10 Jahre Museum Franz Gertsch
Ausschnitt «Maria» von Franz Gertsch. (© Franz Gertsch)
Burgdorf – Anlässlich des Jubiläumsjahres zu seinem zehnjährigen Bestehen zeigt das Museum Franz Gertsch am 17. und 18. November 2012 eine umfassende Ausstellung mit Gemälden und Holzschnitten von Franz Gertsch aus den Jahren 1980 bis 2012. Den Höhepunkt dieser Schau bilden die neuen Gemälde des Künstlers, «Maria» (2011/12) und «Bromelia»(2012) aus der Trilogie «Guadeloupe». Es handelt sich dabei um zwei Gemälde eines dreiteiligen Werks, das sich unter den Stichworten «Werden–Sein–Vergehen» mit dem Lebenszyklus auseinandersetzt.
Das monumentale Aktbildnis der «Maria», das nach einer auf Guadeloupe entstandenen Fotografie ausgeführt wurde, steht hierbei mit seiner überlebensgrossen Sinnlichkeit für das «Sein». Pünktlich zum Jubiläumswochenende enthüllt das Museum Franz Gertsch nun auch das zweite fertig gestellte Gemälde: «Bromelia»symbolisiert das «Werden»in der Darstellung einer üppigen karibischen Landschaft mit der leuchtend roten Blüte einer blühenden Bromelia-Pflanze.
Das Museum Franz Gertsch kann stolz auf eine 10-jährige Museumskarriere zurückblicken. In diesen oft auch turbulenten Jahren hat das Museumsteam viel gelernt und eine zeitgemässe und erfolgreiche Museumsstrategie entwickelt. Das Museum Franz Gertsch verfolgt seit 2010 konsequent eine erfolgreiche Ausrichtung mit Fokus auf den Werken von Franz Gertsch und internationalen Wechselausstellungen im Bereich der figurativen Malerei, Zeichnung und Druckgrafik.
„Die Ausrichtung besteht darin, qualitative Massstäbe in Malerei und Zeichnung zu setzen, auch und besonders unter Berücksichtigung des Figürlichen, der Gegenständlichkeit und ihrer Tradition.Anliegen ist es, der poetischen Kraft von Kunst einen Raum zu geben, Arbeiten mit einem leisen Charakter, einer besonderen Sensibilität zu zeigen. Das schliesst grundsätzlich andere Medien nicht aus. Jedoch hat die Sensibilisierung der Wahrnehmung jenseits von Globalisierungskonzepten thematischer Natur Vorrang.“
(Pressemitteilung des Museum Franz Gertsch, 2010)
Das Museum Franz Gertsch kann auch im Bereich der Kunstvermittlung Erfolge verbuchen. So konnte im Jahr 2011/12 der neue Workshopraum eröffnet werden in dem wir mit Hilfe der modernen Infrastruktur und unseren qualifizierten KunstvermittlerInnen professionelle Workshops für Erwachsene, Kinder und Schüler anbieten.
Museum Franz Gertsch
Das Museum Franz Gertsch wurde 2002 im Herzen der Stadt Burgdorf eröffnet. Gezeigt werden neben Werken des international bekannten Schweizer Künstlers Franz Gertsch auch Wechselausstellungen mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland. Kern der Museumssammlung bilden monumentale Gemälde von Franz Gertsch und grossformatige auf Japanpapier gedruckten Holzschnitte ab dem Jahr 1986. Einzigartig ist der Werkzyklus «Die vier Jahreszeiten», jeweils ein Waldstück, fotografiert im Frühling, Sommer und Winter und auf einer 3x 5 Meter grossen Leinwand realistisch als Malerei wiedergegeben.
Die Geschichte
Im April 1998 kam es zu einem Treffen zwischen dem Burgdorfer Industriellen Willy Michel und dem Künstler Franz Gertsch in dessen Atelier in Rüschegg. Die Werke machten tiefen Eindruck bei Willy Michel, und schon bald nach dieser ersten Begegnung fasste er den Entschluss, in Burgdorf auf dem Areal der ehemaligen Milka Käserei AG ein Museum für eine zukünftige Gertsch-Sammlung zu errichten.Willy Michel beauftragte das Architekturbüro Jörg & Sturm mit dem Museumsprojekt, der Baubeginn erfolgte im Sommer 2000; schon im Oktober 2002 konnte das Museum feierlich eröffnet werden.
Den Grundstock der Museums-Sammlung bildet die im Herbst 2001 gegründete Stiftung Willy Michel. Willy Michel brachte fünf grossformatige Gemälde und ein Konvolut an Holzschnitten, Franz Gertsch weitere Holzschnitte als Schenkung in die Stiftung ein. Ein mit Jean-Christophe Ammann, Barbara Luginbühl-Sieber, Guido deWerd, Peter Everts, Tobia Bezzola, Willy Michel und Franz Gertsch hochkarätig besetzter Stiftungsrat steht dem Museum in wichtigen Fragen beratend zur Seite.
Franz Gertsch
Franz Gertsch, geboren 1930 in Mörigen/CH, zählt zu den bedeutendsten Schweizer Künstlern der Gegenwart. Von seinem internationalen Durchbruch an der documenta 5 in Kassel 1972 bis heute hat Gertsch ein reiches malerisches und grafisches Werk geschaffen, das eine ganz besondere Annäherung an die Wirklichkeit vornimmt. Realität bedeutet für Franz Gertsch nicht nur eine malerische sondern auch eine konzeptionelle Herausforderung. Obgleich er von Fotos bzw. von Diaprojektionen ausgeht, folgen die Bilder einer eigenen Logik, die auf absolute Stimmigkeit aller Elemente zielt. Einen besonderen Stellenwert im Werk von Franz Gertsch nehmen die Holzschnitte ein. In einer bislang unbekannten Präzision in der Ausführung und in Monumentalformaten, die schon allein bei der Papierherstellung an die Grenzen des Machbaren stossen, hat Gertsch mit diesem traditionellen Medium neue Dimensionen erschlossen. Mit dem Museum Franz Gertsch in Burgdorf, unweit seines Wohn- und Arbeitsorts Rüschegg gelegen, wird sein Lebenswerk angemessen gewürdigt.
Architektur
In enger Zusammenarbeit mit Franz Gertsch entwarfen die Schweizer Architekten Hansueli Jörg und Martin Sturm aus Langnau im Emmental ebenso markante wie funktional perfekt auf die ausgestellten Werke abgestimmte Ausstellungsräume. Der 2002 vollendete Museumsbau gliedert sich in zwei Sichtbetonkuben, die im rechten Winkel zueinander stehen und einen Museumsgarten umschliessen. Die Ausstellungsfläche von insgesamt knapp 1000 m2 verteilt sich auf fünf klar proportionierte und in der Materialwahl äusserst reduzierte Räume, die sich ganz in den Dienst der Werke stellen.
Neben den Ausstellungsräumen steht den Besuchern auch ein artcafé mit 50 Sitzplätzen und eine Video-Lounge zur Verfügung, in der tagsüber eine Dokumentation über Franz Gertsch zu sehen ist. (Museum Franz Gertsch/mc/ps)
Ausstellungen:
Franz Gertsch. Momentaufnahmen | 22. September 2012 bis 3. März 2013
Cécile Hummel (Kabinett) | 22. September 2012 bis 6. Januar 2013