Alpenquerung «GTA»: Noch vier Jahre bis zum Mittelmeer
65 Etappen, 66.000 Höhenmeter: die Grande Traversata delle Alpi ist mehr als ein Fernwanderweg von ursprünglicher Schönheit. Der Fotograf Michael Martin hat im Piemont das authentische alpine Italien erlebt.
Acht Stunden reine Gehzeit, 1670 Höhenmeter rauf, 1230 runter. Es sind unmissverständliche Zahlen: Die vor uns liegende Etappe 30 wird herausfordernd. Ich lese die Daten noch einmal bei einem kargen Frühstück in der Albergo Setugrino, blättere noch ein bisschen in dem kleinen Wanderführer mit dem prägnanten Titel «GTA» und trinke meinen Caffè Latte aus. Dann schultern meine Frau Elly und ich unsere Rucksäcke und gehen los.
Den vierten Sommer in Folge sind wir auf der «Grande Traversata delle Alpi» unterwegs, auf Deutsch: grosse Überquerung der Alpen. Der Begriff ist keineswegs übertrieben. Vom schweizerischen Tessin bis an das Mittelmeer bei Ventimiglia sind es 65 Etappen, fast alle liegen in der italienischen Provinz Piemont. Jahr für Jahr nehmen wir uns einen Teilabschnitt vor.
Sofort geht es steil bergauf, zunächst durch ausgedehnte Lärchenwälder, wie schon so oft. Nach knapp zwei Stunden haben wir die verlassene Alm Gias Nuovo erreicht. Eine Stunde später dann – bereits über der Baumgrenze – die bewirtschaftete Alm Gias di Mezzo. Kühe stehen auf den saftigen Wiesen, aber es ist niemand zu sehen. Bis zum Abend werden wir auch keinem mehr begegnen. Regelmässig stossen wir aber auf die vertraute, rotweisse Markierung mit den drei Buchstaben GTA.
Die Idee für den Fernwanderweg wurde in den Siebzigerjahren in Frankreich geboren, von Italien in den Achtzigern übernommen und wäre heute längst eingeschlafen, hätte nicht der deutsche Geograf Werner Bätzing die GTA mit seinem Engagement und seinem zweibändigen Wanderführer in Deutschland bekannter gemacht. Aber auch als ein grosser Bergverlag vor fünf Jahren ein weiteres, deutlich kompakteres GTA-Buch herausbrachte, kam es nie zu Karawanen von Bergwanderern, wie man sie vom Fernwanderweg E5 von Oberstdorf nach Meran kennt.
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Homepage Michael Martin