden zusammenarbeiten können und zugleich neutral bleiben.
Besteht eine Zusammenarbeit zwischen Baer Capital Partners und der bank Julius Bär, bei der Sie bis 2003 Member of the Executive Board waren und deren Niederlassung Sie im DIFC aufgebaut haben?
Nein, im Moment nicht, aber wir führen da und dort noch Privatkunden bei Julius Bär ein. Wir empfehlen auch Fonds der Bank Julius Bär. Aber formell besteht keine Zusammenarbeit.
Sie zielen in Mittelost auf vermögende institutionelle Kunden aus den arabischen Golfstaaten und aus Indien ab. Wer sind Ihre Kunden in Europa?
In Europa arbeiten wir sowohl mit Family Offices als auch mit gewissen Banken zusammen. Hier obliegt uns die Überwachung von deren Fonds. Wenn man sich heute die Asset Allocation anschaut, dann gehören die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) einfach in ein Portefeuille. Unsere Strategie in Indien ist aber aufgrund unserer sehr guten Beziehungen und Kenntnis des Marktes eher konservativ und deshalb sehr gut für Family Offices geeignet. So sind die Hälfte unserer Investoren in Europa angesiedelt, die andere kommt aus dem Mittleren Osten.
Können Sie Zahlen zu den verwalteten Vermögen nennen?
Die AuM geben wir normalerweise nicht bekannt, wohl aber geben wir Auskunft über die Volumina unsere Fonds. Unseren Private Equity -Funds beispielsweise werden wir im Februrar nächsten Jahres schliessen, er wird dann 200 bis 250 Millionen Dollar auf sich vereinen. Der Fund of Funds Indien im ersten Quartal 2008 wird offen sein. Ausserdem haben wir einen Infrastruktur-Fonds mit Ziel 500 Millionen Dollar in der Pipeline und arbeiten am Aufsetzen eines Indischen Hedge Funds.
Vor zwei Wochen sagte der amerikanische Ökonomie-Professor Jeffrey Sachs, der auch den UN-Generalsekretär berät, auf der DIFC-Konferenz in Dubai, Indiens Überbevölkerung sei so gravierend, dass die indischen Bauern bereits das Grundwasser anzapfen, um ihre Felder zu bewässern. Ist Indien aufgrund seiner ökologischen Probleme nicht auch ein Markt mit einem wesentlich höheren Risiko als andere aufstrebenden Märkte?
Dies ist ein wichtiges Thema bei uns. Allerdings haben alle BRIC-Staaten ähnliche Probleme, angefangen von einer Überpopulation bis hin zur Verwendung veralterter Technologien in der Industrie. Beide Aspekte sind Ursachen für die ökologischen Herausforderungen. Wir betreiben im Fall Indien ein intensives Research im Bereich der Wasser- und Stromindustrie. Gerade in diesem Segment ist sehr viel in Bewegung gekommen. Ein Beispiel: es heisst, zum Aufbau einer modernen Infrastruktur in Indien fehle es an ausreichend Strom. Tatsache ist aber, dass Indien genug Strom produziert. Nur gehen 50% der Leistung verloren. Einerseits sind hier Transmissionsverluste der Grund, andererseits wird 40% des Stroms gestohlen. Und dies ist nur ein Durchschnittswert. In einigen Bundesstaaten werden bis zu 70% abgezweigt. In Indien herrscht bei vielen Konsumenten die Auffassung vor, Strom, Wasser und Luft seien gratis. Diese Probleme bieten aber auch Chancen für den Investor. Wir investieren z. B. in A2Z, eine Service-Firma, die wie ABB und Siemens ein Stromnetz aufbaut, mit High-Voltage- und Low-Voltage-Lines, die nicht anzapfbar sind, damit die Industrie mit ausreichend Elektrizität versorgt wird. Wichtig sind eben nicht nur neue Kraftwerke, sondern auch Service-Firmen, die den Strom zum Endverbraucher übertragen, der auch dafür bezahlt. Hier hat Indien noch ein enormes Potenzial. Chancen gibt es auch in der gesamtem Infrastruktur: der Subkontinent benötigt neue Strassen, Brücken, Flughäfen usw. All dies sind Optionen für neue und lukrative Investments.
Bieten Sie auch Scharia-konformes Asset Management an?
Unsere Produkte sind «Scharia-friendly», das heisst, wir investieren nicht in Firmen, welche mit Alkohol, Tabak, Gambling oder Pornografie Gewinne erwirtschaften. Wir haben aber eine Tranche in unserem Private-Equity-Fonds, die Scharia-konform sein wird, die wir zusammen mit einem Partner entwickelt haben. Dies bewerben wir aber nicht aktiv, sondern gestalten dies im Einklang mit der Scharia auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden. Er wird auch derjenige sein, der die Scharia-Prüfung übernimmt.
Das Gespräch fand am Rande der von IIR Middle East organisierten Global Alternative Investment Management (GAIM)-Konferenz in Dubai in der vergangenen Woche statt, deren Medienpartner Moneycab ist.
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Der Gesprächspartner
Michael «Mike» Bär gründete 2006 mit zwei Partnern die Baer Capital Partners in Dubai. Zuvor war er Member of the Executive Board bei der von seinem Urgrossvater gegründeten Julius Bär Group, der grössten Schweizer Privatbank. Michael Bär hat über 20 Jahre Erfahrung im Investment Banking, Handel und Private Banking in New York, Franfurt, Tokyo, Hong Kong und Zürich. Er ist Mitglied im Advisory Council des Dekans der Sloane School of Management am Massachusetts Institute of Technology (MIT), seinem ehemaligen Studienort.