Schweizer Startups erhalten 2018 rekordhohe Investitionen
Zürich – Das Interesse von Risikokapitalgebern an neuen Geschäftsideen und -Modellen in der Schweiz ist 2018 ungebrochen hoch geblieben. Noch nie haben die sogenannten Startups – also junge Unternehmen im Aufbau – so viel Risikokapital erhalten wie im vergangenen Jahr. Der ITC-Sektor sammelte dabei die meisten Mittel ein.
Konkret flossen im vergangenen Jahr 1,24 Milliarden Franken an Venture Capital in junge Schweizer Unternehmen. Das entspricht einer stattlichen Steigerung gegenüber dem Vorjahr um knapp 32 Prozent.
Damit wurde erstmals die Grenze von einer Milliarde Franken überschritten, wie dem am Dienstag veröffentlichten Swiss Venture Capital Report zu entnehmen ist. Diesen hat das Online-Newsportal Startupticker.ch in Zusammenarbeit mit der Investorenvereinigung Seca erstellt.
ITC-Sektor erhält am meisten Kapital
Die gesprochenen Mittel kamen 230 Unternehmen zu Gute, das sind 55 mehr als im Vorjahr (+31,4%). In total 230 Finanzierungsrunden erhielt jedes zweite Unternehmen mehr als 2 Millionen Franken und jedes fünfte mehr als 10 Millionen als Kapitalspritze zugesprochen.
Am stärksten wuchsen die Investitionen im Bereich Informations- und Kommunikation (inklusive Fintech). Im vergangenen Jahr führten 131 Schweizer ICT-Startups eine Finanzierungsrunde durch und sammelten bei in- und ausländischen Geldgebern 685 Millionen Franken ein, das sind 120 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Sektor repräsentierte auch zehn der zwanzig grössten Finanzierungsrunden. Dabei gingen die drei Spitzenplätze mit Seba Crypto (100 Mio), Nexthink (84 Mio) und WayRay (77 Mio) ebenfalls an die Branche, die an Lösungen für die Herausforderungen der digitalen Transformation arbeiten.
Der ITC-Sektor löste damit die Life Sciences als grösster Sektor für Risikokapitalinvestitionen ab. Investitionen in Biotech-Unternehmen nahmen um 43 Prozent auf 253 Millionen ab. Dagegen erhöhte sich das Investitionsvolumen in den Bereich Medizinaltechnik um knapp 42 Prozent auf 123 Millionen.
International auf Augenhöhe
Bei der geografischen Verteilung gab es einen klaren Schwerpunkt: Im Kanton Zürich wurden im vergangenen Jahr 515 Millionen Franken in 99 Startups investiert. Das entspricht einer Steigerung der Anzahl Unternehmen um 71 Prozent und des Volumens um knapp 89 Prozent. Prominent vertreten ist dabei der Bereich ITC, wo 64 Unternehmen insgesamt 314 Millionen Franken einsammelten.
Im europäischen Vergleich muss sich die Schweizer Startup-Szene in Bezug auf das Volumen der Finanzierungsrunden nicht verstecken. So wurden 2018 in die 20 grössten Finanzierungsrunden in Grossbritannien 2,6 Milliarden US-Dollar investiert, in Deutschland waren es 2,3 Milliarden und Frankreich 1,4 Milliarden. Die Schweiz folgte aber mit 687 Millionen für die 20 grössten Unternehmen bereits auf Platz fünf hinter Israel mit 1,2 Milliarden.
Generell lasse sich sagen, dass die Schweizer Venture Capital-Szene weiter gereift sei, sagte Maurice Pedergnana, Seca-Geschäftsführer, anlässlich einer Medienkonferenz. Die Schweiz biete für Risikokapitalgeber offenbar sehr interessante Projekte, was auch daran abzulesen sei, dass Top-Adressen wie Google, Alibaba oder Sony in Schweizer Startups investieren würden. 2018 stammte denn auch rund 60 Prozent des in solche Gesellschaften investierten Kapitals von ausländischen Geldgebern.
Ein Wehrmutstropfen bleibe aber, dass die Investitionen durch die hiesigen Vorsorgeeinrichtungen weiterhin gering ausfielen. Grosse Pensionskassen investieren gemäss Pedergnana gerade mal 0,03 Prozent ihres Vermögens im Risikokapitalbereich, obwohl dieser in den letzten Jahren im Durchschnitt zweistellige Renditen abgeworfen habe. (awp/mc/ps)