Chur – Die Entstehung des Bündner Kunstmuseums geht auf die Gründung des Bündner Kunstvereins zurück, der sich zum Ziel setzte, die Kunst in Graubünden zu fördern. Die Sammlung fand 1919 ihren Ort in der Villa Planta, die seither als Museum dient.
Mit der Zeit veränderten sich die Ansprüche: Die Sammlung ist kontinuierlich gewachsen, die Bedeutung der Wechselausstellungen nahm zu und die Anforderungen an das Museum als öffentliche Institution sind ständig gestiegen.
Das Bündner Kunstmuseum, der Bündner Kunstverein und die Stiftung Bündner Kunstsammlung blicken auf eine bewegte Geschichte zurück und bieten seit 2016 in einem erweiterten Kunstmuseum ein interessantes Programm an: Dazu gehören die attraktive Präsentation der Sammlung, vielseitig ansprechende Ausstellungen sowie ein reiches Angebot an Führungen und Veranstaltungen. Das Jubiläum soll sich auf allen Ebenen spiegeln. Das Bündner Kunstmuseum soll ein Ort der lebendigen Kunst und der Begegnung mit Kunst sein.
Zu allen Ausstellungen gibt es ein attraktives Rahmenprogramm mit zahlreichen Sonderveranstaltungen.
Martin Disler
Die Umgebung der Liebe
16. Februar – 26. Mai 2019
Der Solothurner Künstler Martin Disler (1949-1996) hat das 140m lange, 4,50 m hohe Panorama-Bild «Die Umgebung der Liebe» 1981 im Württembergischen Kunstverein Stuttgart in einer einzigartigen Aktion während nur 4 Nächten gemalt: jede Nacht ein Bild von 35 Metern Länge! Das monumentale Gemälde ist das bekannteste und legendärste Werk des wichtigen Exponenten der neuen expressiven Malerei. Obwohl es nur wenige gesehen haben, wurde das Bild schnell bekannt und mit ihm sein Schöpfer. Seit den 1980er Jahren ist das Gemälde eingelagert. 2007 hat die Gottfried Keller Stiftung das Gemälde erworben und damit ein Zeichen gesetzt, dass dieses einzigartige Werk von nationaler Bedeutung ist. Die Präsentation des Bildes im Bündner Kunstmuseum wird mit grosser Spannung erwartet.
Flurin Bisig
Am Saum des Sinnes
16. März – 18. August 2019
Flurin Bisig (*1982) orientiert sich in seinem Schaffen an den Konstruktivisten, bezieht aber auch viele Einflüsse aus der Kunst der Moderne und aus der Architektur mit ein. Im Bündner Kunstmuseum zeigt er eigens für die Ausstellung aus Wellblech gefertigte Objekte, denen er Skulpturen aus Holz und Marmor entgegensetzt. Die unterschiedlichen Materialien setzen verschiedene Arbeitsweisen und einen anderen Umgang mit Skulptur und Raum voraus. Diese Spannung ist der Ausgangspunkt für die Ausstellung. Neben den bildhauerischen Arbeiten hat Bisig einen Werkkomplex von farbigen Papierarbeiten entwickelt, die er Faltungen nennt. Die zeichnerisch anmutenden und meist gerahmt gezeigten Serien sind eine Überführung des skulpturalen Denkens in eine zweidimensionale Form.
TRANSVERSAL
Landschaften aus der Sammlung
16. März bis 24. November 2019
Der Schwerpunkt der Sammlung des Bündner Kunstmuseums liegt auf der Schweizer Kunst mit Bezug zum Kanton Graubünden, seit mehreren Jahren auch auf internationale Gegenwartskunst mit Bezug zum Bergkanton. Die Sammlung des Bündner Kunstmuseums entwickelte sich seit seiner Gründung aus der spezifischen kulturellen Situation Graubündens. Dazu gehört die Prä-gung durch die Gebirgslandschaft ebenso wie das Wechselspiel von Auswanderung und Touris-mus. Künstlerinnen und Künstler kommen und gehen, tragen das Besondere in die Welt und bringen die Welt nach Graubünden. In der Sammlungspräsentation TRANSVERSAL werden zusammen mit ausgewählten Leihgaben verschiedene Aspekte von Landschaftsdarstellungen thematisiert.
Aus der Tiefe der Zeit
Kunst in Graubünden vor 1530
14. April – 15. September 2019
Der Anfang des Bündner Kunstmuseums liegt in der Villa Planta. 1919 wurde sie als Museum eingerichtet. Für das 100-Jahr-Jubiläum rückt das Kunstmuseum den Blick nicht auf die letzten hundert Jahre, sondern auf Kulturgüter aus Graubünden, die vor 1530 (vor der Reformation) entstanden sind. Damit wird dem Kunstschaffen in diesem Kanton eine historische Tiefe verliehen. Für das Projekt konnte der Architekt Peter Zumthor gewonnen werden. Zu sehen sind nicht die originalen Objekte, sondern zeitgenössische Aufnahmen des Fotografen Florio Puenter. Mit den Augen von heute schauen wir auf eine grosse künstlerische Tradition.
Passion
Bilder von der Jagd
22. Juni – 27. Oktober 2019
Obwohl die Jagd in Graubünden schon beinahe eine Art „fait social total“ ist, hat das Bündner Kunstmuseum Chur das Thema noch nie explizit behandelt. Auch wenn die Ausstellung lokal verwurzelt ist, greift sie weit über Graubünden hinaus. Sie versteht sich als Reflexion über ein Thema, das sich künstlerisch besonders reich ausgedrückt hat, und zeigt Werke internationaler Künstlerinnen und Künstler vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart. Sie thematisiert den mythologischen Überbau von Artemis und Diana bis zum heiligen Hubertus. Sie spürt dem Zusammengehen von Eros und Thanatos nach, zeigt die Jagd als Bühne der Macht, illustriert die Bedeutung von Trophäen, fragt nach der Wildnis als Sehnsuchtsort und dem Wunsch nach „Ferien vom Menschsein“ bei einer Tätigkeit, in der sich „das Rätsel des Todes mit dem Rätsel des Tieres vervielfältigt“ (Ortega y Gasset).
Andriu Deplazes
Manor Kunstpreis 2019
14. September 2019 – 12. Januar 2020
Andriu Deplazes (*1993) malt figurative Bilder in Öl auf Leinwand. Der Mensch und die Natur sind die einzigen Motive. Technisch klassisch ausgeführt strotzen die expressiven Gemälde vor psychedelischen Farbtönen. In diesen imaginären Landschaften hat nichts vom Menschen Gefertigtes Platz. Die Körper der Menschen zeigen sich dazu proportional seltsam verzogen, hüllenhaft, unbehaart und besitzen keine eindeutigen Geschlechtsmerkmale. Die Natur wiederum malt Deplazes abweisend in Form von Wüsten, Sumpflandschaften oder alles verschlingenden Urwäldern. Die Kluft zwischen Mensch und Natur klafft auf und die entstehende Entfremdung springt den Betrachter förmlich an.