Spin-offs der Uni St. Gallen: 2800 Jobs geschaffen, 100 Mio Franken Umsatz erzielt
St. Gallen – 117 meist noch junge Firmen tragen das HSG-Spin-off-Label der Universität St. Gallen. 64 davon haben an einer neuen Umfrage teilgenommen: Sie haben im Jahr 2017 insgesamt mehr als 100 Millionen Franken Umsatz erzielt und seit ihrer Gründung über 2800 Jobs geschaffen.
Seit 2017 können sich Unternehmen, die aus dem Umfeld der Universität St.Gallen gegründet worden sind, um das HSG-Spin-off-Label bewerben. Wer ein bereits erfolgreich etabliertes Unternehmen betreibt oder wer mit seinem Startup seit mindestens zwölf Monaten am Markt ist, kann beim Center for Entrepreneurship (CfE-HSG) einen Antrag für das Gütesiegel stellen. Voraussetzung ist unter anderem, dass mindestens eine Person unter den Unternehmensgründern einen Konnex zur HSG hat – zum Beispiel als Studierender, Alumnus, Forschender oder Dozierender. Das HSG-Spin-off-Label ist sehr beliebt: Mittlerweile sind bereits 117 Unternehmen mit dem Label ausgezeichnet worden. 22 davon haben ihren Hauptsitz in der Stadt St.Gallen, 11 weitere sind in den Kantonen St.Gallen, Thurgau, Schaffhausen und Graubünden ansässig, 57 in der restlichen Schweiz, 27 im Ausland.
Digitalisierung spiegelt sich in Gründungen
Das Center for Entrepreneurship führte von Juni bis August 2018 eine Umfrage unter 64 Unternehmen mit HSG-Spin-off-Label durch. Dabei zeigte sich, dass fast die Hälfte dieser Unternehmen im Bereich «Software und Dienstleistungen» tätig sind (48%), wie zum Beispiel die IT-Unternehmen Namics und Abacus. Eine weitere grössere Gruppe von Unternehmen, die aus der HSG entstanden sind, ist im Geschäftsbereich «Lebensmittel» tätig (12%). Der grösste Teil der Unternehmen, die sich erfolgreich um das HSG-Spin-off-Label beworben haben, ist erst während der vergangenen fünf Jahre gegründet worden (73%). Mehr als der Unternehmen setzt bereits auf Machine Learning, Artificial Intelligence und Big Data. Weitere 29% beschäftigen sich auch mit dem Internet of Things, während 6% der befragten Unternehmen Blockchain nutzen.
2800 Jobs, 100 Millionen Franken Einnahmen
Die Umfrage unter den 64 Unternehmen zeigt weiter, dass rund die Hälfte bereits einen Umsatz von mehr als 500’000 Franken pro Jahr erzielt (17% sogar einen Umsatz von über 5 Millionen Franken, darunter einige mit einem Vielfachen davon). Rund 55% der Firmen haben externes Kapital beschafft, um ihr Startup zu gründen. Fast die Hälfte wandte sich dafür unter anderem an Familie und Freunde (46%), während 35% Hilfe von sogenannten «Angel Investors» erhielten und 23% von «Venture Capitalists». Ein Drittel der Unternehmen wurde mit äusserst geringem Kapital gegründet. Insgesamt haben die befragten 64 Unternehmen mit HSG-Spin-off-Label im Umfragejahr 2017 mehr als 100 Millionen Franken Einnahmen erzielt und seit ihrer Gründung über 2800 Stellen geschaffen Die 64 Unternehmen haben total rund 240 Millionen Franken Investitionskapital generiert. Und obwohl viele unter ihnen noch sehr jung sind, haben bereits rund die Hälfte (48%) die volle Profitabilität erreicht.
Einige konkrete Beispiele von HSG-Absolventen, die nah und fern erfolgreich ein Unternehmen gegründet haben:
- Iman Nahvi hat mit seiner in St.Gallen ansässigen Firma Advertima neue Software unter Mithilfe von Artificial Intelligence entwickelt, die in Firmen via «Touchpoints» die reale mit der digitalen Welt verbindet. Nahvi wurde dafür unter anderem mit dem «Coolest Start-up Award 2017» ausgezeichnet.
- Die beiden früheren HSG-Doktoranden Philipp Wustrow und Tobias Wolf haben mit «OnlineDoctor» eine Plattform für Hautprobleme ins Leben gerufen. Der User kann in wenigen Schritten mittels Handyfotos mit Dermatologen Kontakt aufnehmen und erhält auf diesem Weg medizinische Expertise. Die beiden Gründer wurden dafür 2018 mit dem Gründerpreis «Startfeld Diamant» ausgezeichnet. (Moneycab-Interview)
- Christian Bärtsch hat mit seinem in Zürich angesiedelten Unternehmen «Essento» Lebensmittel aus Insekten auf den Markt gebracht. Mittlerweile sind die Produkte in den Regalen von Coop erhältlich.
- Lea von Bidder wiederum betreibt ihr Unternehmen «Ava» von San Francisco aus. Das Fruchtbarkeitstracking via Armband wurde unter anderem 2017 zum «Start-up Nr. 1» in der Schweiz gekürt. Zudem schaffte es von Bidder sogar auf die Liste «30 under 30» des US-amerikanischen Magazins «Forbes». (Moneycab-Interview)
Erste Anlaufstelle: Startup@HSG
Gemeinsam haben die jungen Unternehmer, dass sie wie viele andere ihre Laufbahn als Studierende an der HSG begannen, wo die Initiative Startup@HSG des Centers for Entrepreneurship die erste Anlaufstelle für Startups und Unternehmertum ist. Zum Angebot gehören Coaching, Büroräume, Infoanlässe und vieles mehr für HSG-Startups und solche, die es werden wollen. 2017 führten die Mitarbeitenden von Startup@HSG fast 400 Beratungsgespräche mit Studierenden, Doktoranden, Alumni und Mitarbeitenden der Uni durch. Zur Beratung ist jedermann willkommen. Dabei spielt es keine Rolle, in welchem Status sich das Gründerprojekt befindet.
Unterstützung erhält man dabei auf breiter Ebene: Sei es eine erste Einschätzung zur Idee, ein Businessplan-Feedback, eine «Pitching Session» oder Kontakte zu möglichen Investoren. Zudem organisiert Startup@HSG zweimal jährlich die Veranstaltungsreihe «Gründergarage» mit Vorträgen, Info-Anlässen und Workshops zu verschiedensten Themen wie Crowdfunding oder rechtlichen Fragen. Ebenso verfügt Startup@HSG über einige Startup-Büros in den «Gründercontainern» auf dem Campus, welche HSG-Startups zu sehr vorteilhaften Konditionen mieten können. Zudem gehört seit Herbst 2017 ein «MakerSpace» für Workshops und Vorträge im Uni-Hauptgebäude zum räumlichen Angebot von Startup@HSG.
Startkapital für gute Ideen
Im Weiteren bietet die Initiative monetäre Unterstützung für Gründerinnen und Gründer: Jedes Jahr wird der mit 10’000 Franken dotierte Preis «HSG Gründer des Jahres» vergeben. Auch zeichnet Startup@HSG jedes Semester acht vielversprechende Personen mit dem Titel «HSG Entrepreneurial Talent» aus. Diese erhalten für die Entwicklung ihrer Geschäftsidee je 2000 Franken Startkapital. Startup@HSG bzw. das Center for Entrepreneurship arbeiten überdies eng mit anderen Partner an der HSG zusammen. So zum Beispiel mit den Career & Corporate Services, der Ehemaligen-Organisation HSG Alumni oder der studentischen Initiative START Global, die unter anderem jeden Frühling mehr als 2000 Gründerinnen und Gründer aus aller Welt zum START Summit nach St.Gallen bringt.
Seit Anfang 2018 gibt es auch den ersten St.Galler Start-up Navigator, der vom CfE-HSG im Verlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen ist. Das Buch begleitet angehende Unternehmerinnen und Unternehmen dabei, ihr Startup Schritt für Schritt erfolgreich in die Tat umzusetzen. Es verbindet evidenzbasierte Forschung mit den Best-Practice-Empfehlungen von Gründern und Führungskräften weltbekannter junger Unternehmen wie Doodle oder Airbnb. (mc/pg)